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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Rott, Hans: Beiträge zur Geschichte der oberrheinisch-schwäbischen Glasmalerei: A) Konstanzer Glasmaler und Glasmalerei in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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Lohmeyer, Karl: Ein neuentdecktes Porträt des Architekten Nicolas von Pigage
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0044

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Hans Rott / Karl Lohmeyer

Arbeiten, die zeichnerisch fast eine Dilettantenhand verraten, die aber in technischer Hinsicht zu den
besten deutschen Kabinettscheiben der Frührenaissance gerechnet werden dürfen. Bis auf eine runde
Wappen- und die Kaiserscheibe entstanden sämtliche Glasgemälde von Stimmers Hand, tragen seine ver-
schlungene Signatur und eine, mit des Verfertigers redendem Wappen versehen, die ausführliche Künstler-
inschrift des gelehrten Magisters: »Ego Cristophorus Stymmer hasce imagines et singna Marte quidem meo
depinxi, quamvis plus quam öl? ötä itaoöv ab arte Parrhasy et Ap(ellis) absunt. Vale lector. Ano dm
1525.« (Abb. 20). Ist er im Figürlichen Schweizer Vorbildern, etwa Hans Leu d. J. oder Nie. Manuel Deutsch 1 2
gefolgt, so benutzte er für die äußere Umrahmung in etwas willkürlicher Zusammenstellung graphische
Vorlagen namhafter Künstler, beispielshalber auf der Scheibe von Mengen den bekannten, im Jahr zuvor ent-
standenen Holzschnitt Holbeins d. J., die Titeleinfassung mit Cleopatra (Abb. 18 u. 19)3 * * * *. Über die Zeitspanne
von Stimmers Aufenthalt vor seinem Erscheinen in Schaffhausen, namentlich über seinen künstlerischen
und literarischen Bildungsgang, wissen wir bis jetzt nichts; möglicherweise bringen Nachforschungen in
den Archiven zu Schaffhausen, Rottweil u. a. O. weitere sichere Ergebnisse über diesen vielseitigen
Meister Christoph.

Ein neuentdecktes Porträt des Architekten Nicolas von Pigage.
Von Karl Lohmeyer.
Von den meisten rheinisch-fränkischen Architekten, deren Werke heute, mächtiger als je, mit
der Wucht ihrer Fronten und ihrem nie versagenden Raumgefühl auf uns einwirken, fehlen die Bilder,
aus denen wir uns neben ihren Bauten und deren Bauakten erst das richtige Bild der Persönlichkeit zu
machen vermögen, das allein unmittelbar zu uns sprechen kann. —
Und doch ist es nacheinander gelungen, wenigstens von den sieben Baumeistertypen, wie sie in diesen
Landen wirken konnten und wie sie zusammen erst das rheinisch-fränkische Barock erstehen ließen in
wechselseitiger kollektivistischer Arbeit und Einwirkung aufeinander, Gemälde zu verschaffen, auf die ich
bald Gelegenheit haben werde, im Zusammenhang einzugehen. —
Der Ingenieur- und Offiziertyp in Verbindung mit dem Architekten zeigt sich uns in den vier erhaltenen
Porträts von Balthasar Neumann8, der des Baumeisters und hohen Verwaltungsbeamten in dem von
Friedrich Joachim Stengel. Der Künstler und Hofkavalier wird in zwei Bildnissen des Freiherrn
1 Vgl. J. Meder, Albertina Facsiniile. Hdz. d. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts 1922. Taf. 58 (Leu 1525);
P. Ganz, Handzeichn. Schweiz. Meister des XV.—XVIII. Jahrhunderts III. Taf. 21 und die Schildhalter der Scheiben von
Ravensburg und Mengen. — Auch von den Fähnrichen und Landsknechten in H. L. Schäufeleins und Erh. Schoens Holz-
schnittfolgen kann Stimmer beeinflußt sein. Vgl. M. Geisberg, Der d. Einblatt-Holzschnitt, I (1923) nr. 32, und II nr. 24;
ebenso wegen der Schildhalterinnen Nie. Manuels Holzschn.: Die klugen und die törichten Jungfrauen (1518), in Kupferst, und
Holzschn. alter Meister, ed. Lippmann IV (1892) Bl. 39/40 und Zeichnung im Dresdener Kupferst. Kab. bei Woermann, 1. c. 85.
2 E. Bock, Die d. Graphik, 1922 S. 211. — H. Koegler, der mich hierauf aufmerksam machte, wird noch weitere
Unterlagen zu diesen Scheiben demnächst nachweisen.
8 Abgebildet bei Lohmeyer, Die Briefe B. Neumanns und Dokumente aus den ersten Baujahren der Würz-
burger Residenz. Saarbrücken 1921. Daselbst seine 4 Bildnisse und die von Ritter und Boffrand nebst andern Künstler-
porträts, dabei auch ein neugefundenes Pastell Neumanns. Das Stengelporträt bei Lohmeyer: F. J. Stengel, Düsseldorf 1912.
Vgl. auch Sedlmaier, Ein neues Bildnis B. Neumanns. Frankenland 1921, Heft 2, mit der erstmaligen Abbildung des
Kleinertschen Ölgemäldes im Schlosse von Werneck. — Das Thumbbildnis wurde von Obser in der Zeitschrift für die
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