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Schäfer, Alfons [Editor]
Neue Forschungen zu Grundproblemen der badischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert — Oberrheinische Studien, Band 2: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1973

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Zier, Hans Georg: Die Industrialisierung des Karlsruher Raumes: ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte Badens
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https://doi.org/10.11588/diglit.52720#0360
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Die Industrialisierung des Karlsruher Raumes
Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte Badens
von
Hans Georg Zier
Der Historiker, der berufsmäßig den Blick rückwärts wendet, kann den ge-
genwärtigen Stand und die künftige Entwicklung der Industrie nur verstehen
mit Hilfe der benachbarten Wissenschaften, von denen als Beispiel nur die Geo-
graphie, die Soziologie oder das gesamte Gebiet der Wirtschaftswissenschaften
genannt seien. Auch die Darstellung der Entwicklung bis zur Gegenwart kommt
ohne die Mitarbeit von Vertretern anderer Disziplinen nicht aus. Wie umfang-
reich der Komplex von Fragen ist, wird auch aus der Definition deutlich, die
Wolfram Fischer am Anfang seiner Abhandlung „Ansätze zur Industrialisierung
in Baden 1770—1870“1 gibt: „Industrialisierung im engeren Sinn bedeutet das
Emporkommen und schließliche Dominieren einer Produktionsform, die auf der
technischen Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und der wirtschaft-
lichen Nutzung gesammelter Produktionsmittel — technisch: Maschinen und
Apparate; ökonomisch: Kapital — beruht“.
Die Massierung von Industriebetrieben hat zur Bildung von sog. Ballungsge-
bieten geführt, als wichtigste seien hier das Ruhrgebiet, das Gebiet um Frankfurt,
der Stuttgarter Raum oder das Gebiet Mannheim—Ludwigshafen erwähnt. Auch
der Karlsruher Raum ist heute ein Ballungsgebiet. Unter „Karlsruher Raum“
wird im Folgenden das im Westen vom Rhein begrenzte Gebiet zwischen Wag-
häusel im Norden und Durmersheim im Süden verstanden. Im Osten bezeich-
net die Grenze der bisherigen Landkreise Bruchsal und Karlsruhe den Übergang
zum Pforzheimer Gebiet. Während im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert
die Stadt Pforzheim der alleinige Industriestandort für den ganzen Pforzheimer
Raum war, zeigen sich im Karlsruher Raum früh Ettlingen bzw. das oberhalb
dieser Stadt gelegene Albtal, sodann Durlach, Bretten und Bruchsal neben der
diesem Raum den Namen gebenden Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe als
Industriestandorte; einen Sonderfall, der noch genauer behandelt werden wird,
stellt schließlich das kleine Waghäusel dar. Ettlingen und das Albtal behandelt
P. H. Stemmermann in diesem Band ausführlich. In Bretten und Bruchsal setzt,
freilich mit z. T. recht markanten Exempeln, die Entwicklung später ein als in
Karlsruhe, Waghäusel und Durlach, so daß diese beiden Städte, ohne ihnen Un-
recht zu tun, hier nicht ausführlich betrachtet werden sollen.

1 W. Fischer, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 47 (1960) S. 187.
 
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