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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0199
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Brackenheim.

181

Wittwe Anna Sabina, geb. Prinzessin von Holstem-Sonderburg, mit
ihren Kindern, und erhielt auch in dem fürstbrüderlichen Verglcich
vom 31. Jan. 1650 statt des Schlosses Brenz das hiesige Schloß
in der Weise eingeräumt, daß es zn keiner Folge dienen sollle; end-
lich nahm Herzog Eberhards III. zweite Gemahlin Maria Dorothea
Sophia, geb. Gräfin von Oettingen, gemäß einer Verfügnng des
Herzogs Wilhelm Ludwig vom 3. Sept. 1674 von Schloß, Stadt
nnd Amt Brackenheim Besitz und bchielt dieselben als Widerlage
ihres Heirathsguts bis zu ihrem Tode im Jahre 1698 (Sachsen-
Eisenachsche Deduktion gegen Württemberg 1700 fol. 139 ff.), wenn
sie auch wegen des Brandes vom Jahr 1670 das Kirchheimer Schloß
als WittweWitz beziehen mußte. Zm Uebrigen diente das Schloß
vorzugsweise den Obervögten zur Wohnung, ferner im Kriege hohen
Offizieren, bei Jagden den regierendcn Herzogen zum Aufenthalt (so
den Herzogen Eberhard Ludwig 1724 und 1728, Administrator Karl
Friedrich 1739, Karl Eugen 1748, 1753, 1769, 1770 und 1774
(Klunzinger 2, 25 u. 26).

Aus der Kriegsgeschichte, soweit sie nicht im allgemeinen Theil dar-
gestellt ist, sind folgende Thatsachen hervorzuheben. Den 20. Okt. 1277
siegte Graf Hartmann von (Mark-) Gröningen über das Kriegsvolk
K. Rudolss I. nahe bel Brackenheim, indem er mit gcringer Mann-
schaft die tapfersten Edlen und 20 ihrer Knechte, die wohl gerüstet ihm
einen Hinterhalt gelegt hatten, gefangen nahm und sie in die Stadt
Markgröningen brachte (Heyd, Gesch. der Grafen von Gröningen
S. 82). Während des 30sährigen Kriegcs (s. Klunzinger 2, 28 — 3 8)
hatte die Stadt wie das Oberamt überhaupt, besonders durch Ein-
quartierung, Kontributionen und Seuchen viel zu lciden. Den
7. Sept. 1633 wurde die Brackenheimcr Eompagnre durch cinen
Aussall der Besatzung von Villingen sehr geschädigt; vom Febr. bis
Juni 1635 befand sich hier Piecolominisches Quartier, wobei 853
Eimer 7 Maas alten Weins und 1515 Eimer 15 Jmi 7 Maas
neuen Weins aufgingen und Oberstlieutenant Piccolomini selbst 105
Eimer 8 Jmi 1 Maas alten und 174 Eimer 6 Zmi 4 Maas neuen
Weins erhielt. Nach dem vogteilichen Berichte vom 1. Okt. 16 52
waren damals von 220 Bürgern noch 99 übrig, von 564Mor-
gen Weingarten waren 3 98^ wüst, von 1369 Morgen Aeckern
desgl. 391, von 255 Häusern nnd Scheuern 35 unbewohnt und
57 ganz zcrstört. Aehnliches Ungemach hatte die Stadt in den
sranzösischen Kriegen seit Ende des 17. Jahrhunderts. Jm Jahre
1688 forderten die Franzosen von ihr 13,000 fl. Kontribution;
1693 erlitt sie großcn Verlust an Fahrniß u. dergl. durch Plünde-
rung Seitens der Franzosen, welche 6000 fl. Kontribution forderten,
worauf die Herzogin - Wittwe Maria Dorothea Sophia sich ihres
Widdums annahm, einen Theil des Geldes aus anderen Orten her-
 
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