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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Rott, Hans: Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0210

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Hans Rott

Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. und der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Von Hans Rott, Karlsruhe.
In der farbenreichen Chronik Schaffhausens bildet die Kunstgeschichte für den umgrenzten Zeit-
raum bis jetzt ein fast unbeschriebenes Blatt, sowohl hinsichtlich der Denkmäler, mit denen die Bilderstürme
des Reformationsjahrhunderts wie späterer Unverstand nahezu restlos aufgeräumt haben, wie im Hinblick
auf die Künstler selbst, über deren Namen und Schicksale Urkunden und Akten fast hartnäckig zu schweigen
schienen. Die vorliegende Untersuchung bringt erstmalig die Hauptnamen und Daten, zum Teil und nach
Möglichkeit in Verbindung mit verschwundenen oder noch vorhandenen Werken, und hofft damit, ange-
sichts des allüberallhin verstreuten Denkmälerrestes, zu Weiter- und Einzelforschungen zu ermuntern, zu-
mal für die vorliegende Studie nur das Hauptmaterial des Schaffhauser Staatsarchivs herangezogen und
sozusagen bloß eine summarische Ausbeutung vorgenommen werden konnte. Die weit zurückreichenden
Steuerlisten boten hierfür eine Quelle ersten Ranges, wobei man allerdings den Verlust von Steuerbüchern
für eine große Anzahl von Jahren bedauern muß1.
Im beginnenden zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts begegnen wir im Steuergebiet der sog.
»Steinern Bachbrugg« Schaffhausens zwei Malern, die neben- oder beieinander wohnen, dem Meister
Augustin Glaser und dem früher aus Straßburg zugezogenen Hans Murer, der zu Schaffhausen
zwischen 142g und 1450 aus dem Leben schied. Seit 1453 haust in der Wohnung von Murers Witwe
der Maler Peter, zweifellos der Sohn, da beide eine gemeinsame Steuerquote entrichten. Peter Murer
wanderte spätestens 1446 nach Konstanz aus, erhielt dort, ein Zeichen für seine künstlerische Bedeutung,
umsonst das Bürgerrecht, wurde vom Rat steuerfrei gehalten und starb daselbst um 1458, da er in den
dortigen Steuerlisten nachher für immer fehlt. Zwei Jahre später war ihm Hans Murer, wohl sein Bruder,
dahin nachgefolgt, der ebenfalls das Konstanzer Bürgerrecht unter gleichen Bedingungen erhielt und in
der Bodenseestadt 1486/87 verstarb.
Seit dem Jahr 1437 taucht im selben Steuerrevier Schaffhausens der Maler Hans Glaser auf,
mutmaßlich des obigen Augustin Glasers Sohn, der freilich erst von 1439 an selbständig steuert, später
in den Malern Hans Popp (1453) und Hans von Markdorf (1450—54) Werkstattgehilfen sich hält
und in seinem Sohn Peter seit 1455 einen Meistergesell besitzt, der spätestens 1459 zum Meister
aufrückt, zeitweilig im väterlichen Hause wohnt und 1464, dem Beispiel Peter Murers folgend, nach der
Kunstzentrale Konstanz hinüberzieht, wo wir ihn bis zu seinem Wegzug oder Absterben 1469/70 verfolgen
können, während der alte Meister Hans 1468 aus der Steuerliste, mithin wohl auch um jene Zeit aus
dem Leben schwindet. Nur ein paar Häuser von ihm in Schaffhausen entfernt und zeitweise sogar sein
Hausnachbar, werkte von 1442—58, von der Stadt steuerfrei gestellt, sein Berufsgenosse, Meister Elans
von Wien, der meist zwei Gesellen beschäftigte und wegen des dauernden Steuerprivilegs ein angesehener
Künstler gewesen sein muß. Im Jahr 1458 verkaufte der Wiener Maler sein Haus samt Hof am Ober-
1 Die ausführlichen Einzelbelege und das umfängliche, hauptsächlich aus dem Staatsarchiv Schaffhausen geschöpfte
Quellenmaterial in meiner Arbeit über die Schaffhauser Kunst im 15. und 16. Jahrh., in dem eben erscheinenden 54. Jahrheft
der »Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees«.
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