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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0195
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Bmckenheim.

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Heuchelbergstraße und auf der Straße nach Schwaigern trifft man unter
dem Straßenkörper ein Pflaster, das bis zur Höhe „Heiligkreuz"
fortsctzen soll; ohne Zweifel haben wir es hier mit einer ursprüng-
lichen Römerstraße zu thun, die von den südwestlich von Brackenheim
gelegenen Sieinäckern auf den Heuchelberg führte und sich dort an
die römische Heuchelbergstraße anschloß. Aus dcn Steinäckern sollen
nämlich schon Gebäuderefte gefunden worden sein, und der Name
Steinäcker deutet in dem Zabergäu fast untrüglich aus einen ehemaligen
römischen Wohnplatz. Jn dem Gemeindewald Haberschlacht befindet
sich ein altgermanischer Grabhügel. Gänz nahe (nordöstlich) bei
Brackenheim rechts vom Weg nach Dürrenzimmern stand auf einem
Bergvorsprung eine Burg, von der nur der Grabeu theilweise noch
sichtbar ist. Etwa '/§ Stunde nordwestlich von der Stadt kommt
die Flurbenennung „Schanze" vor und nur ^ Stunde südöstlich
von der Stadt wird eine Stelle „Sieh dich sür" genannt; beide
Punkte deuten auf ehemalige Wachposten. Aus der nördlich der Stadt
gelegcnen Flur „St. Johann" soll eine Kapelle gestanden sein. Am
Wurmbach an der Straße nach Frauenzimmern soll es geisten.

. E. Meicr, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben,
führt von Brackenheim^solgende Sagen auf:

Einmal um Weihnachten fand eine Frau in der Kuhkrippe des
Klosters zu Brackenheim eine ganze Handvoll lichtrother Johannis-
vögel (Johanniswürmchen), und wußte nicht, was fie damit anfangen
sollte, und warf sie hinaus. Hätte sie etwas von ihrem Zeuge,
z. B. nur die Schürze, darüber gelegt, so wäre ste steinreich gewor-
den; es war offenbar ein Schatz, der gehoben werden sollte. — Ein
anderes Mal kam der Mann dieser Frau auf den Boden und sah
hier cinen großen aufgeschüttetcn Haufen solcher goldigen Johannis-
vögel, und rief: „o Jes, was ist das!" da war plötzlich der ganze
Haufen fort. Wieder ein anderes Mal trat der Mann in die Kam-
mer und sah helle Flammen aus dem Boden schlagen und schrie:
„o Gott, es brennt, es brennt!" unv sogleich war Alles spurlos
perschwunden; denn solche Schätze, die sich zeigeu, dürfen nicht be-
schrieen werden.

Eine arme Frau in Brackenheim nährte stch mit Spinnen und
war so fleißig, daß sie oft ganze Nächte hindurch an der Kunkel
saß. Wenn aber der Mond schien, so steckte ste kein Licht an, son-
dern spann im Mondschein. Da trat einmal mit dem Schlage zwölf
ein Mann herein und brachte ihr einen Arm voll Spindeln und
sagte: „Wenn du die nicht noch in dieser Nacht voll spinnst, so ists
aus mit dir und ich werde dich holen." Da ward es der Frau
angst; aber ein guter Geist gab es ihr ein, daß fie die Spindeln
nur Einmal überspann und so noch zu der beftimmten Stunde fertig
wurde. Dieser Mann, welcher der Böse selbst war, kam auch richtig

Beschr. v. Württemb. S5. Heft. Oberamt Brackenheim. 12
 
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