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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0503
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Locherhof.

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deckt. Die Umgebung des Dorfs ist durchaus baumlos und die
Häuser stehen meist umnittelbar an Ackergeländen oder Wiesengrün-
den, übrigens macht der Ort, der schon ganz den Charakter eines
Schwarzwalddorfs trägt, einen nicht unfreundlichen Eindruck.

Eine Kirche ist nicht vorhanden und die evangelischen Ein-
wohner haben die Kirche in Schönbronn, die sie im I. 1858 in
Gemeinschaft mit Schönbronn und den evangelischen Einwohnern von
Sulgau erbauten, zu besuchen und auch zur Unterhaltung der Kirche
beizutragen. Auch zur Unterhaltung des Pfarrhauses in Schönn-
bronn haben die evangelischen Einwohner einen jährlichen Beitrag
von 5 sl. zu leisten, während die katholischen Einwohner weder zur
Unterhaltung der Kirche noch des Pfarrhauses in Dunningen etwas
entrichten dürfen. Die verstorbencn Evangelischen kommen auf den
Friedhof nach Schönbronn, die Katholikeu auf den nach Dunningen
zur Veerdigung. Bei dem frühern sog. unteren Locherhof, einein
jetzt dem alt Schultheißen Jäckle gehörigen Hause, steht die ehemalige
Kapelle, die 1804 in ein Backhaus verwandelt wurde, und von
der sich noch die östliche Wand und ein Kreuz auf dem Giebel er-
halten hat; im Jahr 1780 wurde in ihr noch Messe gelesen.

Das im obern Dorf stehende geräumige Schulhaus wurde
1834—35 erbaut und enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des
Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Durch den
Ort sührt die Vicinalstraße von Dunningen nach Mariazell; von
ihr zweigt innerhalb des Orts cine minder gut unterhaltene Straße
nach Schönbronn ab.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 laufende, 19 Pump-
und 15 Schöpsbrunnen, überdieß fließt der Teusenbach durch dcu
östlichen Theil des Orts; über denselben sind 4 von der Gemeinde
zu unterhaltende hölzerne Brücken angelegt. Auch die Markung ist
reich an Quellen nnd der Tcufenhach erhält auf derselben zwei kleine
Zuflüsse. Ein kleiner Weiher, der früher zu einer Mühle gehörte,
ist abgegangen.

Die betriebsamen Einwohner suchen sich ihr Auskommen durch
Feldbau, Viehzucht, Uhrenmachen und Uhrenhandel zu sichern; es
sind gegenwärtig 22 Uhrenmacher und 5 Uhrenschildmaler im Ort,
welch erstere ihre Arbeiten meist nach Königsfeld und anch nach Schram-
berg liesern, während dic Uhrenmaler sämtlich nach Schrambcrg
arbeiten. Der Uhrenhandel wird von mehr als 20 Einwohnern,
größtenthcils von den Uhrenmachern selbst, namentlich nach Bayern
hausircnd getrieben. Auch beschästigen sich viele weibliche Personen
und Kinder mit Strohflechten sür die Fabriken in Schramberg;
einige Männer arbeiten in der Palmhutfabrik in Dunningen. Eine
 
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