Die badisch-pfälzische Familie Buhl
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früh dem kräftigen, dem Reiten und der Jagd gewogenen Vater viel Sorgen be-
reitet. Als Erwachsener lebte der letzte Buhl am liebsten in ländlicher Zurück-
gezogenheit auf dem von der Mutter ererbten schönen Familiensitz Hilde-
brandseck über Neustadt, umgeben von Pflanzen, die er liebte, von wertvollen,
persönlich gesammelten Kunstschätzen, ein liebenswerterund feinsinniger Mensch,
mehr der kontemplativen Seite des Lebens zuneigend, wie sein Onkel Heinrich,
mit dem ihn auch die Vorliebe für die Geschichte verband. Oft äußerte er zu
seinen Freunden, wenn er einen älteren Bruder gehabt hätte, so wäre er gern
Historiker geworden. Daneben war Franz Eberhard Buhl ein verständnisvoller
Shakespeare-Verehrer und ein Freund der französischen Sprache, die er meister-
haft beherrschte und für deren Redewendungen er ein ausführliches Kompen-
dium erarbeitete. Dieser Gelehrtentyp war vom Schicksal dazu bestimmt wor-
den, Deutschlands größter Weinbauer zu werden, denn zu dem riesigen väter-
lichen Erbe kam noch 1909 von seiner Mutter Seite der umfangreiche Wein-
besitz der Familie Schellhorn-Wallbillich139. Franz Eberhard Buhl faßte nun die-
sen gesamten Besitz — fast 300 Morgen bestes Weingelände — unter der neuen
Bezeichnung Weingut Reichsrat von Buh l140 zusammen; das bis-
herige schlichte „Weingut F. P. Buhl“ genügte der titelsüchtigen Generation vor
dem Ersten Weltkrieg nicht mehr — noch Franz Armand hatte als bewußter
Liberaler das ihm angebotene Adelsprädikat abgelehnt.
Franz Eberhard Buhls schwache Gesundheit erlaubte ihm nur kurze Zeit par-
lamentarische Tätigkeit141. 1907 unterlag er als gemeinsamer Kandidat der Na-
tionalliberalen und des Bundes der Landwirte bei der Wahl für den Reichstag,
wurde aber im Herbst des gleichen Jahres in den bayrischen Landtag gewählt.
1911 wurde er anstelle seines Onkels Eugen Reichsrat der Krone Bayern und
erlangte 1917 den persönlichen Adel. Politisch stand Buhl wie sein Vater auf
dem rechten Flügel seiner Partei, die jungliberale Richtung bekämpfte er, trat
jedoch während des Krieges mit deren Führer Bassermann in Verbindung, der
wie er den Kanzler Bethmann Hollweg ablehnte. Der Zentrumspartei stand er
anfangs wohlwollend gegenüber, doch entwickelte er sich während des Krieges
zum Hasser Erzbergers und Wirths, in denen er Verführer der Zentrumspartei
sah, die die Widerstandskraft des Volkes zermürbten. Da er hoffte, die sich
gegen Ende des Weltkrieges auftürmenden Schwierigkeiten durch eine Zusam-
menfassung aller lebendigen Volkskräfte überwinden zu können, beteiligte er
sich 1917 an der Gründung der „Vaterlandspartei“; mit einer Eröffnungsrede
zu deren Versammlung in Neustadt am 13. April 1918 schließt ein kleines, als
Privatdruck posthum erschienenes Bändchen von F. E. Buhls Reden und Auf-
sätzen142. Der deutsche Zusammenbruch und das Emporkommen von Zentrum,
Sozialdemokraten und Demokraten trafen ihn tief.
Mit Franz Eberhard Buhls Tod am 29. Juni 1921 erlosch der Deidesheimer
Zweig dieser Familie. Da er keine Leibeserben besaß, gelangten die Buhlschen
139 Biogr. Jahrbuch XIV (1903).
140 Weingut Reichsrat von Buhl, Werbeschrift (o. J.) S. 6; Auskünfte der Gutsver-
waltung.
141 Schieder (wie Anm. 121) S. 168; Lerchenfeld (wie Anm. 138) S. VI f.
142 Lerchenfeld (wie Anm. 138).
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früh dem kräftigen, dem Reiten und der Jagd gewogenen Vater viel Sorgen be-
reitet. Als Erwachsener lebte der letzte Buhl am liebsten in ländlicher Zurück-
gezogenheit auf dem von der Mutter ererbten schönen Familiensitz Hilde-
brandseck über Neustadt, umgeben von Pflanzen, die er liebte, von wertvollen,
persönlich gesammelten Kunstschätzen, ein liebenswerterund feinsinniger Mensch,
mehr der kontemplativen Seite des Lebens zuneigend, wie sein Onkel Heinrich,
mit dem ihn auch die Vorliebe für die Geschichte verband. Oft äußerte er zu
seinen Freunden, wenn er einen älteren Bruder gehabt hätte, so wäre er gern
Historiker geworden. Daneben war Franz Eberhard Buhl ein verständnisvoller
Shakespeare-Verehrer und ein Freund der französischen Sprache, die er meister-
haft beherrschte und für deren Redewendungen er ein ausführliches Kompen-
dium erarbeitete. Dieser Gelehrtentyp war vom Schicksal dazu bestimmt wor-
den, Deutschlands größter Weinbauer zu werden, denn zu dem riesigen väter-
lichen Erbe kam noch 1909 von seiner Mutter Seite der umfangreiche Wein-
besitz der Familie Schellhorn-Wallbillich139. Franz Eberhard Buhl faßte nun die-
sen gesamten Besitz — fast 300 Morgen bestes Weingelände — unter der neuen
Bezeichnung Weingut Reichsrat von Buh l140 zusammen; das bis-
herige schlichte „Weingut F. P. Buhl“ genügte der titelsüchtigen Generation vor
dem Ersten Weltkrieg nicht mehr — noch Franz Armand hatte als bewußter
Liberaler das ihm angebotene Adelsprädikat abgelehnt.
Franz Eberhard Buhls schwache Gesundheit erlaubte ihm nur kurze Zeit par-
lamentarische Tätigkeit141. 1907 unterlag er als gemeinsamer Kandidat der Na-
tionalliberalen und des Bundes der Landwirte bei der Wahl für den Reichstag,
wurde aber im Herbst des gleichen Jahres in den bayrischen Landtag gewählt.
1911 wurde er anstelle seines Onkels Eugen Reichsrat der Krone Bayern und
erlangte 1917 den persönlichen Adel. Politisch stand Buhl wie sein Vater auf
dem rechten Flügel seiner Partei, die jungliberale Richtung bekämpfte er, trat
jedoch während des Krieges mit deren Führer Bassermann in Verbindung, der
wie er den Kanzler Bethmann Hollweg ablehnte. Der Zentrumspartei stand er
anfangs wohlwollend gegenüber, doch entwickelte er sich während des Krieges
zum Hasser Erzbergers und Wirths, in denen er Verführer der Zentrumspartei
sah, die die Widerstandskraft des Volkes zermürbten. Da er hoffte, die sich
gegen Ende des Weltkrieges auftürmenden Schwierigkeiten durch eine Zusam-
menfassung aller lebendigen Volkskräfte überwinden zu können, beteiligte er
sich 1917 an der Gründung der „Vaterlandspartei“; mit einer Eröffnungsrede
zu deren Versammlung in Neustadt am 13. April 1918 schließt ein kleines, als
Privatdruck posthum erschienenes Bändchen von F. E. Buhls Reden und Auf-
sätzen142. Der deutsche Zusammenbruch und das Emporkommen von Zentrum,
Sozialdemokraten und Demokraten trafen ihn tief.
Mit Franz Eberhard Buhls Tod am 29. Juni 1921 erlosch der Deidesheimer
Zweig dieser Familie. Da er keine Leibeserben besaß, gelangten die Buhlschen
139 Biogr. Jahrbuch XIV (1903).
140 Weingut Reichsrat von Buhl, Werbeschrift (o. J.) S. 6; Auskünfte der Gutsver-
waltung.
141 Schieder (wie Anm. 121) S. 168; Lerchenfeld (wie Anm. 138) S. VI f.
142 Lerchenfeld (wie Anm. 138).