Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

DOI Artikel:
Feurstein, Heinrich: Zwei Kopien nach verschollenen Gemälden Holbeins des Jüngeren
DOI Artikel:
Rott, Hans: Beiträge zur Geschichte der oberrheinisch-schwäbischen Glasmalerei: A) Konstanzer Glasmaler und Glasmalerei in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hans Rott: Beiträge zur Geschichte der oberrheinisch-schwäbischen Glasmalerei
der frühen Passionsfolge in Basel gehören (Nr. 305—307), die nur lückenhaft auf uns kam, und deren
Höhenmaße (im Mittel 137 cm) mit unseren Stücken genau übereinstimmen. Da Bock sich an das echte
Kolorit Holbeins hält, besteht die Wahrscheinlichkeit, daß er nach einem farbigen Urbild und nicht
nach einem Schwarz-Weiß-Blatt des Meisters gearbeitet hat. Vielleicht hat er das Original im Amerbach-
Kabinett vorgefunden, das an Holbeiniana besonders reich war1. Bock arbeitete bekanntlich für Basilius
Amerbach und hat nachweislich Stücke aus der Kunstkaxnmer Amerbachs kopiert2 3.
Beiträge zur Geschichte der oberrheinisch-schwäbischen Glasmalerei.
A) Konstanzer Glasmaler und Glasmalerei in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Von Hans Rott.
In einem seiner kritisch sichtenden vorbildlichen Kataloge anläßlich der Versteigerung bedeutender
Glasgemälde-Sammlungen stellt Lehmann in Zürich, heute unstreitig der beste Kenner der deutschen Glas-
malerei, die Tatsache fest, daß wir außer den hergebrachten Namen der Spengler bis jetzt so gut wie
nichts über die Konstanzer Glasmalerei wissen, und Wartmann spricht in seinem Louvre-Katalog der
Schweizer Scheiben von einer »ignorance complete« hinsichtlich der Glasmaler der Bodenseestadt während
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts8. Nach eingehenden Vorarbeiten im Konstanzer Stadtarchiv müssen wir
hinzusetzen, daß selbst die wenigen bisherigen Kenntnisse über jene Konstanzer Glasmalerfamilie fast eitel
Irrtümer sind, die sich genau ein Jahrhundert lang durch die betreffende Lokalgeschichte hindurchziehen4 * * *.
Lehmann ist es aber, der andererseits auch auf die Bedeutung dieses Grenzortes zwischen Schwaben- und
Schweizerland für die stilgeschichtliche Betrachtung dieses kunstgewerblichen Zweigs am Oberrhein mit
Nachdruck hinweist und sich in den Worten äußert: »Eine dankbare Aufgabe würde es sein, diesem Binde-
glied zwischen den Glasmalerschulen Süddeutschlands und der Schweiz die nähere Aufmerksamkeit zu
schenken, weil es vielleicht am besten vermöchte, uns zu der Erkenntnis zu führen, was an den in so
vielen Beziehungen nahe verwandten beiden Richtungen bodenständig ist.« Dieser Anregung dankbar
folgend, möchte ich hier in zwanglosen Beiträgen auf Grund möglichster Materialkenntnis, verbunden
mit unerläßlicher nüchterner Archivforschung, das Dunkel aufzuhellen versuchen, das bislang über der
oberrheinisch-schwäbischen Glasmalerkunst, namentlich über der des Konstanzer Umkreises schwebte,
wo schwäbische und schweizerische Einflüsse sich dauernd kreuzten und verschmolzen.
1 Als 1661 die Amerbach-Sammlung an die Stadt Basel überging, fanden sich darin 17 Ölgemälde und 104 Hand-
zeichnungen Holbeins d. J., ferner sein Skizzenbuch mit 80 Zeichnungen und das mit der Feder illustrierte Exemplar des
Lobes der Narrheit von Erasmus von Rotterdam. Siehe Katalog der öffentlichen Kunstsammlung in Basel, 5. Auflage S. XII.
2 Händcke a. a. O. S. 224.
3 H. Lehmann, im Kat. d. Aukt. Helbing 1912, Nov. 21, Einleitung; W. Wartmann, Les vitraux suisses au musee
du Louvre (Archives des musees nat. et de l’ecole du Louvre), 1908, S. 45.
4 Denkmale deutscher Baukunst des Mittelalters am Oberrhein I (1829), S. 66; J. Eiselein, Geschichte und Be-
schreibung der Stadt Konstanz, 1851, S. 266 ff.; J. Marmor in den Bonner JahrbüchernLX (1877), S. 39 u. Konstanzer Zeitung,
1874, Nr. 61; Ph. Ruppert, Konstanzer geschichtliche Beiträge II (1890’), S. 1 ff. (Die Glasmalerei in Konstanz) und IV (1895),
S. 95 ff. (Nachträge); sämtliche irrigen Angaben über die Spengler wiederholt in der Neuauflage von J. Laible, Geschichte
der Stadt Konstanz, 1921, S. 340 ff. — Der älteste Glasmaler dieser Familie, Casp. Spengler, geb. 1553 in St. Gallen als
Sohn des Platztorbeschließers Hieronimus Spengler, kommt von hier nach Konstanz und wird 1582 durch Heirat mit einer
einheimischen Glaserstochter Bürger.

21
 
Annotationen