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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0463
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HkrrrnMmcni.

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178 fl, und aus einem Gemeindegrundstück, das bebaut wird, 50 fl.
Ueberdieß sind noch mehrere Gemeindegüter vorhanden, die zur Far-
renhaltung benützt werden.

Was die Viehzucht betrifst, so ist die der Pserde nicht unbe-
deutend, indem die Bespannung des Pflugs meist mit Pferden ge-
schieht; die Stuten werden auf die Beschälplatte nach Rottweil ge-
bracht. Jn ganz gutem Zustande ist die mit einer Simmenthaler-
race sich beschäftigende Rindviehzucht, zu deren Nachzncht 3 Simmen-
thalerfarren aufgestcllt siud, Der Verkauf von Rindvieh an Händler ist
ziemlich bedeutend, weniger der des Mastviehs. Herbstaustrieb findet
noch statt. Schwcinezucht wird nicht getrieben und die Ferkel bezieht
man von außen, um sie meist für den eigenen Bedarf aufzumästen.
Zwei kleine Fischweiher, in denen Karpfen »nd Schleien gezogen
werden, sind vorhandcn; der eine ist von Psarrer Nesensohn, der
andere von Pfarrer Knab angelegt worden.

Außer dem 8270 fl. bctragenden Stiftungsvermögen besteht
noch ein Schulsonds von 1488 fl.

Die Lurg Herrenzimmern.

Eine halbe Viertelstunde östlich vom Dorf liegen lang hinge-
streckt auf schmalcm Bergrücken, der sich zwischen zwei sehr tief ein-
gerissenen mit dunklem Tanncnwald bedeckten Schluchten zuspitzt, die
höchst bedeutenden aber kläglich zerbröckelten Ruinen der vormals so
prächtigen Burg der Grasen von Zimmern, die aus zwei getrennten
Theilen, dem oberen und dem unteren Schloß, bestand und deren
Hauptgebäude erst 1811 der Bedachung beraubt wurde.

Seit langen Jahren dienten die großartigen Trümmer als
Steinbruch, fast alle behauenen Steine sind daran verschwunden:
— und als ein überaus sprechendes Bild von der Vergänglichkeit
aller irdischen Pracht und Größe liegt zwischen den Ruinen der
oberen und der unteren Burg das Armenhaus, von den armen
Leuten der Gemeinde Herrenzimmern bewohnt, und zumeist aus den
Steinen der zerfallcnden Schlösser erbaut. Hinter dem Armenhause
liegt der frühere Schloßgarten, in dem noch manches duftende Heil-
kraut von der alten Burgzeit her grünt und sprost, und in dem
jetzt die armen Leute nothdürftig ihr Gemüse bauen. Die untere
Burg liegt vollständig in Trümmcrn, schön überwachsen von Ge-
strüppen und schlanken Nadelholzbäumen; an ihrer dem Berg zuge-
waudten Westseite erkennt man noch eincn großen runden Thurm.
Besser ist die obere Burg erhalten, die von der unteren durch den
früheren Schloßgarten (jetzt mit dem Armenhaus) getrennt wird.
Noch stehen hier die vier sehr hohen Umsaffungsmauern des eigent-
 
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