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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0193
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RottmeiU

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Linim einerscits bis an die Südwestccke, andererseits bis an die Nord-
westecke dcr ummauerten Altstadt angelegt gewcsen sein, sie sollen an-
fänglich aus einem Grabcn und Pallisadenwerk bestanden haben (?) und
an ihre Stelle erst später die Mauern getreten sein. Viel wahrscheinlicher
ist jedoch, daß die Mauern zugleich mit dem sehr alten Thurm ange-
legt wurden, hiefür spricht ihre mit dem Thurm übereinstimmcnde
Konstruktion und die sichtliche ehemalige Verbindung mit dcmselben,
die nur mit Gewalt von dem Thurmgemäuer abgespitzt werden
konnte; und zwar ließ man vom Hochthurm aus zum Theil noch
erhaltene Doppelmauern mit Vorgraben herablaufen. Es entstand hie-
durch ein beinahe gleichschenkeliges Dreieck, dessen Basis die westliche
(innere) Stadtmauer bildete, von der aus die beiden Schenkel des Drei-
ecks am Hochthurm zusamnien liefen. Ueberdicß wurde an dieser
Spitze noch eine besondere Bastion errichtet, die laut einer daran
befindlichen Jnschrift im Jahr 1608 ausgebessert wurde (s. v. Langen
S. 30). Eine vortreffliche Fortifikation, die dem Feinde keine breite
Angriffsseite, sondern nur eiue weit schwerer zu bewältigende Spitze
entgegenstellte. Der oberste Theil des Thurmes ist viel jünger, stammt
aus spätgothischer Zeit, geht in ein niederes Achteck über und endigt
in einem hohen achtseitigen Helm; an dessen Beginn läuft ein mit
schönem schmiedcisernem Geländer versehener Umgang umher, von
denr aus man eine herrliche Aussicht genießt. Unter diesem Umgang
tritt gegen Osten ein über Eck gestelltes gothisches Erkerchen zierlich
hinaus; auch treten nach oben an den alten Theilen des Thurmes
Kragsteine heraus, die einst eine hölzerne Altane (Laufgang) trugen.
An manchen der Buckelquader zeigen sich als Steinmetzzeichen grie-
chische Kreuze. An dem Hochthurm stand das Waldthor, von dem ein
Allmandwcg durch dcn ehcmaligen innerhalb des umfriedigten Drei-
ecks gelegenen, jetzt noch stehendcn, jedoch veränderten Alpirsbacher
Pfleghof in die Stadt sührte. Später ging das Waldthor ab und
es wurde an dcr südwestlichen Seite des Dreiecks das sog. „neue
Thor" errichtet, über dem sich ein fester Thurm mit Zinne erhob;
es wurde ebenfalls später abgebrochen. An dem Thorthurm stand
die Jahreszahl 1546, die jedoch wahrscheinlich nur die Zeit einer
Renovation anzeigte, da schon im Jahre vorher dieses Thor in einem
Kausbrief erwähnt wird. An dem nordwestlichen Schenkel des Drei-
ecks stand der Pulverthurm, dessen Grundmaucrn im Jahr 1874
bei Anlcgung des Wasserbassins wieder aufgesunden wurden. Weiter
rmten stand der Flötlinsthurm, dnrch den ein Thor führte, außerhalb
desselben wurde im Jahr 1587, wie das Rathsprotokoll vom 25. Juli
dicses Jahres sagt, eine ansehnliche Bastei errichtet, „weil die Stadt
hier sonderlich blos sei." Jnnerhalb des Dreiecks stand ursprünglich
 
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