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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Hartmann, ... [Red.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0245
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Dürrmzimmeni

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Viehzucht, Weinbau, Obstbau uyd Gewerben; unter lctzteren sind die
Schubmacher am stärksten vertrcten, dann die Weber u»d Schueider,
die auch nach außcn arbeiten. Auch liegen auf dcr Acarkung und
bielen manuigfachen Verdicnst drei Weikstcinbrüche, Eigenthum der
Gcmcinde, im Gemeiudewald Heidelberg, daun eine Lehmgrube, eine
Kiesgrube nnv cin sehr bcdeutcnder Gipsbruch, Eigenthum eines Viirgers
in Brackenheim, dcr den Gips dafelbst mahlen läßt. Drci Schild-
wirthichasten und ein Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhällnisfe nnd Acittel zum Auskommen der
Cinwohner siud im Ganzen gut; der begütertste besttzt 40 Morgen
Feld und einen Morgen Walv, der Biittelmann 12 —15, die ärmere
Klasse 2—3 Morgen Fcld. Hicsige Bürger haben auf Brackenheimer
Maikung ctwa 100, auf Meimsheimer 50, auf Hausener 80 uud
auf Licipperger etwa 6 Morgen. Gemeindeunterstützuiig beziehen drei
Personen. Gegcnwärtig zählen 5 Leute 80 Jahre und darüber.

Cin bedeutender, dcn 24. Okt. 1743 hier geborener Mann ist
Jakob Frievrich Rösch, Sohn des hiesigen Adlerwirths, geft. den
8. Januar 1841 in dem feltenen Alter von mehr als 97 Jahren;
ini I. 1771 als Profcffor der Mathematik auf der Solitude auge-
stellt, im I. 1794 Erbauer der Icoßlühl- oder uach ihm sog. Röschcn-
sckanze gegen die Franzosen, in der Folge Lehrer des Erbprinzen sp.
Königs Wilhelm in der Artillerie und Kriegsbaukuust, im I. 1799
Nitter dcs Militärverdicustoidcns, im I. 1803 zum Oberst beföidert,
als welcher er aus dcm aktiven Staalsvieust austral. Er war Schrift-
steller übcr Geographie, Geschichte, Baukunft (S. Schwäb. Merkur
v. 14. Jan. 1841).

Die im Verhältuiß zu der Einwohnerzahl gerade nicht große
Markung hat mit Ausnahme der in dieselbe noch eingreifenvcn Aus-
läuser des Heuchelbergs und der Gchänge gegcn das nicht tief cin-
gcfurchte Kiesbachthälchcn eine flachwellige Lage und einen fruchtbaren
Bodcn, der, soweit cr für den Ackerbau bcnützt wird, meist aus einem
ticfgründigeu Lchm bestcht, während die aus den untercn Keuper-
gipsmergeln bcstehenden Ausläufer des Heuchelbergs mit Vortheil dern
Weinbau dienen. Auch die klimatifchen Veihältnisse sind günstig und
erlaubcn den Aubau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse;
fchädliche Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen selten vor.

Die Landwirihschaft wird gut uud fleißig betrieben; von ver-
bcsscrten Ackergeräthen stnd dcr Brabanterpflug und die Walze bei-
nahe allgcmein cingeführt; auch sinv die Düngerstätten zweckmäßig
eingcrichtet unv die Iauche wird sehr sorgfältig gesammelt. Man
baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen hauptsächlich Dinkel,
Haber, Gerste, serncr sehr viel Futterkräuter (dreiblättrigen Klee und
Luzerne), Kartoffeln, Angcrsen, Hanf und nur fehr wenig Zucker-
rüben. Von den Getreidecrzeugnissen können jährlich etwa 600 Scheffel
 
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