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Oberrheinische Kunst — 1.1925/​1926

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Rott, Hans: Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.54484#0227

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Schaffhauser Maler, Bildhauer und Glasmaler des 15. Jahrhunderts u s w.

Kaum ist der Vater tot, so treffen wir den jungen Felix bereits in der Stadt Strafbuch, weil er
das Schwert gegen Conrad Renger gezückt. Im Dezember 1544 hatte er sich mit Anna Sattler verheiratet
und führte nun in der »Glocke« mit ihr in der Folgezeit ein unglückliches Familienleben, da sie sich
wirtschaftlich wie moralisch übel betrug, auch betrank und dafür vom Hausherrn, der ebenfalls den Wein
liebte, zum öftern kräftig gezüchtigt wurde. Dem Glasmaler, der auf dem Heimweg von der »Urte« der
Gesellen nächtlichen Unfug verübte, wurden 1547 vom gestrengen Rat »all Schlaftrunck verboten«. Das
verleidete dem Meister zeitweilig die Heimat und machte ihn wie Schmid zum Reisläufer. Unter Hauptmann
Werner ab Egg zog er im Herbst 1557 als Schreiber eines Fähnleins in des Königs Dienst nach Frankreich,
nach Chälons und in die Picardie, und kehrte im März 1558 nach der Eroberung von Calais mit den abge-
rissenen und dezimierten Gesellen wieder heim; auf einem dieser abenteuerlichen Züge ist der Meister
wohl um sein Bein gekommen, da er sich auf einer heiteren Freundschaftsscheibe uns auf einem Stelzfuß mit
Namen vorstellt (Abb. 20). Als lebens- und genußfroher Schaffhauser Bürger zog er noch im selben Jahr
gleich wieder mit Junker Stoffel Waldkirch und Martin Payer zum lustigen Herrenschießen nach Rottweil,
wo es viel Kurzweil und schwere Trünk und Kraut und Lot auf Stadtkosten gab *.
Dies alles mag dazu beigetragen haben, daß der frischderbe Künstler gern Kampfszenen oben an
seinen Wappenscheiben anbrachte1 2 und daß man seinen Schildhaltern immerhin etwas vom Raufbold ansieht.
Wenngleich der Rat ihn mit vielen Scheibenaufträgen bedachte, so gehen seine künstlerischen Leistungen
trotz aller Geschicklichkeit im allgemeinen über den Durchschnitt nicht hinaus. Eine namhafte Anzahl
von Glasgemälden seiner Hand hat sich noch in Museen und Privatbesitz, meist un- oder mißgedeutet,
erhalten und im Rathaus zu Unterstammheim, am ursprünglichen Ort sogar, das datierte Schaffhauser
Wappenfenster, das die Stadt 1549 laut Ausgabebuch bei ihm ausführen ließ, um es dem Nachbarstädtchen
zu verehren3.
Trüb war das spätere Leben des Meisters. Seine Xantippe Anna wurde 1564 wegen Diebstahl
und Ehebruch verhaftet, aus der Stadt verbannt und nachträglich lebenslänglich eingekerkert. Bald darauf
versuchte er nochmals das eheliche Glück, wurde 1571 von der Zunft in den Großen Rat gewählt,
stürzte in der Nacht des 5. August 1574 aus dem Obergeschoß seines Hauses auf die Gasse hinab und
starb wenige Wochen hernach an den erlittenen Verletzungen4 *.
Nur die Namen einiger Handwerksgenossen Lindtmeyers nennen wir in Kürze noch, weil auch
sie mit glasmalerischen Aufträgen seitens der Stadt bedacht wurden, wobei ihre Bedürftigkeit vermutlich die
Hauptrolle spielte. Es sind: der früher schon zu Konstanz sich umtreibende, mit wenig Glück begabte
Glasmaler Conrad Altorfer gen, Schüffelin6, Andr. Ermatinger und Rud. Struß, von denen wir bis
jetzt keine Arbeiten nachzuweisen imstande sind, und die wohl in der Mitte zwischen Künstler und simplem
Glaser standen; schließlich der begabte, doch früh verstorbene Flach- und Glasmaler Hans Conrad
Mörikofer (über ihn oben S. 212).
Mit einem tüchtigen und ernsten Meister seines Faches, mit Hieronymus Lang, dem Stamm-
vater von sechs Glasmalern, unter denen der spätere Schaffhauser Bürgermeister H. Caspar der begabteste
1 Ausgabebuch des Schaffh. Staatsarchivs 1558/59, f. 28.
2 Z. B. auf einer Schaffhauser Standesscheibe von 1542, zu Bregenz in Privatbesitz.
3 Ratssaal in Unterstammheini, Ostwand, Fenster 7.
1 f 5. Oktober 1574. Ratsprot. des Staatsarchivs und Bäschlin, Schaffh. Glasmaler S. 16.
3 Vgl. Hans Rott, Die Konstanzer Glasmalerfamilie der Spengler, in Bad. Heimat 1926, S. 80.

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