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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Rott, Hans: Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0211

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Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. Jahrhunderts u s w.
markt, der jetzigen Oberstadt, genannt »zu dem guldin Wider«, an den Schneider Hans Moltz und scheint,
wie die Steuerbücher ergeben, damals mit seinem Weib Schaffhausen für immer verlassen zu haben1.
Im Umkreis der genannten Künstler, vor allem der Murer und Glaser, die mit Konstanz in
näherem Zusammenhang stehen, und von denen Hans Glaser durch die gelegentliche Nebenbezeichnung
»briefmaler« und seinen für 1450 bezeugten Werkstattgenossen Hans von Markdorf im Vordergrund steht,
möchte ich den Schöpfer jenes für die Kunstgeschichte des Oberrheins so wichtigen, aus dem benach-
barten Kloster Rheinau stammenden und seit 1857 in Schaffhausen (heute im Stadtmuseum) befindlichen
großen Tafelgemäldes suchen, der umfangreichen Kreuzigungsdarstellung vom Jahr 1449 (Abb. 1).
Nach dem Allianzwappen der Schaffhauser Patrizierfamilien Oening und Jünteler (samt Jahrzahl
darüber) am Gebälk der das Tafelbild hälftig teilenden Säule, nach dem jugendlichen Stifter in der Mitte
mit dem nun gemehrten Oeningwappen und einem alten Benediktiner in der linken Ecke (als Mitstifter)
mit dem ursprünglichen Jüntelerwappen, ist der Kalvarienberg höchstwahrscheinlich von Hans Oening —
»der junge am Schwartzen Thor« oder auch »in der Mur« genannt —, dem Sohn des zwischen 1440 und
46 verstorbenen Schaffhauser Zunftmeisters Hans Oening d. Ä. »am Stuhl« und seiner Gemahlin Mar-
garethe, einer geb. Jünteler von Jestetten (verheir. um 1404), bei einem einheimischen Meister bestellt
worden, wobei sich der Bruder Margarethens, Bernhard Jünteler, der Letzte des Geschlechts und Konventuale
zu Rheinau seit 1448, als Mitstifter anschloß, da es sich hier um ein Votivbild des Sohnes für seine ver-
storbenen Eltern handelt, die sich als Besitzer von Jestetten vermutlich im ganz nahe gelegenen Kloster beisetzen
ließen, in welches sich der Onkel Bernhard ein Jahr vor der Entstehung des Stifterbildes klösterlich zu-
rückzog. Dort ist er wohl 1459 gestorben, worauf die fragmentarische Inschrift des Rahmens »Anno dni
MCCCCLVIIII uff sant Mathias tag« zu deuten scheint2.
Im Jahr 1464, in welchem Peter Glaser nach Konstanz verzog, um daselbst unter günstigeren
Bedingungen seine Kunst zu betreiben, läßt sich Meister Michael Pfender als Maler in Schaffhausen
nieder, mit dessen dortiger zwanzigjähriger Tätigkeit wir wenigstens ein literarisch bezeugtes und eingehend
beschriebenes Kunstwerk verknüpfen können. In der Bruder-, der heutigen Stadthausgasse, befand sich seine
Werkstatt, im Haus »zum Zuber« neben dem des Bürgermeisters Hans von Waldkirch gen. Goldschmid;
hier begann er mit einem Vermögen von j 10 Gulden, beschäftigte dauernd einen Gesellen und hinterließ
bei seinem 1481 erfolgten Tod einen gleichnamigen Sohn, über dessen Leben wir einstweilen nichts
Weiteres wissen, und ein Vermögen von über 1000 Gulden, ein Beweis, daß er ein hinreichend beschäf-
tigter Künstler war. Zusammen mit seinem Weib Else verkaufte Meister Michael, der als Mitglied der
Krämerzunft zeitweilig dem Großen Rat angehörte und durch letzteren und Bürgermeister Waldkirch 1479
seinen Grenzmauerstreit mit der Kaufleutezunft (als Hausnachbar) schlichten ließ, im Jahr 1470 um 115 Gulden
an den Sulgauer Bader Conrad das »Krutbad« mit aller Gerechtigkeit und an Heinr. Zoller das in Mit-
eigentum stehende Haus samt Garten in der Fischerhäuserstraße, wogegen er im Jahr darauf von dem Pa-
1 Im Jahr 1418 wird der junge Maler Hans von Wien, der Sohn des Malers Jakob in der Strauchgasse, ebenso sein
Schwager, der Bildschnitzer Hans, genannt. Die Identität mit dem obengenannten möglich. Wiener Jahrbuch XVI (1895J,
Abt. II Nr. 13427.
2 P. Moritz Hohenbaum van der Meer, Kurze Geschichte von Rheinau, Donaueschingen 1778, S. izgf. weist bereits
auf dies 1449 datierte Votivbild in dem Kloster hin bei der urkundl. Erwähnung eines jüngeren Oening-Jünteler im Jahre
1478. —• Der Vater Hans Oening d. Ä. am Stuhl, der Zunftmeister, war schon 1414 mit zwei andern »des bilds pfleger
in St. Johans Kirchen«, einer Kreuzigungsdarstellung aus diesem Jahr. Rüeger-Bächtold, Chronik der Stadt Schaffhausen
S. 811 A. u. 877 A. 7. Über die Stifter eingehend in dem oben angegebenen Aufsatz in den Schriften des Bodensee-Vereins.

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