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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Hartmann, ... [Red.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0342
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324

Ortsbeschreibung.


Die interessautesten tleberreste und sprechendsten Beweise von der
Ansiedlung der Römer bei Meimsheirn sind die zwei an der Kirche
befindlichen röm. Denksteine, von denen der eine in der Mauer inner-
halb der Sakristei eingemauert ist und nach der darauf angebrachten
Jnschrift von einem Sohn scinen verstorbenen Eltern gesetzt wurde;
der andere, erst im Iahr 1838 von Finanzrath Paulus entdeckte,
Lildet den sirdmestlichen Eckstein in der Grundmauer der Kirche und
wurde nach der daraus befindlichen Jnschrift dem Kaiser Caracalla
wegeu eines über die Deutschen ersochtenen Siegs in den Jahren
zwischen 213 und 217 n. Chr. zu Ehren gesetzt (über beive Jn-
schriften s. den Absch. „Römische Alterthümer"). Ohne Zmcifel stand
an der Stelle der jetzigen Kirche einst ein römischer Tempel, von
dessen Trümmern die Kirche theilmeise erbaut wurde und modurch
glücklicher Weise die beiden Jnschriften erhalten blieben. Bemerkens-
werth ist die Volkssage, daß in dieser Gegend die Heiden eine große
Schlacht geschlagen haben, eine Tradition, welche durch die Jnschrift
des dem Kaiser Caracalla geweihteu Denksteins bestätigt wird. Nnter
der Scheune des Friedrich Hoizwarth wurden regelmäßig angelegte
Reihengräber mit menschlichen Skeletten und Wafsen aufgefunden, die
uns uachweisen, daß bei MeimSheim bald nach dem Abzug der Römer
die Alemannen sich scstsetzten. Auch dcr auf der Markung vorkommende
Gewandsname Schelmeurain deutct auf eine alte Begräbnißstätte.

Auf der südlich vom Ort gelegenen Anhöhe, das Burgstättle
genannt, saud man in neuerer Zeit Grundmauern, Osenreste rc.;
hier ftand wohl die Birrg dcr Herren von Gemmingen. Nach der
Volkssage soll an dieser Stelle schon östers ein weiß gekleidetes Burg-
sräulein gesehen worden sein, und unter den Hälden, au dcr Lauf-
sener Straße beim unteren Wässerungswehr habe fich srüher ein Reiter
ohne Kops gezeigt, aber in den bodenlosen Löchern aus den Wiesen
sollen Oioß und Reiter versunkcn sein.

Zu der Gemeiude gehören:

Bellevue, hat etma 20 Minuten südlich von Meimsheim
«ine hohe freie Lage, von der man eine reizende Ausficht genießt.
Der Hof besteht aus einem von Kaufmann Ronden in Bönnigheim
1841 aus einer ehemaligen Kleemeisterei geschmackvoll umgebauten
Wohnhaus nebft einigen von dem jetzigen Besitzer, Christian Fröhlich,
-erbauten Oekonomiegebäuden. Das einige 100 Schritte entfernte
Wasch- und Backhaus murde aus den Ueberresten eines ehemaligen
Iägerhauses hergestcllt^ Der in der Nähe gestandene z. B. 1634
erwähnte Landthurm ift abgegangen. Zu dem Hof gehört ein 61
Morgen großes Gut (56 Morgen Aecker und 5 Morgen Weinberge),
das von dem Besttzer im Dreiselversystem rationell bewirthschaftet wird.

Die obere S ch elleumühle, etwa 6 Minuten unterhalb
Les Orts an der Zaber gelegeu; sie ist eine Mahl- und Kunftmühle
 
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