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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0125
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. 106

Stamm mid Eigenschasten.

allgemeinen nach den Konfessionen; während die Katholiken mehr
bunte Farben lieben, kleidcn sich die protestantischen Frauen nnd
Mädchen in dunkle Farben, und sind am Beharrlichsten in ihrer
Volkstracht. Die sog. Radhauben und die glatt auf dem Kopfe an-
liegende schwarzen Hauben (Kappen), von denen breite Bänder über
den Rücken herab hängen, stnd die allgemeinsten; in Täbingen sind
die sogen. Backenhauben üblich, Jn mchreren Orten findet man
bei den Mädchen eine ganz eigenthümliche Kopszierde, die sogen.
Schappel; es ist dieß eine Art Krone, die auf einen kleinem Neif,
der aber das Haupt nicht umschlicßt, sondern künstlich auf demselben
befestigt werden muß. Auf diesem Neif erhcbt sich ein Drahtgeflecht,
das mit Flittergold nnd allerlei glänzenden beweglichen Gegenstän-
den, wie farbiges Glas, Metallstücken rc. besetzt und behängt ist. Die
Schappel wird von den Mädchen nur bei kirchlichen Feierlichkeiten, z. B.
bei Taufen, Hochzciten und kirchlichen Festen getragcn. Die jüngere Ge-
neration hat jedoch schon angefangen, diesen gut kleidenden Kopfschmuck
dnrch künstlich gemachte Blumenkränze zn ersetzen. Der übrige Anzug
besteht bei dem weiblichen Geschlecht vorherrschend aus einem schwarzen,
auch grünen oder rothen vielgefältelten Wilflingrock, schwarzem
Spencer von Tuch, Tast oder Sammt, der meist offen über den
Koller getragen wird, größtentheils farbige, seidene Schürze, die in
einigen dem Schwarzwalde näher gelegenen Orten sehr groß getragen,
und mit den unteren Ecken (Zipfel) rückwärts zusammen gebunden
wird. Das seidene Halstuch wird meist bunt — und in einzelnen
Orten so getragen, daß- es das Kinn noch bedeckt. Die Strümpfe
sind weiß und in Schwenningen roth, in Flötzlingen theilweise blau.
Jn einigen Ortcn, wie z. B. in Herrenzimmern und Jrslingcn,
flechten die Jungfrauen rothe, in Deißlingen grüne Bänder in die
Zöpfe. Jn Flötzlingen tragen die Jungsrauen Leibgürtel, die aus
3—5 silberähnlichen Metallkettcn bestehen. Die schönste und nament-
lich bei dem weiblichen Geschlechte am reinsten erhaltene Volkstracht
trifft man in Schwenningen, wo die Tracht der Baar noch in den
Bezirk hereingreift; hier tragen die Männer schwarze Schlapphüte,
dunkelblaue Tuchröcke mit kurzer Taille und schwarzen Knöpfen,
schwarze kurze Lederhosen, scharlachrothe oder schwarzmanchestcrne
Vrusttücher, weiße Strümpfe und Bundschuhe. Die weiblichen Per-
sonen tragcn anliegende schwarze Kappen, von denen breite schwarze
Bänder über den Rücken hinabhängen, reichgefältelte glänzendschwarze
Zeugklcider, die gegen unten mit schwarzem Tuch, sog. Belege, be-
setzt sind und je nach Vermögen schmäler oder breiter angebracht
werden. Auch die Brust und der Rücken ist von feinem schwarzen
Tuch und mit schwarzem Seidedamast oder Orlcans besetzt, die Brust
 
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