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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0445
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Stethen am Hcuchelberg.

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die meist den Winter übcr bezogen werden. Das Eizengniß gchört
zu den mittelmäßigen und wird hauptsächlich in vas Badische abge-
setzt. Der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 9 Eimer und die
Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von
23 — 80 st. Die in mäßiger Ausdehnung betriebene Obstzucht be-
schäftigt sich vorzngsweise mit Mostsorten und Zwetschgen und erlaubt
nur in günstigen Zahrgängen cinen nicht bedeutenden Verkauf nach
außen. Die Jungstämme werden aus der Gemeindebaumscbule und
aus dem Walde bezogen.

Die Gemeinde besttzt 800 Morgen Waldungen (vorherrschend
Laubhölzer), die sährlich 86 Klaster und 16—1800 St. Wellen
ertragen; hievon erhält jeder Ortsbürger 50 St. Wellen, während
das Oberholz zu Gunsten der Gemeindekasse um 15—1800 st. ver-
kaust wird. Außer dieser Einnahme bczieht die Gemeinde ans der
Brach- und Stoppelweide 525 st. Pachigeld, aus der Pferchnutzung
500 fl. und aus verpachtetcn Güterstücken etwa 600 st.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem
Belang, dagegen die des Rindviehs in gutem Zustande; man hält
einen tüchtigen Neckarschlag mit Simmenthaler Kreuzung und hat
zur Nachzucht 2 Farren vom Neckarschlag und einen von der Sim-
mcnthalerrace aufgestellt. Der Handcl mit Vieh ist von einigem
Delang, während die Viehmastung nur in mäßigcr Ausdehnung ge-
trieben wird. Ein Ortsschäser läßt den Sommer uber 200, den
Winter über 400 St. Bastardschafe, die auch im Ort überwintert
werden, auf der Markung laufen. Die Schweinezucht (norddeutsche
und halbenglische Race) kommt immer mehr in Aufnahme und ge-
stattet gegenwärtig schon cinen Verkauf von etwa 350 Ferkeln und
ziemlich vielen gcmästeten Schweinen.

Der Ort bat das Recht, alljährlich im Monat Juni einen Krä-
mermarkt abzubalten.

Außer deni gewöhnlichen Stiftungsvermögen sind nur noch un-
bedeutende besondere Stiftungen vorhanden, deren Zinse meist zu
Brot an Arme verwendet werden.

Von Spuren aus der Vorzeit uennen wir die römische Heu-
chelbergstraße (Heerstraße); ein sog. Burgweg sührt von Stethen über
die Flur „Rummel" in den Hardtwald, wo sich an der badischen
Grenze mehrere altgermanische Grabhügel befinden. Bci Anlage der
Straße nach Niederhofcn ist man im Jahr 1846 eine Viertelstunde süd-
westlich vom Ort auf der Flur Höhseld aus zwei Reihengräber gestoßen,
die einen Schwertziiff und eine blaue Glasperle enthielten. Jm
Walde zwifchen Stethen und Neipperg stand auf dem Schloßbuckel,
von dem man eine ausgebreitete Rundsicht in das badische Unterland
und in die Heilbronner und Ludwigsburger Gegend genießt, cine
Burg, von der noch etwas Gemäuer und der tiese Burggraben sicht-
 
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