Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0479
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Horgen.

455

geschmückte Rippenkrcuzgewölbe auf Wandsäulchen. Die drei Altäre
sind gar zierlich geschnitzt in neugothischcm Stil, mit zartgehaltenen
Heiligenbildern, prächtigem Laubwerk und hohen seinen Baldachinen;
Kanzel, Orgelgehäuse, Taufstein und Kirchenbänke sind alle in dcm-
selben Geschmack trefflich ausgeführt. An der Südseite der Kirche steht dcr
alte unschcinbare, mit Staffelgiebeln besetzte Thurm, der für die
jctzige Kirche zu niedrig ist und durch einen schöneren ersetzt werden
soll. Die Uuterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.
Der nordöstlich vom Dors, im Jahre 1837 angelegte ummauerte
Fricdhof besitzt hübsche Grabsteinchen aus Buntsandstein und viele
schöne Schmiedeisenkreuze.

Das saubere zweistockige, im Jahre 1803 erbaute Pfarrhaus
steht bei der Kirche und ist ebenfalls von der Stiftungspflege zu
unterhalten. Das 1824 erbaute, gut erhaltene Schulhaus enthält
zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse
sür den Gemeinderath. Ein öffentliches Backhaus ist vorhanden.
Vicinalstraßen nach Hausen, Nieder-Eschach und Zimmern sichern dem
Ort den Vcrkehr mit der Umgegend.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 10 laufende Brunnen, denen
theilweise das Wasser mittelst 400^ langen Wasserleitungen zugeführt
wird. Eine Wette für Schafwasch, die auch von den Nachbarorten
häufig benützt wird, ist vorhanden. Ueberdieß fließt die muntere
vielgekrümmte Eschach durch das Dorf und nimmt in demselben den
von Mariazell herkommenden Fischbach auf; letzterer erhält etwa
Ür Stunde vor seiner Einmündung starke Zuflüffe durch den Teusen-
bach und durch eine zweite aus dem Badischen herkommende Eschach.
Ueber die Eschach sühren im Ort zwei hölzerne Brücken und ein
Steg, überdieß ist eine hölzerne Brücke über den Teufenbach angelegt.
Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen der Höllenstein-
bruunen, der Kollerwäldlebrunnen und die zwei Wiesenbruunen die
bedcutendsten sind. Periodisch fließende Brunnen, sog. Hungerbrunnen,
kommen mehrere vor.

Die allgemein geordneten und fleißigen Einwohner sind kräftige
gesunde Leute, die sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht
ihr Auskommen sichern; auch sind die meisten Handwerker vertreten,
vou denen die Maurer und Schneider nach außen arbeiten; zwei
Uhrengehäuscfabrikanten liefern ihre Ware nach Baden. Ferner be-
sinden sich im Ort eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerb-
gang und einer Hanfreibe, zwei Schildwirthschaften, worunter eine
mit Bierbrauerei, ein Kaufmann und zwei Krämer. Linnen- und
Wollspinnerei wird für den eigenen Bedarf getrieben. Die Vermö-
gensverhältniffe der Einwohner sind wegen der in den Jahren 1862,
 
Annotationen