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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0377
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BühUngeir.

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jedoch größtentheils der Gemeinde Rottweil gehört, ist in der Nähe
der Fabrik aufgeschlosscn. Tie klimatischen Verhältniffe sind wie in
Rottweil.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanter- und
des amerikanischen Wendepflugs gut und fleißig betrieben; auch hat
die Gemeinde eine eiserne Egge und eine Ackerwalze zur allgemeinen
Benützung angeschafft, nebenbei befftzen mehrere Bürger gemein-
schaftlich eine eiserne Egge. Außer den in gut angelegten Tünger-
stättcn fleißig gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt
noch Gips. Kompost uud Asche in Anwendung. Nachdem in neuerer
Zeit sämtliche Güterwege hergestellt worden sind, ist an die Stetle
der Dreifelderwirthschaft der willkürliche Anbau getreten; man baut
neben den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, Futterkräuter (dreibl.
Klee, Luzerne, Esparsette), Mengsrucht, Ackerbohnen, Angersen, Kraut,
Rcps, Flachs und Hanf. Von den Felderzeugnissen können über
den Verkauf an die unbemittelteren Einwohner noch 300 Schffl.
Dinkel, 40 Schffl. Gerste, 50 Schffl. Habcr und 10 Schffl. Weizen
auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Der verhältniß-
mäßig ziemlich ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt,
liefert ein gutes nahrhastes Futter, das im Ort vcrbraucht wird.
Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende Obst-
zucht ist nicht von Bedeutung, jedoch im Zunehmen begriffen, und
erlaubt nnr in ganz günstigen Jahrgängen einen mäßigen Verkaus
nach außen.

Der jährliche Ertrag aus den vorhandenen 140 Morgen Ge-
meindewaldungen wird verkauft und von dcm Erlös 300 fl. an
die Ortsbürger vertheilt; der Rest mit 3 — 400 fl. fließt in die
Gemeindekasse. Ueberdieß bezieht die Gemeinde aus der Brach- und
Stoppelweive 30—40 fl. Pachtgeld und aus 106 Morgen All-
manden, die in 53 Parzellen je zu 2 Morgen an die Ortsbürger
verpachtei sind, 159 fl. Der Ertrag von 10 Morgen Gemeinde-
wiesen, denen auch der Pferch zukommt, wird für die Farrenhaltung
verwendet.

Pferdezucht wird nicht getrieben, dagegen ist die Rindviehzucht
in gutem Zustandc; man hält eine Kreuzung von Land- und Sim-
menthalerrace und hat zwei Zuchtstiere von gleicher Race ausgestellt.
Der Handel befchränkt sich auf das entbehrlich gewordene Vieh, da-
gegen wird Milch, etwa 15 Maß täglich, nach Rottweil und Rotten-
münster abgesetzt. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfcr 150
bis 200 Stück Bastarde und Landschafe laufen. Die Fischerei ist
nicht von Bedeutung und beschränkt sich hauptsächlich auf Schupp-

Beschr. von Württemb. 56. Heft. Oberamt Rottweil. 23
 
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