Die badisch-pfälzische Familie Buhl
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Es war ein glücklicher Umstand, daß die beiden doppelt verschwägerten Fa-
milien sich ausgezeichnet vertrugen, so daß eine angenehme häusliche Atmosphäre
entstand, an der die beiden Kusinen Buhl und Jordan einen beträchtlichen Anteil
hatten. Geschäftsfreunde, die des Weinkaufes wegen nach Deidesheim kamen, blie-
ben stets gern zu Gast; besonders mit der Familie des Weinhändlers und engli-
schen Konsuls Koch aus Frankfurt spann sich bald ein freundschaftliches Ver-
hältnis an, das sich besonders zwischen den Frauen ausgesprochen herzlich ent-
wickelte. Alle drei Damen führten Tagebuch. Das der Clotilde Koch-Gontard,
das für die Paulskirchenzeit so überaus aufschlußreich ist, wurde jüngst zusammen
mit ihren Briefen von W. Klötzer ausgezeichnet veröffentlicht und stellt eine
wichtige Quelle für das politische Wirken von Franz Peter Buhl dar. Es war von
großer Bedeutung, daß die politischen Ansichten der beiden Deidesheimer Fa-
milien übereinstimmten, wobei Franz Peter Buhl sich als der stärker Engagierte
zeigte. Er war es auch, der aus dem väterlichen Haus alte persönliche Verbin-
dungen zu den politischen Freunden des Vaters mit nach Deidesheim brachte.
Offensichtlich sahen die badischen Liberalen schon früh im jungen Franz Peter
denjenigen, der die politische Arbeit Franz Antons einst weiterführen
würde. Anderenfalls bliebe ein Brief der Frau von Itzstein an den Dreiundzwan-
zigjährigen unverständlich, in dem sie — gewiß etwas übertreibend — schreibt:
„Wir denken oft an Sie, denn es verläuft nichts Neues von der liberalen oder
aristokratischen Seite oder von dem beliebten Bundestag, daß es nicht heißt, was
wird der junge Buhl dazu sagen?“. Gewiß nicht nur als freundschaftliche Geste ist
eine Einladung Itzsteins nach seinem Weingut Hallgarten auf Februar 183581 auf-
zufassen, denn dort trafen sich seit einigen Jahren Gesinnungsfreunde aus allen
deutschen Landen, um — wie es Itzstein 1845 einmal in einem Brief an Franz
Peter Buhl formulierte — „sich näher kennenzulernen, ihre politischen Ansichten
auszutauschen und sich über eine so weit wie möglich gleiche Haltung der Kam-
mern ... zu besprechen“. Franz Peter Buhl scheint keines der Hallgartener Tref-
fen besucht zu haben. Sein Wirkungskreis beschränkt sich auf den deutschen Süd-
westen, ist aber hier umso tiefer — viel intensiver jedenfalls, als bisher gemein-
hin angenommen wird.
Da Franz Peter Buhl publizistisch überhaupt nicht, als Redner im Parlament nur
wenig hervortrat, muß seine Wirkung im politischen Leben zunächst einmal in
seinem Wesen gesucht werden. „Auf Dich rechnen alle Freunde mit Zuversicht,
Deine praktische Einsicht ist Bedürfnis . . .“, schreibt Karl Mathy, wenn er Buhl
am 22. September 1847 zu der bekannten Heppenheimer Tagung einlädt82. Wie
den pfälzischen Weinbau erworben, doch sind sie oft von denen seines Vetters und Schwa-
gers Ludwig Andreas Jordan nicht zu trennen, da beide eng zusammenwirkten. Führte
Buhl die noch heute für die Pfalz typischen Drahtanlagen definitiv ein, so hatte Jordan
dazu die Endsteine erfunden, während Buhl wiederum der geteilte Lesekübel zugeschrie-
ben wird, der eine wesentlich feinere Lese ermöglichte. Vgl. auch Anm. 22 u. Anm. 108.
80 W. Klötzer, Clotilde Koch-Gontard an ihre Freunde, Briefe und Erinnerungen aus
der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1843 —1869 (1969). Das Werk bietet besonders
in seinen weitgreifenden und sehr gründlichen Anmerkungen viel Material zu F. P. Buhl.
81 Klötzer (wie Anm. 32) S. 137 und S. 144; über die Treffen in Hallgarten ausführlich
ebd. S. 128 ff.
82 L. Mathy, Aus dem Nachlaß von Karl Mathy, Briefe aus den Jahren 1846—1848
(1898) S. 60.
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Es war ein glücklicher Umstand, daß die beiden doppelt verschwägerten Fa-
milien sich ausgezeichnet vertrugen, so daß eine angenehme häusliche Atmosphäre
entstand, an der die beiden Kusinen Buhl und Jordan einen beträchtlichen Anteil
hatten. Geschäftsfreunde, die des Weinkaufes wegen nach Deidesheim kamen, blie-
ben stets gern zu Gast; besonders mit der Familie des Weinhändlers und engli-
schen Konsuls Koch aus Frankfurt spann sich bald ein freundschaftliches Ver-
hältnis an, das sich besonders zwischen den Frauen ausgesprochen herzlich ent-
wickelte. Alle drei Damen führten Tagebuch. Das der Clotilde Koch-Gontard,
das für die Paulskirchenzeit so überaus aufschlußreich ist, wurde jüngst zusammen
mit ihren Briefen von W. Klötzer ausgezeichnet veröffentlicht und stellt eine
wichtige Quelle für das politische Wirken von Franz Peter Buhl dar. Es war von
großer Bedeutung, daß die politischen Ansichten der beiden Deidesheimer Fa-
milien übereinstimmten, wobei Franz Peter Buhl sich als der stärker Engagierte
zeigte. Er war es auch, der aus dem väterlichen Haus alte persönliche Verbin-
dungen zu den politischen Freunden des Vaters mit nach Deidesheim brachte.
Offensichtlich sahen die badischen Liberalen schon früh im jungen Franz Peter
denjenigen, der die politische Arbeit Franz Antons einst weiterführen
würde. Anderenfalls bliebe ein Brief der Frau von Itzstein an den Dreiundzwan-
zigjährigen unverständlich, in dem sie — gewiß etwas übertreibend — schreibt:
„Wir denken oft an Sie, denn es verläuft nichts Neues von der liberalen oder
aristokratischen Seite oder von dem beliebten Bundestag, daß es nicht heißt, was
wird der junge Buhl dazu sagen?“. Gewiß nicht nur als freundschaftliche Geste ist
eine Einladung Itzsteins nach seinem Weingut Hallgarten auf Februar 183581 auf-
zufassen, denn dort trafen sich seit einigen Jahren Gesinnungsfreunde aus allen
deutschen Landen, um — wie es Itzstein 1845 einmal in einem Brief an Franz
Peter Buhl formulierte — „sich näher kennenzulernen, ihre politischen Ansichten
auszutauschen und sich über eine so weit wie möglich gleiche Haltung der Kam-
mern ... zu besprechen“. Franz Peter Buhl scheint keines der Hallgartener Tref-
fen besucht zu haben. Sein Wirkungskreis beschränkt sich auf den deutschen Süd-
westen, ist aber hier umso tiefer — viel intensiver jedenfalls, als bisher gemein-
hin angenommen wird.
Da Franz Peter Buhl publizistisch überhaupt nicht, als Redner im Parlament nur
wenig hervortrat, muß seine Wirkung im politischen Leben zunächst einmal in
seinem Wesen gesucht werden. „Auf Dich rechnen alle Freunde mit Zuversicht,
Deine praktische Einsicht ist Bedürfnis . . .“, schreibt Karl Mathy, wenn er Buhl
am 22. September 1847 zu der bekannten Heppenheimer Tagung einlädt82. Wie
den pfälzischen Weinbau erworben, doch sind sie oft von denen seines Vetters und Schwa-
gers Ludwig Andreas Jordan nicht zu trennen, da beide eng zusammenwirkten. Führte
Buhl die noch heute für die Pfalz typischen Drahtanlagen definitiv ein, so hatte Jordan
dazu die Endsteine erfunden, während Buhl wiederum der geteilte Lesekübel zugeschrie-
ben wird, der eine wesentlich feinere Lese ermöglichte. Vgl. auch Anm. 22 u. Anm. 108.
80 W. Klötzer, Clotilde Koch-Gontard an ihre Freunde, Briefe und Erinnerungen aus
der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1843 —1869 (1969). Das Werk bietet besonders
in seinen weitgreifenden und sehr gründlichen Anmerkungen viel Material zu F. P. Buhl.
81 Klötzer (wie Anm. 32) S. 137 und S. 144; über die Treffen in Hallgarten ausführlich
ebd. S. 128 ff.
82 L. Mathy, Aus dem Nachlaß von Karl Mathy, Briefe aus den Jahren 1846—1848
(1898) S. 60.