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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Koegler, Hans: Eine Entlehnung Hans Holbeins d. J. aus Jacopo de'Barbari
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Berichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0159

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Berichte: Freiburg i. Br. (Augustinermuseum)
schnitt eines an den Füßen brennenden Amors mit einem brennenden Winkelmaß 1 in Händen beigegeben,
aber die Pariser Ausgabe 1556 bei Christian Wechel enthält an gleicher Stelle ein um so sprechenderes
Bild, wo ein daherstürmender Amor, dessen Köcher Feuer sprüht, mit seinem allerdings auch zerbrechenden
Pfeil einen mächtigen Blitzstrahl in Flämmchen zerschlägt. Ich glaube demnach, daß der wütende Amor
des Freiburger Bildes, von dem Wingenroth'2 schrieb, »daß er das Düstere glühender Sinnlichkeit ver-
körpere, auf deren Verderblichkeit auch der finstere Ausdruck des kleinen Nerokopfes hindeute«, noch
etwas bestimmter als der mächtige Amor im Sinn des Emblemes Alciats zu fassen sei, dessen Feuer selbst
das des Himmels überflammt. Die vermutete Anlehnung an die Pariser Alciatausgabe von 1536 würde
auch eine Bestätigung der bereits von anderer Seite stilkritisch gewonnenen späten Datierung des Frei-
burger Baldungbildes abgeben.
Und weil ich hier schon auf Baldung abgekommen bin, so möchte ich ganz in Parenthese eine
kleine zufällig angeflogene Vermutung anbringen, die, wenn auch in diesem Aufsatz nicht zugehörig, doch
in einer Freiburger Zeitschrift ein wenig Sinn hat. Josef Rest hat in seiner kürzlich erschienenen, sehr
lehrreichen Zusammenstellung über die Freiburger Bibliotheken im 15. und 16. Jahrhundert (S. 27) aus
dem Inventar des anscheinend außergewöhnlichbegüterten, 1558 verstorbenen markgräflichen Rates Julius
Gutt mitgeteilt, daß an der Wand von Gutts Wohnstube eine Tafel hing, auf der die Sündflut dargestellt
war. Selbständige Bilder mit Sündflutdarstellungen, die ja für keinen Altar, sondern von vornherein nur
fürs Haus gemalt sein konnten, sind damals außerordentlich selten gewesen, und so rückt die Vermutung,
daß Hans Baldungs heute in Bamberg befindliches, 1516 datiertes Gemälde der Sündflut — aus einem
Jahr, wo der Meister noch in Freiburg tätig war — einst einem Freiburger Bürger gehört habe und mit
der genannten Tafel Gutts identisch sein könne, doch recht ins Bereich des Wahrscheinlichen.
1 Den rätselhaften rechten Winkel hat auch die Venus auf dem Stich »Venus und Amor« von Jacopo Francia
im Arm.
3 Max Wingenroth, Die alten Kunstsammlungen der Stadt Freiburg i. Br., in »Vom Bodensee zum Main« Nr. 9
(Karlsruhe 1920), S. 34.

Berichte

Freiburg i. Br.: Augustinermuseum.
NEUERWERBUNGEN OKTOBER/DEZEMBER 1925.
Madonna mit Kind, Breisgau 1690—1700, Lindenholz, alle
Fassung, H. 151, 5 (S25/6). — Schäferin, Breisgau 1730—1740,
Lindenholz, Reste alter Fassung, H. 90 (S 23/7). — Je eine
Landschaft der Freiburger Maler Karl Blum und Hans Franke
(M 25/3, 4). — Als Schenkung »zum Gedächtnis der im Welt-
krieg 1914/18 gefallenen Helden der Universität und Stadt
Freiburg« ein Gemälde von Adolf Hildenbrand-Pforzheim:
Der hl. Franziskus predigt den Bergen (Landschaft bei Bernau
mit Blick auf die Alpen, M 25/5). — Für die graphische
Sammlung konnte vor allem aus Freiburger Privatbesitz eine
Serie von 18 oberrheinischen Scheibenrissen des 16. und
frühen 17. Jahrhunderts erworben werden, die gerade für
diesen in unserem Gebiet besonders verbreiteten Kunstzweig
sehr bedeutsam sind. Es sind Namen vertreten wie Chri-

stoph Stimmer, H. C. Lung, Werner Kühler u. a. In einem
der nächsten Hefte dieser Zeitschrift wird Professor Rott,
Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, diese
Blätter ausführlich würdigen. Daneben Kupferstiche und
Holzschnitte von Dürer, Baldung, Urs, Graf und Weiditz;
auch die Abteilung zeitgenössischer Graphik erhielt einen
wesentlichen Zuwachs durch Ankäufe und Schenkungen. —
Das Denkmälerarchiv konnte durch eine Reihe von Ansichten,
Trachtenbildern und Photographien ausgebaut werden. —
Sehr wichtig ist eine Erwerbung für die historische Abtei-
lung: Der am 27. Februar 1715 von Kaiser Karl VII. aus-
gestellte Adelsbrief für den Freiburger Ratsschreiber Dr. iur.
Franz Ferdinand Meyer Frhr. von Fahnenberg, der bei der
Einnahme Freiburgs durch die Franzosen 1713 durch sein
unerschrockenes und geschicktes Eintreten die Stadt vor
Plünderung und Brandschatzung bewahrt hatte.

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