Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0206
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
188

Ortsbeschreibimg.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Felvbau,
Viehzucht, Wein- und Obstbau; von den Gewerben sind nur die
nothwendigsten vertreten. Hiesige Schreiner arbeiten auch nach außen.

Die westlich vom Ort gelegene Hengft- oder Kleemühle hat zwei
Mahlgänge und einen Gerbgang, sowie eine Ortsmahlmaschine. Drei
Schildwirthschaften, cine Gassenwirthschaft und drei Kramläden sind
im Ort. Handcl wird wenig getrieben, die hiesigen Einwohner lassen
sich nicht daraus ein; nur zwei Händlcr mit Ferkeln und Läufer-
schweinen wohnen hier und setzen nach Heilbronn ab.

Die Vermögensverhältnisse sind im Durchschnitt gut und besser
als in manchen Orten des Oberamts oder dcs Landes; es gibt weder
zu reiche noch zu arme Leute. Der Vermöglichste hat etwa 30, der
Mittelmann 10—20, die minder bcmittelte Klasse —10 Morgen
Grundbesitz. Aus angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger
gegen 200 Morgen Güter. Armenunterstützung genießt nur Eine
Person, und in den letzten 18 Jahren kam nur ein einziges sörm-
liches Gantverfahren vor.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme der sür den Wein-
bau benützten Ausläufer des MichaelsbergS eine slachwellige Lage
und einen leicht zu bebaucnden fruchtbaren Lehmboden. Der an den
Ausläufern des Michaelsbergs anstehende unterc Keupermergel be-
günstigt den Weinbau, und es erlanben die Bodenverhältnisse in
Verbindung mit dem mildcn Klima den Anbau sämtlicher in Würt-
temberg üblichen Kulturgcwächse. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des allgemein ein-
geführten Brabanterpflugs und der Walze sehr fleißig und gut be-
trieben; auch die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und die
Jauche wird sorgfältig gesammelt. Außer den gewöhnlichen Düngungs-
mitteln wird noch Kompost und Asche benützt. Zum Anbau kommen
Dinkel, Haber, Gerste, Roggen und nur wenig Weizen, von Brach-
und Handelsgewächsen Kartosseln, sehr viel Futterkräuter (dreiblättrigev
Klee, Luzerne, Brachwicken) Angersen, Zuckerrüben, Butterreps,.
Eichorie, etwas Mohn und Hans. Von den Fclderzeugnissen könnew
über den eigenen Bedars etwa 1000 Schessel Dinkcl, 200 Schesfeb
Gerste und 150 Sch. Haber nach außen abgcsetzt werden.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liesert zum größeren Theil
ein mittelgutes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird, und der
an den Ausläufern des Strombergs meist auf Keupermergel getriebene
Weinbau gibt einen angenehmen haltbaren Wein, der besonders
in vie oberen Gegenden des Landes und in den Schwarzwald seinen
Absatz findet. Man baut hauptsächlich Silvaner und schwarze Riß-
linge. Jn den letzten zehn Jahren bewegten sich die Preise von 20
bis 80 fl. sür den Eimer.

Die im Zunehmen begrissene Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt
 
Annotationen