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Kaller
Sachsen-Weimar, der König von Württemberg, der Großherzog von Oldenburg
und die Fürsten von Reuß bereits abgesetzt oder unter Druck zurückgetreten
waren, für seine persönliche Sicherheit und Unantastbarkeit im Schloß seiner
alten Residenzstadt garantieren zu können44. Sie riskierten damit den Putsch-
versuch von Heinrich Klumpp und sahen die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Fünf
Tage später, am 16. November, standen sie vor der Notwendigkeit, dem Land
eine neue Verfassung geben zu lassen. Sie glaubten ihre Ideen bei einer Vierer-
kommission von Juristen in guten Händen und sahen sich auch hier an die
Grenze der Möglichkeiten geführt. Die Kommission brachte keinen einheitlichen
Entwurf zustande, der Mehrheitsentwurf Glockner-Weill-Zehnter entsprach
nicht den Vorstellungen der Regierung. Das enge zeitliche Zusammenfallen zeigt
aber auch, wie vielfältig die Aufgaben waren, die alle schnell, also unter Zeit-
druck, angepackt werden mußten. Es spricht für die Regierung, daß aus anfäng-
lichen Fehlentscheidungen keine Fehlentwicklungen wurden und es hier wie da
gelang, das Heft wieder in die Hand zu bekommen. Die beiden so unterschied-
lichen Ereignisse stellen sich als Bestandteil eines größeren Ganzen dar, sind
Schlaglichter auf die Aufgaben, die eine Regierung im November 1918 zu mei-
stern hatte.
44 Aufzählung in der Reihenfolge des Rücktritts nach Görlitz (wie Anm. 7), S. 195.
Kaller
Sachsen-Weimar, der König von Württemberg, der Großherzog von Oldenburg
und die Fürsten von Reuß bereits abgesetzt oder unter Druck zurückgetreten
waren, für seine persönliche Sicherheit und Unantastbarkeit im Schloß seiner
alten Residenzstadt garantieren zu können44. Sie riskierten damit den Putsch-
versuch von Heinrich Klumpp und sahen die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Fünf
Tage später, am 16. November, standen sie vor der Notwendigkeit, dem Land
eine neue Verfassung geben zu lassen. Sie glaubten ihre Ideen bei einer Vierer-
kommission von Juristen in guten Händen und sahen sich auch hier an die
Grenze der Möglichkeiten geführt. Die Kommission brachte keinen einheitlichen
Entwurf zustande, der Mehrheitsentwurf Glockner-Weill-Zehnter entsprach
nicht den Vorstellungen der Regierung. Das enge zeitliche Zusammenfallen zeigt
aber auch, wie vielfältig die Aufgaben waren, die alle schnell, also unter Zeit-
druck, angepackt werden mußten. Es spricht für die Regierung, daß aus anfäng-
lichen Fehlentscheidungen keine Fehlentwicklungen wurden und es hier wie da
gelang, das Heft wieder in die Hand zu bekommen. Die beiden so unterschied-
lichen Ereignisse stellen sich als Bestandteil eines größeren Ganzen dar, sind
Schlaglichter auf die Aufgaben, die eine Regierung im November 1918 zu mei-
stern hatte.
44 Aufzählung in der Reihenfolge des Rücktritts nach Görlitz (wie Anm. 7), S. 195.