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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Bendel, Max: Tobias Stimmer und die venezianische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0138

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Max Bendel

Tobias Stimmer und die venezianische Malerei.
Von Max Bendel.
Der malerische Fassadenschmuck, der im 16. Jahrhundert die Straßen der oberrheinischen Städte
so reizvoll zierte, ist bis auf wenige Überreste verschwunden. Von diesem Wenigen aber ist uns eine
Fassadenmalerei fast unversehrt erhalten geblieben, die zugleich eines der Hauptwerke des bedeutendsten
Vertreters der deutschen Spätrenaissance ist. Ich meine die Fresken an der Fassade des Hauses »zum Ritter«
in Schaffhausen von Tobias Stimmer1.
Über die Lebensumstände dieses Künstlers sind wir noch sehr im Unklaren. Vor allem wissen
wir nicht, wer seine Lehrmeister waren, noch wo er sich weiterbildete, um plötzlich als fertiger Meister
vor uns zu stehen. Überall sind wir nur auf Vermutungen angewiesen.
An Hand der Veröffentlichungen von Stolberg2, dem tüchtigen Stimmerbiographen, von Bäschlin3,
Obser4 und anderen seien hier kurz die gesicherten Lebensdaten zusammengestellt:
1559, April 17 in Schaffhausen geboren.
1564 malt er die Bildnisse des Pannerherrn Schwytzer und seiner Frau Elisabeth Lochmann, sowie
dasjenige von Konrad Geßner in Zürich.
1565 malt er in Schaffhausen die Bildnisse von Martin Peyer, Heinrich Peyer und dessen Frau
Barbara Schowinger,
1566 im Auftrage der Stadt zwei Wappen des Klosters Allerheiligen, und vielleicht gegen Ende
des Jahres zeichnet Stimmer den Entwurf zu einem silbernen Becher, den die Stadt dem Konrad Dasy-
podius als Gegengeschenk für die Widmung eines Werkes stiftete.
In diesen Jahren wird er auch in den städtischen Sturmordnungen aufgeführt und wohnt in der
äußeren Vorstadt.
1570 Vollendung der Fresken des Hauses »zum Ritter« in Schaffhausen.
1570, 4. August ist Stimmer Pate eines Sohnes Jobins in Straßburg.
1571 malt er Bernhard von Cham in Zürich. Im selben Jahre läßt er sich dauernd in Straß-
burg nieder und verfertigt
1571/74 die Malereien an der astronomischen Münsteruhr.
1576 macht er das Straßburger Freischießen mit und gewinnt einen Becher.
Ende der siebziger Jahre beginnt die Arbeit für den Markgrafen Philipp II. von Baden, die Aus-
schmückung des Schlosses in Baden-Baden. Er hat aber Wohnsitz in Straßburg.
1582, 22. Oktober erwirbt er das Straßburger Bürgerrecht.
1 Der Kunstverein Schaffhausen rüstet sich zu einer Stimmer-Ausstellung, die im Mai-Juni dieses Jahres statt-
finden soll. Es ist wohl das erstemal, daß eine größere Anzahl Stimmerscher Werke vereinigt sind.
2 A. Stolberg, Tob. Stimmers Malereien an der astronomischen Münsteruhr zu Straßburg. Heitz, Straßburg 1898. —
Ders., Tob. Stimmer, sein Leben und seine Werke. Heitz, Straßburg 1901. —• Ders., Tob. Stimmer als Glasmaler (»Kunst-
gewerbe in Elsaß-Lothringen«, 2. Jahrgang, Heft 5 und 6, Straßburg).
3 J. H. Bäschlin, Schaffhauser Glasmaler des 16. und 17. Jahrh. Neujahrsblatt des Kunstvereins Schaff-
hausen 1880.
4 K. Obser in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N. F. XVII, XX und XXIII.

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