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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Buchbesprechungen
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Jantzen, Hans: [Rezension von: Hans Wendland/Konrad Witz, Gemäldestudien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0111

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Buchbesprechungen

Krüge von 1644 und 1685 aus der Sammlung Strauß-Wien
(Nr. 29 und 56), eine große Fayencegruppe (unbezeichnet, aber
höchstwahrscheinlich Mosbach): Jäger zu Pferd mit einem
neben ihm sitzenden Mädchen; Mündener Netzvase; Glas-
pokal von 1720 mit gräflich hanauischem Wappen; große
Höchster Deckelvase mit antikisierenden Frauenfiguren, weiß
auf schwarzem Grund, kleine Alabasterbüste bez. Kogler
1787; kleines Relief-Herrenbildnis bezw. Christen 1816;

Wachsbossierung um 1850, adelige Dame aus dem Kreis
der Großherzogin Stephanie. Walter.
Die Archäologische Abteilung erwarb: 1 bemalte Terra-
kottafigur eines stehenden Mädchens, wohl attische Arbeit;
4 Antefixmasken aus Ton, 2 männliche und 2 weibliche,
mit sehr bildnishaften Zügen, aus Corneto, 2.—1. Jh. v. Chr.;
7 Silbermünzen aus Griechenland und Unteritalien.
Gropengießer

Buchbesprechungen

Hans Wendland: KONRADWITZ. GEMÄLDESTUDIEN.
Basel 1924. Verlag Benno Schwabe & Co. (134 Seiten
und 36 Tafeln.)
Der Wert des Buches liegt in dem Bemühen, in streng
naturwissenschaftlicher Methode den originalen materiellen
Bestand der Hauptwerke des Konrad Witz freizulegen.
Seit Daniel Burckhardts grundlegender Abhandlung über
den Meister hat man sich mehrfach mit der Rekonstruktion
des Baseler Heilspiegelaltars beschäftigt. Burckhardt selbst
verteilte die damals (1901) bekannten Tafeln bereits auf
Innenseiten und Außenseiten der Flügel und nahm eine
Ordnung in zwei Reihen an. Burkhard Meier (Monatsh. f.
Kunstw. 1909) war dann der erste, der die Verschiedenheiten
der Maße als Ausgangspunkt für eine genauer begründete
Verteilung der Tafeln nahm. Auf diesem Wege ist Wendland
weiter vorgeschritten und kommt z. B. für die Ordnung
der Außenseiten zu dem gleichen Resultat wie B. Meier
(der Verfasser legt offenbar keinen Wert auf Überein-
stimmungen mit früher gemachten Beobachtungen, da er
sie meist nicht erwähnt). Für die Anordnung der Innen-
seiten erhält Wendland durch Aufdeckung und genaue Be-
obachtung der ursprünglich vorhandenen Maße eine bessere
und überzeugende Verteilung, der sich auch die neu auf-
getauchte Dijoner Tafel gut einfügt. Der Baseler Christophorus
ist freilich zunächst nicht mehr im Heilspiegelaltar —
wenigstens nicht auf dessen Flügeln — unterzubringen. Neu
und gut begründet erscheint die Vermutung, daß an dem
noch leeren Platz auf dem linken Innenflügel das Gefolge
des Augustus dargestellt sei, und daß der Altar ursprünglich
in der St. Leonhardskirche gestanden habe.
Daß theoretisch doch noch eine andere Verteilung der
Tafeln möglich wäre, zeigt der Aufsatz von Mela Escherich
in der Ztschr. f. bildende Kunst 1925, Heft 9/10. Die Ver-
fasserin hält unter Berücksichtigung der Wendlandschen
Untersuchung an ihrer früheren Annahme eines Doppelflügel-
paares fest. Ich glaube, daß die alte Anschauung, der auch
Wendland folgt, die bessere Lösung darstellt, schon deswegen,
weil bei M. Escherichs Verteilung die Verkündigungstafeln
ganz fremdartig zwischen den übrigen stehen würden.
Schwierig gestaltet sich die Frage nach dem Mittelstück des
Altares. Allgemein angenommen ist wohl die Vorstellung,

daß ein Schrein nicht in Betracht kommt, sondern aus-
schließlich Malerei. In dieser Frage spielt die Berliner
Tafel mit der Dreieinigkeit und der Heimsuchung eine
wichtige Rolle. Ursprünglich war sie von Bode als schwäbisch
und der Kunst des Konrad Witz verwandt gekennzeichnet.
Dann nahm M. Escherich 1914 sie als Kopie nach dem ver-
lorenen Mittelstück des Baseler Heilspiegelaltars in Anspruch,
und jetzt wird sie von Wendland als Originalwerk des Konrad
Witz erkannt, aber dem Genfer Altar von 1444 zugewiesen,
während M. Escherich sie für den Baseler Altar beizubehalten
sucht. Eine Entscheidung ist m. E. nur möglich, wenn wir
zu bestimmteren Anhaltspunkten für den inhaltlichen und
materiellen Aufbau der Mittelstücke an beiden Altären ge-
langen. Die Annahmen Wendlands nach dieser Richtung
sind sowohl für den Baseler wie für den Genfer Altar sehr
hypothetisch und wenig befriedigend.
In einem weiteren Kapitel stellt Wendland die Baseler
Tafel der Begegnung von Joachim und Anna, die Nürnberger
Verkündigung und das Straßburger Bild mit der sogenannten
Olsberger Madonna des Baseler Museums zu einem »Olsberger
Altar« zusammen. Die Zugehörigkeit des Madonnenfragments
zum Kunstkreise des Konrad Witz ist schon früher erkannt
und leuchtet jedem ein, der das schöne Stück im Witz-Saal
des Baseler Museums betrachtet. Auch gibt bereits M.
Escherich in ihrem Buch über Witz (1916) an, daß D. Burck-
hardt an ein eigenhändiges Spätwerk des Meisters glaubte.
Von der herben Kraft des Konrad Witz ist indessen gerade
in dieser Madonna nichts zu spüren. Der Ausdruck ist im
Vergleich mit Witz ganz ins Zierliche zugespitzt. Man
betrachte nur den Mund, die Modellierung des Kinns oder
die »gotisch« geschnittenen, blinzelnden Augen. Wenn Wend-
land die »Goldene Pforte« das vollkommenste Bild des Konrad
Witz, das uns erhalten ist, nennt, so stimme ich ihm darin
gerne bei. Um so unverständlicher, wie er mit der einzig-
artigen und bezwingenden Größe dieser Malerei die Ols-
berger Madonna zusammenstellen kann. Gewiß, sie ist unter
dem Eindruck Witzscher Kunst entstanden. Aber sie ist
nicht von der Hand des Meisters, auch keine Kopie, sondern
eben das Werk einer anderen Künstlerindividualität. Damit
entfällt aber auch jede Möglichkeit, einen »Olsberger Altar«
des Konrad Witz zu rekonstruieren. Ja, selbst wenn die

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