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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Koegler, Hans: Die Überlieferung vom Namen des Hans Weiditz
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0093

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Die Überlieferung vom Namen des Hans Weiditz

Basilius Amerbach, der bekannte Basler Kunstsammler und Kenner der altdeutschen Kunst, dessen
Sammlungen den Grundstock der heutigen Basler Galerie und des Kupferstichkabinetts bilden und, einige
wenige Nummern abgerechnet, lückenlos auf uns gekommen sind, hat in den Jahren 1578/79 in einem
handschriftlichenVerzeichnis, dem sogenannten Inventar B., seine Handzeichnungen, Holzschnitte und Kupfer-
stiche summarisch aufgezeichnet. Da hat er im Abschnitt II auch aufgeführt »H Widitz 1520«. Es ist
stark zu vermuten, daß darunter Holzschnitte aus des Petrarcameisters Zyklus zu den »Devotissime
meditationes« usw. (Röttinger 25) gemeint seien, denn unter den aus altem Bestand im Basler Kabinett
vorhandenen Holzschnitten des Weiditz oder Petrarcameisters sind diese allein, im Rahmen des Titelblattes,
mit 1520 datiert. Das ist zwar noch kein Beweis, aber eine große Möglichkeit, daß Amerbach Blätter
des Petrarcameisters unter dem Namen Weiditz anführe. Im Inventar D. von 1586 verzeichnet Amerbach
scheinbar ein anderes Blatt unter dem Inhalt des großen Kastens mit den 56 Schubladen: »H Widitz. 1.«
Die Eins bedeutet die Stückzahl. Da das Basler Kabinett unter seinen alten Beständen kein einziges
Titelblatt oder dergleichen aus der Straßburger Periode des Weyditz besitzt, wohl aber zwei wertvolle
Probedrucke des Augsburger Petrarcameisters, nämlich das Kinderalphabet und Kaiser Max in der Messe,
so ist von neuem eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß Amerbach den Petrarcameister unter dem Namen
Weiditz kannte. Glücklicherweise haben wir aber Schlüsse und Kombinationen gar nicht nötig, weil
Basilius Amerbach noch ein drittes ausführlicheres Verzeichnis seiner Stiche und Holzschnitte im Anfang
der 1580er Jahre verfaßt hat, worin er auf Seite 205 von einem Blatt folgende Beschreibung gibt:

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1. »Maximilianus I. in templo sacra audiens appensis suis Leonisque pontificis insignibus. H. Wi-
ditz er.« Maximilian I. in der Kirche die heilige tlandlung anhörend, mit seinen und des Papstes Leo
angehängten Wappen. Mit völliger Gewißheit ist damit das heute noch in der Basler Sammlung erhaltene
Probedruckblatt Kaiser Max die Messe1 hörend (Röttinger 13) beschrieben. Seit man überhaupt eine
Vorstellung von dem Stil und Werk des Illustrators des Augsburger Petrarca hat, zählt man dies Blatt zu
seinem Werk und niemand wird es wagen, es je vom Petrarcameister zu trennen.
So wären wir am Ende. Das von den namhaftesten Forschern gebilligte Resultat moderner Stilkritik,
daß der Petrarcameister Hans Weiditz sei, wird durch die Mitteilung eines alten erfahrenen, ja geradezu
kunstgeschichtlich gebildeten Sammlers, 50 Jahre etwa nach dem Aufhören von Weiditz’ Tätigkeit, vollkommen
bestätigt. Kunsturteil unserer Zeit und die Überlieferung des Amerbach, der es einfach noch wußte,
1 Abgebildet bei Lippmann VIII. 45, Dürer Society 1899. II. Tfl. XXIII., Hirth Bilderbuch Nr. 46, Friedländer
Weiditz.

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