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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Hugelshofer, Walter: Eine verlorene Marienkrönung Schongauers?
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Escherich, Mela: Der Schlüssel auf dem Heilsspiegelaltar des Konrad Witz
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0232

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Notizen: Der Schlüssel auf dem Hei1sspie g e 1 al tar des Konrad Witz
Vorbild in Wien unterschied. Die stärkste Differenz ist bei der Bildung des Thrones zu konstatieren.
Bouts gibt eine Art Altarmensa, vor der zwei Säulen stehen, die einen »Himmel« tragen, Schongauer
gab statt dessen offenbar eine etwas schwerfällige, steinerne Bank ohne »Himmel«, wie er sie ähnlich
auf Stichen verwendet. Die hintern Eckpfosten waren wohl von Figürchen bekrönt. Vermutlich standen
die musizierenden Engel zu beiden Seiten. Am engsten hat sich, scheint es, der Zürcher Nelkenmeister
an sein Vorbild gehalten. Das zeigen schon die anders schwer erklärlichen Beziehungen zu Bouts.
Der Schlüssel auf dem Heilsspiegelaltar des Konrad Witz.
Von Mela Escherich.
Auf dem Mittelstück des Heilsspiegelaltars von Witz, dem »Ratschluß der Erlösung« (Kaiser-
Friedrich-Museum), schwebt ein Schlüssel. Er nimmt seine Richtung von der heiligen Taube aus, die
über dem Himmelsthron Vater und Sohn überschwebt, und senkt sich nach Gottvaters Brust.
Was bedeutet das?
Der Schlüssel ist natürlich nicht St. Peters Attribut, da der hl. Petrus mit dem Ratschluß der
Erlösung nichts zu tun hat.
Schlüssel, schließen wird bildlich gebraucht: Schlüsselroman, Schlüssel zu seinem Verhalten,
Schlüssel zu einer Entzifferung, verschlossene Natur, sich besserer Einsicht nicht verschließen, aufge-
schlossenes Wesen, Erschließen der Seele.
In diesem bildlichen Sinne sind auch die Bibelstellen zu verstehen:
Luk. 11, 52: »Wehe euch Schriftgelehrte, denn ihr den Schlüssel der Erkenntnis habt! Ihr
kommt nicht hinein und wehret denen, die hinein wollen.«
Jes. 22, 22 : »Und will die Schlüssel zum Haus Davids auf seine Schulter legen, daß er auftue
und niemand zuschließe; daß er zuschließe und niemand auftue.«
Matth. 16, 19: »Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden
binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein; und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch
im Himmel gelöset sein.«
Apok. 3, 7: »Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut
und niemand zuschließet, der zuschließet und niemand auftut.«
Die altchristlichen Heiligen malen diese Sprachbilder noch weiter aus. Eucherius von Lyon
sagt im Hinweis auf Luk. 11, 52: Die Erkenntnis sei der Schlüssel des Himmels. Asterius bereitet be-
reits die Vorstellung von Petrus als Torwart vor: »Petrus empfängt die Schlüssel des Reiches und wird
Herr über dessen Tore«. Und Ambrosius lehrt: »Sei also auch du ein Petrus, fromm, gläubig, friedsam,
damit du die Pforte der Kirche öffnest und den Pforten des Todes entgehest«.
Etwa seit dem 5. Jahrhundert beginnen die künstlerischen Darstellungen und hiermit wird der
Schlüssel mythologisches Objekt.
Auf Mosaiken, Sarkophagen erscheint St. Petrus mit dem Schlüssel als Attribut in der Hand.
Später, auf dem Mosaik im Triklinium Leos III,, hat er drei Schlüssel auf dem Schoß, und auf Blei-
medaillen einen Schlüssel auf der Brust oder neben sich. Um diese Zeit kommt auch der Doppel-

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