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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Schmitz, Otto: Baden-Badener Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0065

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Baden-Badener Porzellan.
Von O. Schmitz, Stadt. Konservator, Baden-Baden.
I. Überlieferung und Restbestand.
Daß in Baden-Baden in den 70 er Jahren des 18. Jahrhunderts eine Porzellanfabrik bestanden hat,
wissen außerhalb der Fachkreise nur wenige, und sogar in Baden-Baden selbst beginnt die lebendige Über-
lieferung dieser Tatsache zu schwinden. Um so notwendiger ist es, das Wenige, was sich über diese kleine
Manufaktur und ihre hübschen Erzeugnisse heute noch feststellen läßt, zu sammeln und für die Zukunft
zu sichern.
In seinem Führer durch die Sammlungen des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe vom
Jahre 1894 (Leipzig, E. A. Seemann, Seite 455) sagte Justus Brinckmann über das »Porzellan von Baden«:
»Durch die Handbücher schleppt sich die Angabe, im Jahre 1755 habe die Witwe Sperl
unter der Direktion Pfalzers und dem Patronat des regierenden Markgrafen mit Hilfe früherer
Arbeiter von Höchst eine Porzellan-Manufaktur eingerichtet, welche nur bis zum Jahre 1778
bestanden habe.«
Klingt schon diese Notiz recht skeptisch, so wurde auch einige Jahre nachher durch das Auftauchen
eines angeblichen Erzeugnisses dieser Fabrik im englischen Kunsthandel die Sachlage nicht geklärt. Es
stellte sich — allerdings erst viel später — heraus, daß dieses Stück, eine Tasse, die 1899 aus englischem
Besitz in die Sammlungen der Stadt Baden-Baden kam, nicht den behaupteten Ursprung haben kann.
Das Verdienst, zuerst zuverlässiges Material über die Baden-Badener Porzellanfabrik veröffentlicht
zu haben, gebührt Karl Friedrich Gutmann in Karlsruhe, der für sein Werk »Die Kunsttöpferei des
18. Jahrhunderts im Großherzogtum Baden« (Karlsruhe, Braun, 1906) die Geschichte dieser Fabrik in
den Akten des Generallandesarchivs zu Karlsruhe und anderer Archive erforschte und in sorgfältiger und
ausführlicher Wiedergabe des urkundlichen Stoffes veröffentlichte. Ihm war damals, wie er S. 76 a. a. O.
angibt, als Erzeugnis der Fabrik nur die Kanne des Klosters Lichtental (Nr. 9 unseres Verzeichnisses) be-
kannt, deren Marke, das badische Wappen mit Fürstenhut, er als sicheres Anzeichen dieser Herkunft mit
Recht ansah.
Drei Jahre später fand Emil Heuser in Speier beim Umzuge des dortigen Historischen Museums
in den Neubau fünf Tassen nebst Untertassen (Nr. 12—16) mit der gleichen Marke und veröffentlichte sie
zugleich mit der niedlichen Damenbüste aus der Sammlung Dr. Stern, Mannheim (Nr. 3) in den Mann-
heimer Geschichtsblättern. (1909, Nr. 12.)
In der Folge wurden noch einige weitere Stücke bekannt und hier und da für Museen oder
Privatsammlungen erworben. Als neuerdings, 1924, abermals bis dahin unbekannte Badener Erzeugnisse
im Kunsthandel gemeldet wurden, lag der Gedanke nahe, möglichst alle heute noch vorhandenen Gegen-
stände aus Baden-Badener Porzellan wenigstens vorübergehend an ihrem Herstellungsort zu vereinigen und
der Besichtigung zugänglich zu machen. Auf diese Weise konnten einerseits die erwünschten und nach-

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