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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Buchbesprechungen
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Sauer, Josef: [Rezension von: Dr. Friedrich Kempf, Das Freiburger Münster]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0164

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Buchbesprechungen

Töpferfluß in Neuguinea; Amerika eine Reihe peruanischer
Gewebestücke und Töpferei, chilenische und columbische
Gebrauchsgegenstände. Für Afrika wurde eine Harfe aus
Uganda erworben.
Über die Zugänge in der vorgeschichtlichen und römisch-
germanischen Abteilung wird noch besonders berichtet wer-
den. L. Moser.
Mannheim: Städtische Kunsthalle.
Die große Ausstellung dieses Vierteljahres ist in ihrem
Aufbau nicht mehr und nicht weniger als der Grundriß zu
der Ikonographie eines der ältesten Feste der Menschheit:
»Fastnacht in der Kunst« ist diese Ausstellung genannt. Der
Titel deutet an, daß die künstlerischen Zeugen der Fastnacht
in den Vordergrund gestellt sind, und die großen Komplexe
kulturgeschichtlicher und volkskundlicher Fragen in den
Hintergrund gedrängt wurden. Nur eine kleine Abteilung
behandelt das volkskundliche Gebiet und auch das nur, so-
weit es künstlerisch interessant ist. Diese Abteilung ver-
einigt vor allem Masken und Kostüme aus dem badischen
Schwarzwald, von denen ein paar Proben in Abbildungen
beigegeben sind, aus der Schweiz und aus dem Werdenfelser
Land. Im übrigen ist die Ausstellung nach historischen
Gesichtspunkten aufgebaut worden. Vom ausgehenden
15. Jahrhundert an ist bis in die Gegenwart zu verfolgen,
wie sich die Fastnacht in der Kunst widergespiegelt hat. Da
Dank der Unterstützung vieler Museen, Bibliotheken, Kunst-
handlungen und Antiquariate ein überreiches Material zur
Verfügung stand, konnten lauter ausgewählt gute Beispiele

zur Schau gestellt werden. — An die historische Abteilung
schließt sich eine andere, die der modernen Fastnacht ge-
widmet ist. Dekorationen für Künstlerfeste sind hier zu
sehen und Entwürfe für moderne Karnevalskostüme. Die
Kunsthalle hatte einen großen Wettbewerb unter den deut-
schen Kunstgewerbeschulen ausgeschrieben, um für einen
städtischen Maskenball mit dem Titel »Von Pol zu Pol«
Kostümentwürfe zu erhalten. Etwa der dritte Teil der ein-
gegangenen Arbeiten dieses Wettbewerbs wurden der Aus-
stellung eingefügt.
Neben dieser Hauptausstellung wurden im graphischen
Kabinett farbige Bühnenentwürfe von Hans Poelzig, Aqua-
relle von Pfeiffer-Watenpfuhl und Zeichnungen von Otto
Schließler gezeigt. Eine sehr schone Sonderausstellung war
im Plastiksaal aufgebaut: Aquarelle und Zeichnungen des
Frankfurters Peter Rasmussen und keramische Arbeiten von
Kurt Scholz, Grötzingen.
Das Vortragsprogramm mußte wegen Erkrankung eines
Hauptredners leider erheblich geändert werden. Es sprachen:
Dr. B. Pines fünfstündig über »Kunst und Landschaft in
Rußland«, Prof. Dr. Ranke einstündig über die neuen Funde
aus dem Grabe Tut-anch-Amon, Dr. F. Wassermann zwei-
stündig über das römische Kaiserbildnis, Dr. G. Baumann
einstündig über »Fastnacht und Maske in Volkssitte, Volks-
kunst und Weltbild unserer Ahnen«, Dr. Max Deri je ein-
stündig über »Die Freude am Bilde« und »Die Stellung der
Kunst im Weltbild der Wissenschaft«, Dr. H. Goverts zwei-
stündig über »Kunst und Kultur in England« und Dr. Strü-
bing vierstündig über Hans Holbein d. J. Strübing.

Buchbesprechungen

Das Freiburger Münster von Dr. Friedrich Kempf.
Lex.-8° (IV und 262 mit 274 Abb.). Karlsruhe 1926,
Braun.
Das vorliegende Buch ist planmäßig die zweite Auflage
einer knappen Arbeit des gleichen Verfassers über »Die
Bau- und Kunstpflege am Freiburger Münster«, die 1913
in der Zeitschrift »Badische Heimat« und auch gesondert
erschienen ist. In der Ausführung hat sie das erste Schema
vollständig verlassen und sich zu einer gänzlich neuen Mono-
graphie ausgewachsen, die, abgesehen von dem erheblich
größeren Format, jene ältere Studie um das Dreifache an
Umfang und Abbildungenzahl überholt hat und inhaltlich
einen ganz andern Plan verfolgt. War dort Bericht gegeben
über die pflegliche Behandlung, die das Münster im Laufe
der Zeit, vor allem in den letzten Jahrzehnten, erfahren hat,
so legt der Verfasser jetzt eine Monographie mit abgeschlos-
sener Baugeschichte und erschöpfender Beschreibung vor.
Das Buch ist für die weitesten Kreise berechnet, nicht aus-
schließlich für den Fachmann; das muß für die Beurteilung
beachtet werden. Alles Problematische — und wieviel dessen
steht am und im Münster vor uns — ist übergangen; statt

einläßlicher Erörterungen bau- und stilgeschichtlicher Fragen
legt Kempf die gesicherten oder mit Bestimmtheit vertret-
baren Tatsachen und Daten vor. Nur gelegentlich, bei der
Baugeschichte der letzten Periode, der Ostteile, tritt er aus
dieser Zurückhaltung heraus und in wertvolle Untersuchungen
ein über den Anteil der Parier und über die Tätigkeit Hans
Niesenbergers und anderer zumeist ganz in der Literatur
übergangener Meister. Auch in Fragen stilgeschichtlicher
Zusammenhänge, z. B. der ältesten Plastik in der Vorhalle
oder am Heiligen Grab, bewahrt er den in den letzten zwei
Jahrzehnten geführten lebhaften Auseinandersetzungen gegen-
über die gleiche Reserve. Das Schwergewicht liegt für den
Verfasser, der Zweckbestimmung seiner Arbeit entsprechend,
in der Beschreibung, und auch hier wieder des Baugeschicht-
lichen. Ganz besondern Dank wird ihm auch der Fachmann
hier für die eingehende Darlegung der technischen Einzel-
heiten beim Aufban des Turmhelmes schulden; nicht weniger
wertvoll sind auch die zahlreichen eingestreuten urkundlichen
Nachrichten. Hans Niesenbergers Anstellungsurkunde ist in
vollem Wortlaut mitgeteilt. Daß auch die gesamte künst-
lerische Innenausstattung erschöpfend beschrieben und ge-

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