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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Koegler, Hans: Die Überlieferung vom Namen des Hans Weiditz
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0092
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Hans Koegler

Verzeichnis der altdeutschen Maler herausgab, war die Kunde von Weiditz verloren. Steinmeyer hat sein
Verzeichnis gegenüber Fischart nur um drei deutsche Namen vermehrt, um die Altdorfers, Jakob Binks
und Christoph Schwartz; vermindert nur um den einen Namen des Weiditz, mit dem er augenscheinlich
nichts mehr anzufangen wußte. Er, der sein Holzschnittbüchlein fast ausschließlich mit des Weiditz
Kunst füllte und der hohen Qualität des Meisters treffliche Worte widmete, hat durch Ironie des Schicksals
ausgerechnet den Namen gerade dieses Meisters als einzigen weggelassen.
Nach 1656 legte sich der bekannte Basler Sammler Remigius Fäsch eine Art Monogrammlexikon
handschriftlich an: »Nomina quaedam Pictorum veterum.« Darin notierte er »Widitz. zu Straßburg«;
daß dieser mit dem Augsburger Petrarcameister identisch sein könne, ahnte Fäsch nicht, denn erst an
weitabliegender Stelle der gleichen Liste folgen jene Monogramme: »Hbb. Figura Augustana Petrarchae
in ligno. — H. W. Ibidem in alia harum figurarum 1520.« — Während die Petrarca-Illustrationen und
die Monogramme Hbb und H W. schon bei Florente le Comte 1702 I. p. 150, III. p. 256 als bedeutend
aufgeführt werden und in der alten Holzschnittliteratur von Zeit zu Zeit immer wieder begegnen, hat
den Namen des Weiditz erst wieder Christ in seiner Anzeige der Monogramme 1747 (p. 378) aus Jobins
Vorrede von 1573 ausgegraben. Nach Christ zitieren Strutt 1785, II. p. 418 und Brulliot 1833, II. p.
576 Nr. 2697. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst 1823 p. 203, bringt etwas Neues: »Weiditz
könnte an der Stimmer Bibel gearbeitet haben, denn er stand im Dienste Bernhard Jobins.« Das wird
wohl ein Mißverständnis infolge flüchtigen Lesens von Christ sein, auf keinen Eall kann es sich auf
unseren Hans Weiditz beziehen, und wenn überhaupt etwas Wahres daran ist, höchstens auf Christoffel
Widitz, der mit David Kanne! zusammen in Straßburg das Augsburger Geschlechterbuch herausgab.
Hellers Bemerkung lastet noch auf dem Artikel Plans Weyditz in Naglers Künstlerlexikon (1851), obwohl
es Nagler schwer fällt, den Hans Weiditz des Kräuterbuches von 1530 mit dem (angeblichen) Hans Weiditz,
der 1573, nach so langer Zeit, mit Jobin in Berührung stand, zu identifizieren. Es wird dem Leser
anheimgestellt, sich ein oder zwei Hans Weiditze herauszulesen. Dem ersten Hans Weiditz weist Nagler
außer den Pflanzen des Kräuterbuches noch »die 1529 datierte Titeleinfassung zu der zweiten deutschen
Folioausgabe von Brunfels’ Kräuterbuch von 1537 (1536)« zu. Ob Weiditz der Formschneider des Titels
und der Pflanzenbilder gewesen sei, müsse dahingestellt bleiben, aber der Zeichner derselben sei er sicher.
Passavant (I. p. 80) hat sich von den Unklarheiten seiner zwei Vorgänger freigemacht, führt nur einen
Maler und Holzschneider Hans Weyditz der Pflanzenbilder des Brunfels an; ihm schließen sich Naglers
»Monogrammisten« (V. p. 501 Nr. 1498) an mit dem Hans Weyditz, »der für das Kräuterbuch und andere
Werke gearbeitet hat«. Welche diese seien, wird nicht gesagt, dagegen hat Fr. Ritter im illustrierten
Katalog der Ornamentstichsammlung des Österreichischen Museums in Wien (Fortsetzung 188g p. 92)
eine kleine Erweiterung der Straßburger Tätigkeit des Künstlers durch Beschreibung zweier Titeleinfassungen,
Nr. 2586 und Nr. 2969, beigesteuert.
Das war die Kenntnis vom Namen und Werk des Hans Weiditz bis auf Röttinger, der nicht nur
erstmals einen wirklichen Katalog der Straßburger Holzschnitte des Weiditz aufstellte, sondern vor allem
die Vorstellung von dem Künstler auf eine ganz neue Grundlage stellte, indem er das große Holzschnittwerk,
das inzwischen dem Augsburger Illustrator des Petrarca zugeschrieben worden war, mit dem Hans Weiditz
vereinigte, jener entscheidende Schritt, den in neuester Zeit einige Autoren zu ihrem eigenen Schaden
wieder rückwärts taten.

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