Karl
Lohmeyer / Rudolf Lüttich
Haar. Er hat einen breitkrämpigen, grünlichen Hut auf, über den herum weiße Straußenfedern heraus-
wachsen. — Das war ein Kopfschmuck, der für ihn charakteristisch gewesen sein muß, da er ihn auch
genau so auf dem Düsseldorfer Gemälde trägt. —
Der Heidelberger Schloßgarten im XVIII. Jahrhundert.
Von Rudolf Lüttich.
In den überlieferten Bestand der Heidelberger Schloßbauten hätten die Franzosen bei der Zer-
störung nicht so tief eingegriffen, wie es die Hände der eigenen Besitzer, der Kurfürsten von der Pfalz,
getan hätten, wenn die umfassenden Pläne zu Neubauten von Johann Wilhelm und Karl Philipp aus-
geführt worden wären1. Man weiß, daß nichts Geringeres geplant war, als den Ruprechts-, Bibliotheks-
und Frauenzimmerbau vollends abzubrechen, den westlichen Hirschgraben aufzufüllen und, nachdem man
den Stückgarten auf die Höhe des Schloßhofes abgetragen hätte, auf dem gewonnenen Platze einen Barock-
palast mit der Front nach Westen aufzuführen. Diesem neuen Schloßflügel sollte eine Zufahrtsrampe vor-
gelagert sein, die in gerader Linie die Schloßhöhe etwa von der Märzgasse aus auf mächtigen Bogen-
stellungen erstiegen hätte. Ein gigantischer Plan, würdig der ins Maßlose gesteigerten Bauphantasie eines
barocken Herrschers. Denkmal eines Zeitalters, das im Hervorbringen von Energieleistungen Kunstwerke
zu schaffen glaubte. Die Heidelberger Landschaft mit ihrem klaren Linienrhythmus hätte diese Belastung
schwer ertragen.
Die Pläne sind nicht ausgeführt worden, als Karl Philipp in Mannheim den geeigneteren Boden
für eine barocke Schloßanlage fand. Daß aber schon Vorbereitungen getroffen wurden, geht daraus hervor,
daß man begann, in einer barocken Gartenanlage den notwendigen Rahmen für einen durch Neu- und
Umbauten vereinheitlichten Schloßkomplex zu schaffen. Man verfuhr nach dem Grundsatz, den ein
französischer Architekt des 18. Jahrhunderts ausspricht: »Der erste Wunsch des Eigentümers und die erste
Sorge des Architekten ist, einen Garten zu pflanzen, ehe er mit den Gebäuden beginnt.«2
Einen Garten beim Heidelberger Schloß zu schaffen, der allen Regeln der damaligen Gartenkunst
entsprochen hätte, würde einen ähnlichen Aufwand wie die geplanten Bauten erfordert haben. Denn das
einzig in Betracht kommende Gelände östlich des Schlosses war durch die Gartenanlage Friedrichs V. schon
in eine, anderem Stilempfinden entsprechende feste Form gebracht worden3. Der in Terrassen aufgebaute,
im Winkel umgebogene Renaissancegarten ließ sich nicht in einen planierten Barockgarten mit einheit-
licher Bewegung in die Tiefe umwandeln. So blieb nur ein Kompromiß übrig, die gemauerten Teile
zu belassen oder zu vernachlässigen, die Wegeführung zu straffen und im vegetabilen Aufbau den zeit-
genössischen Stilanforderungen Genüge zu tun.
Unsere Kenntnis von der Neuanlage des Heidelberger Gartens am Anfang des 18. Jahrhunderts
ist dürftig. Vielleicht vermögen die Münchener Archive einmal unsere Kenntnisse zu erweitern. Der
1 K. Lohmeyer, Geplante Umbauten und Verlegungen des Heidelberger Schlosses in der Barockzeit. Mitteilungen
zur Geschichte des Heidelberger Schlosses VI i ff.
2 J. F. Blondei, Cours d’architecture. Paris 1771.
3 Allgemein: A. Grisebach, Der Garten, 1910, S. 55 ff. M. L. Gothein, Geschichte der Gartenkunst, 1914, II 67. 118.
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Lohmeyer / Rudolf Lüttich
Haar. Er hat einen breitkrämpigen, grünlichen Hut auf, über den herum weiße Straußenfedern heraus-
wachsen. — Das war ein Kopfschmuck, der für ihn charakteristisch gewesen sein muß, da er ihn auch
genau so auf dem Düsseldorfer Gemälde trägt. —
Der Heidelberger Schloßgarten im XVIII. Jahrhundert.
Von Rudolf Lüttich.
In den überlieferten Bestand der Heidelberger Schloßbauten hätten die Franzosen bei der Zer-
störung nicht so tief eingegriffen, wie es die Hände der eigenen Besitzer, der Kurfürsten von der Pfalz,
getan hätten, wenn die umfassenden Pläne zu Neubauten von Johann Wilhelm und Karl Philipp aus-
geführt worden wären1. Man weiß, daß nichts Geringeres geplant war, als den Ruprechts-, Bibliotheks-
und Frauenzimmerbau vollends abzubrechen, den westlichen Hirschgraben aufzufüllen und, nachdem man
den Stückgarten auf die Höhe des Schloßhofes abgetragen hätte, auf dem gewonnenen Platze einen Barock-
palast mit der Front nach Westen aufzuführen. Diesem neuen Schloßflügel sollte eine Zufahrtsrampe vor-
gelagert sein, die in gerader Linie die Schloßhöhe etwa von der Märzgasse aus auf mächtigen Bogen-
stellungen erstiegen hätte. Ein gigantischer Plan, würdig der ins Maßlose gesteigerten Bauphantasie eines
barocken Herrschers. Denkmal eines Zeitalters, das im Hervorbringen von Energieleistungen Kunstwerke
zu schaffen glaubte. Die Heidelberger Landschaft mit ihrem klaren Linienrhythmus hätte diese Belastung
schwer ertragen.
Die Pläne sind nicht ausgeführt worden, als Karl Philipp in Mannheim den geeigneteren Boden
für eine barocke Schloßanlage fand. Daß aber schon Vorbereitungen getroffen wurden, geht daraus hervor,
daß man begann, in einer barocken Gartenanlage den notwendigen Rahmen für einen durch Neu- und
Umbauten vereinheitlichten Schloßkomplex zu schaffen. Man verfuhr nach dem Grundsatz, den ein
französischer Architekt des 18. Jahrhunderts ausspricht: »Der erste Wunsch des Eigentümers und die erste
Sorge des Architekten ist, einen Garten zu pflanzen, ehe er mit den Gebäuden beginnt.«2
Einen Garten beim Heidelberger Schloß zu schaffen, der allen Regeln der damaligen Gartenkunst
entsprochen hätte, würde einen ähnlichen Aufwand wie die geplanten Bauten erfordert haben. Denn das
einzig in Betracht kommende Gelände östlich des Schlosses war durch die Gartenanlage Friedrichs V. schon
in eine, anderem Stilempfinden entsprechende feste Form gebracht worden3. Der in Terrassen aufgebaute,
im Winkel umgebogene Renaissancegarten ließ sich nicht in einen planierten Barockgarten mit einheit-
licher Bewegung in die Tiefe umwandeln. So blieb nur ein Kompromiß übrig, die gemauerten Teile
zu belassen oder zu vernachlässigen, die Wegeführung zu straffen und im vegetabilen Aufbau den zeit-
genössischen Stilanforderungen Genüge zu tun.
Unsere Kenntnis von der Neuanlage des Heidelberger Gartens am Anfang des 18. Jahrhunderts
ist dürftig. Vielleicht vermögen die Münchener Archive einmal unsere Kenntnisse zu erweitern. Der
1 K. Lohmeyer, Geplante Umbauten und Verlegungen des Heidelberger Schlosses in der Barockzeit. Mitteilungen
zur Geschichte des Heidelberger Schlosses VI i ff.
2 J. F. Blondei, Cours d’architecture. Paris 1771.
3 Allgemein: A. Grisebach, Der Garten, 1910, S. 55 ff. M. L. Gothein, Geschichte der Gartenkunst, 1914, II 67. 118.
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