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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Koegler, Hans: Die Überlieferung vom Namen des Hans Weiditz
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Notizen
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Schmitt, Otto; Jantzen, Hans: Die Querschiff-Portale des Straßburger Münsters und der Ekklesiameister
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0094

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Notizen: Die Querschiff-Portale des Straßburger Münsters und der Ekklesiameister
decken sich so schön, wie es selten in unserer Wissenschaft vorkommt. Ich denke, der müßige Streit um
den Namen des Petrarcameisters wird erledigt sein; vielleicht werden aber die jüngeren Kräfte, die sich
in der Kunstgeschichte betätigen wollen, aus dem Petrarcameister-Fall die Anregung schöpfen, sich in
Arbeiten aufbauender Tendenz, selbst wenn sie Ziel überschießen, lieber zu versuchen als im Negieren,
das leicht steril wird. Schlecht gerüstet negieren sollte man aber überhaupt nicht.

Notizen
Die Querschiff-Portale des Straßburger Münsters und der Ekklesiameister.
In seinem kürzlich erschienenen Buch über »Deutsche Bildhauer des 13. Jahrhunderts« (Leipzig
1925), dessen erstes Kapitel dem Straßburger Ekklesiameister gewidmet ist, entfernt sich Hans Jantzen in
wichtigen Punkten von den Ansichten der älteren Forschung. Dazu gehört auch seine Beurteilung des Verhält-
nisses von Architektur und Plastik an den Südportalen des Straßburger Querschiffs. Bisher vertraten die meisten
Forscher den Standpunkt, daß sämtliche dem Ekklesiameister zuzuschreibenden Skulpturen des Zwillings-
portals, also die Gewändestatuen der zwölf Apostel (bis auf einige Köpfe zerstört, doch vgl. den Stich von
I. Brunn Abb. 5, Taf. 43), die Tympana und die Sturzreliefs (letztere zerstört und erneuert, vgl. Brunn),
die Statuen von Ekklesia und Synagoge sowie der Salomo am Mittelpfeiler (zerstört und erneuert, vgl. Brunn)
der bereits vollendeten Architektur nachträglich hinzugefügt seien. Dagegen erklärt Jantzen Architektur und
Plastik (mit Ausnahme der frei vor die Wand gestellten Statuen der Ekklesia, Synagoge und des Salomo)
für einheitlich: »Bei Voraussetzung späterer Hinzufügung wäre nicht zu verstehen, daß Straßburg weder
in der Verteilung noch in der Gliederung des figürlichen Schmuckes im Portalgewände irgendwelche An-
klänge an die die Entwicklung der gotischen Monumentalskulptur bestimmenden Kathedralen Frankreichs
zeigt. Zum mindesten sollte man erwarten, daß der Bildhauer Baldachinbekrönung der Figuren eingefügt
hätte (wie z. B. am Bamberger Adamsportal geschehen ist), oder daß er für die Gliederung der Region
zwischen Sockel und Statuen etwas gegeben hätte, das nicht so gänzlich ohne jede Beziehung zu dem in
Chartres oder Paris vorhandenen sich verhielte. Es fehlt jede Absicht, sich nach den dort herrschenden
künstlerischen Grundsätzen zu richten« (S. 32/33). — Ich vermag Jantzens Ansicht nicht zu teilen, ja es
scheint mir, daß seine Begründung der zwingenden inneren Logik entbehrt, und es würde mich nicht
wundern, wenn jemand auf Grund der von Jantzen erörterten Symptome gerade zum entgegengesetzten
Resultat käme. Denn bei »Voraussetzung späterer Hinzufügung« sind Abweichungen von der üblichen
Disposition besonders leicht zu erklären, da in diesem Fall der Bildhauer wegen der Rücksicht auf eine
vorhandene ältere und fremdartige Architektur keine volle Freiheit in der Verteilung des plastischen
Schmuckes besaß, sondern dem gegebenen Baubestand Zugeständnisse machen mußte. Letzten Endes kann
eine derartige Frage natürlich nur durch eine bauliche Analyse überzeugend beantwortet werden; auf eine
solche verzichtet Jantzen aber ganz, obwohl sie für ihn besonders nahe lag, nicht nur wegen der erwähnten
abweichenden Ansicht der älteren Forschung, sondern besonders auch deshalb, weil ihn schon die stil-

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