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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Rott, Hans: Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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Hugelshofer, Walter: Eine verlorene Marienkrönung Schongauers?
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0228

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Notizen: Eine verlorene Marienkrönung Schongauers?

und bedeutendste ist, schließen wir unsere Untersuchung. Von Hüfingen in der Baar spätestens 1540
zugezogen, verheiratete er sich im Januar des folgenden Jahres mit der Schaffhauserin Elsbeth Kloter, erhielt
Bürgerrecht und Mitgliedschaft zum Rüden und manchen Kunstauftrag seitens des Magistrats. Neben der
alltäglichen Flach- und umfänglichen Glasmalerei befaßte sich der Meister, der in der Münstergasse haus-
häblich saß, vornehmlich mit dem Reißen von Scheiben vorlagen für seine erfindungsarmen Kollegen. Von
diesen Scheibenrissen, vielfach mit beistehendem Zeichen = Jeronymus Lang Glaser bzw. Glasmaler /T>
versehen, die trocken, doch sorgfältig und geschickt ausgeführt sind, finden sich, den fleißigen —
Künstler ehrend, noch zahlreiche in den Museen und Kupferstichkabinetten zu Bern, Zürich, St. Gallen,
Basel, München, Berlin u. a. O. und bei Privatsammlern (Abb. 21). Eines seiner bekannteren, signierten
Glasgemälde, die Wappenscheibe Jakobs von Breitenlandenberg anno 1549, nach der sich viele andere
Scheiben Langs bestimmen lassen, ziert heute noch neben dem prächtigen und gewaltigen Kachelofen des
Winterthurers A. Pfaw wohlerhalten den stimmungsvollen Gemeindesaal zu Unterstammheim'.
Literarisch interessiert, gleichzeitig mit gesundem Wirklichkeitssinn begabt und vielleicht schon
zum Nebenberuf genötigt, erwarb Meister Jeronymus die Wirtschaftsgerechtigkeit zum »Schwert« und ver-
anstaltete im Juli 1575 mit jungen Stadtbürgern auf dem Platz vor dem Wirtshaus eine heitere Aufführung
der Komödie, wie Daniel in der Löwengrube saß; daneben malte er beharrlich Wappenscheiben für das
Rathaus der Stühlinger und der Stadt Ehrenfenster für den kunstfertigen Joachim Habrecht, den Vater des
berühmten Isaak. Als er Anfang 1582 starb, hatte Tobias Stimmer, der talentvolle Nachkomme des Schaffhauser
deutschen Schulmeisters, Schönschreibers, Glas- und Flachmalers Christoph, einen neuen Abschnitt heimischer
Kunst heraufgeführt, die dann Daniel Lindtmeyer, des Felix und der Anna Sproß, bei vielseitiger Be-
gabung bis zum Höhepunkt der Virtuosität steigerte. <•

Notizen
Eine verlorene Marienkrönung Schongauers?
Von Walter Hugelshofer.
M^an hat sich vorzustellen, daß Schongauer sein tägliches Brot durchaus als Maler erwarb, daß
seine Stiche nur nicht eben sehr einträgliche Nebenerzeugnisse einer fruchtbaren Betätigung im Haupt-
beruf darstellten1 2. Von der umfänglichen Produktion an Gemälden, die diese Anschauung voraussetzt,
ist sozusagen alles der Vernichtung anheimgefallen. Schongauer muß eine Werkstatt mit vielen Gesellen
gehabt haben. Das geht nicht nur aus den zahlreichen schulverwandten Zeichnungen, sondern auch aus
einer Reihe von Gemälden hervor, besonders aus den Isenheimer Tafeln und dem Dominikaner-Altar im
Museum zu Kolmar, die unter Aufsicht des Meisters in seinem Atelier entstanden sind3.

1 Eine weitere sign. Wappenscheibe H. Langs von 1564 seit kurzem im Stadtmuseum Schaffhausen.
2 Wie wenig hoch im Kurs damals die gedruckten Stücke standen, geht anschaulich aus Dürers Aufzeichnungen
von seiner niederländischen Reise hervor. Mehrere Altarwerke in St. Martin zu Kolmar fielen 1793 der Revolution zum Opfer.
3 Im Katalog von 1925 die Nummern 9—35.

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