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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Gurlitt, Hildebrand: Die Baugeschichte der Katharinenkirche in Oppenheim a. Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0169

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Die Baugeschichte der Katharinenkirche in Oppenheim a. Rh.
Von Hildebrand Gurlitt.
Die Urkunden über die Baugeschichte der Katharinenkirche sind spärlich. 774 wird in Oppen-
heim eine Kirche genannt, doch bleibt Oppenheim noch jahrhundertelang ein offenes Dorf. Zwischen
1220 und 1225 wurde, wie Franck nachweist1, der offene Ort zu einer Stadt erhoben. Die Stadt wuchs
rasch, gefördert durch Privilegien des Kaisers Friedrich II. Sie sollte sein »Waffenplatz fürs Reich auf
Reichsboden, zwischen den so oft in die Reichsangelegenheiten eingreifenden Freistädten Mainz und Worms
werden«2. Es ist wahrscheinlich, daß die junge, aufstrebende Stadt bald begann, sich eine neue Kirche3
zu bauen. Es ist möglich, daß die ältesten Teile der Katharinenkirche in dieser Zeit entstanden. Die
erste Urkunde4 über die Katharinenkirche stammt aus dem Jahre 1258 und besagt, daß sie anläßlich
einer neuen Diözesaneinteilung zu einer Pfarr- und Taufkirche erhoben wird. Oppenheim war unterdessen
eine angesehene Stadt geworden, die mit Worms und Mainz 1254 den rheinischen Städtebund gegründet
hatte. Die Stadt hatte bisher ohne Zweifel unter den Krummstab von Worms gehört, als sie sich aber
nach Nordwesten hin erweiterte, behauptete Mainz, die neue Ansiedelung mit der Katharinenkirche gehöre
unter seine kirchliche Aufsicht. Unter dem Einfluß des gerade anwesenden, dem Erzbischof Gerhard von
Mainz sehr verpflichteten Königs Richard von Cornwall wird die Oppenheimer Neustadt dem Archidiakonat
von St. Viktor in Mainz übergeben5. 1262 soll nach Andrea — wiederum in Anwesenheit des Königs — der
Grundstein6 zur Katharinenkirche gelegt worden sein. Die Nachricht wird sich auf den Neubau der Kirche
beziehen. Sie ist zwar unverbürgt, aber wahrscheinlich. Neubauten, auch sehr bald nach Vollendung der
älteren Kirchen, kommen im 13. Jahrhundert manchmal vor, und es ist sehr gut möglich, daß dem reichen
Mainz die romanische Kirche in Oppenheim nicht mehr genügte.
1 W. Franck a. a. O. S. 15. 5 W. Franck a. a. O. S. 16.
3 Schon vor der Erbauung der Katharinenkirche gab es in Oppenheim eine Kirche, die dem St. Sebastian geweiht
war. Sie wurde 774 geweiht, 1118 nach einem Brande völlig neu gebaut und nach langsamem Verfall im 18. Jahrhundert
1837 endlich auf Abbruch verkauft und abgerissen. Erhalten sind von ihr nur noch einige Grabdenkmäler der Herren
von Dienheim und von Schmithburg, außerdem ein ganz einfaches Tympanon mit der Inschrift:
Ampla patet dignis
Via clauditur acta malignis,
und: O . . . Wernhardus qui contulit huic operi jugera V quod operario hic in nomine Christi figeri adjudicavi. Näheres
bei Carl Wemher: Die Sebastiankirche in Oppenheim. Blätter für Geschichte der ehemaligen Reichsstadt und der Orte
des Oberamtes Oppenheim. Verlag Traumüller, Oppenheim.
4 W. Franck a. a. O. S. 26. Gudenus, cod. dipl. I, p. 660. Urkunde Erzbischof Gerhards I. von 1258 Juli 3.
»Nos . . . ecclesiam S. Katharine in ipsa civitate fundatam in parrochialem ecclesiam erigimus, facimus et creamus ipsamque
iure et honore parrochialis ecclesie perpetualiter insignimus.«
5 W. Franck a. a. O. S. 26.
6 Johannes Henricus Andreae, Comentatio historico-politico-litteraria de Oppenheimio. Heidelberg 1778, S. 74.
Insuper Richardus caesar anno 1262 initium fecit extruendi templum S. Catharinae dacatum.
Merian (Topographia Palatini Rheni 1645, S. 69) sagt, daß die Katharinenkirche von »Gerardo, dem Erzbischoffen
zu Mayntz«, gestiftet worden, darüber im Chron. Sponheim fol. 283 zu lesen. Diese Angabe ist nicht richtig. Die Ur-
kunde — es ist die unter Anmerkung 4 aufgeführte — enthält nichts von einer Stiftung.

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