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Schäfer, Alfons [Hrsg.]
Neue Forschungen zu Grundproblemen der badischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert — Oberrheinische Studien, Band 2: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1973

DOI Artikel:
Haselier, Günther: Die Bildung des Landes Württemberg-Baden 1945/46
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https://doi.org/10.11588/diglit.52720#0302
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Die Bildung des Landes Württemberg-Baden 1945/46

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Territorialgebilde mehr Ausweichmöglichkeiten und Gesundungskräfte enthält
als ein schmaler Gebietsstreifen, daß aber auch für den über die Grenzen gehen-
den Handelsverkehr (Bezug von Kohle, Halbzeug usf.) das breiter gelagerte und
reichere Gebiet mehr Ware wird anbieten können als das beengte.
8. 7. 45. Dr. Theodor HEUSS

III. Denkschrift über die Notwendigkeit der Ergänzung Nordbadens.
Verfasser: Professor Dr. sc. pol. Ernst Schuster. Datiert: Heidelberg, den 10. Juli
1945. Fundstelle: Wie Dokument I, jedoch fol.42—47, maschinenschriftlich. — Ernst
Schuster, geboren 20. 4. 1893 in Wilhelmshaven, lebt heute in Baden-Baden. Nach
Studium und Habilitation an der Universität Kiel, 1923 Umhabilitierung an die
Universität Tübingen. Dort 1926 Extraordinarius, 1927—1933 Ordinarius der
Volkswirtschaftslehre an der Handelshochschule in Mannheim, nach deren Auf-
hebung in gleicher Eigenschaft 1933 an der Universität Heidelberg.
a) Professor Dr. Ernst Schuster, Heidelberg [Bergstraße 55] an Professor Dr.
Karl Holl, Heidelberg, den 10. Juli 1945.
Sehr geehrter Herr Landeskommissär!
Ich sende Ihnen heute die kleine Denkschrift über die Notwendigkeit der Er-
gänzung Nordbadens. Ich bitte, sie als einen Entwurf zu betrachten und auch die
Schrift zu entschuldigen. Mir kam es zunächst darauf an, Ihnen so rasch wie mög-
lich einige Unterlagen zu liefern. Selbstverständlich läßt sich die Darstellung noch
erweitern. Es sind auch noch neue Argumente vorzubringen. Falls Sie einen
Wunsch haben, teilen Sie ihn mir mit.
Ihr sehr ergebener
Schuster
b) Text der Denkschrift:
1. Die Darstellung der Ergänzungsbedürftigkeit Nordbadens muß Zahlenmaterial
der normalen Zeit vor diesem Kriege benutzen. Im einzelnen sind starke Ver-
änderungen z. B. durch die Zerstörung von Industrien eingetreten, die Ge-
samtstruktur und der Charakter der nordbadischen Industrie und Landwirt-
schaft hat sich nicht wesentlich geändert.
2. So vielseitig die nordbadische Wirtschaft auf den ersten Blick erscheint, bei
genauerer Prüfung findet man eine starke Einseitigkeit. Für die Ernährung
seiner Bevölkerung, aber auch besonders für die Bekleidung und Ausrüstung
mit Haushaltsartikeln ist dieser Bezirk auf die Einfuhr aus anderen Gebieten
angewiesen. Ebenfalls haben die meisten Industrien ihre Rohstoffe und Hilfs-
stoffe von außerhalb einzuführen. Auch für den Absatz ihrer Produkte sind
große Industrieunternehmen, die viele Menschen beschäftigen, auf Gebiete
außerhalb Nordbadens angewiesen. Die großen Hafenanlagen von Mannheim
und Karlsruhe sind Umschlagplätze, die ein weites Hinterland brauchen und
einem großen Bezirk dienen können.
 
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