Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schäfer, Alfons [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Contr.]; Haselier, Günther [Honoree]
Festschrift für Günther Haselier aus Anlaß seines 60. Geburtstages am 19. April 1974 — Oberrheinische Studien, Band 3: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1975

DOI article:
Schmithüsen, Josef: Über geschichtliche Landeskunde und über "naturräumliche Gliederung" als Hilfsmittel der Landesgeschichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52721#0019

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Über geschichtliche Landeskunde

7

Karte zeigt. Aber insgesamt gesehen bietet der Naturraum Kraichgau dem Men-
schen für Siedlung, wirtschaftliche Nutzung und Verkehr andere Voraussetzungen
und Bedingungen als etwa die Naturräume Odenwald und Schwarzwald.
Bei der in der Karte dargestellten Gliederung ist, dem Sinn des Begriffs Natur-
raum entsprechend, nach Möglichkeit die Gesamtheit aller wichtigen Naturfaktoren
berücksichtigt. Diese werden also hier nur nach dem Gesamteffekt ihres Zusammen-
spiels erfaßt und nicht einzeln dargestellt. Wenn wir bei unseren vergleichenden
Studien durch Einzeichnung historischer Fakten, wie z. B. der Ausbreitung be-
stimmter Besiedlungsphasen, Korrelationen zu den Naturräumen feststellen kön-
nen, so ist damit noch nicht unmittelbar etwas darüber ausgesagt, welche einzelnen
Naturfaktoren dabei als maßgebende Bedingungen wirksam gewesen sind. Um
diese herauszufinden, bedarf es in jedem Fall noch einer näheren Untersuchung.
Die Karte bietet uns zunächst nur die Möglichkeit zu erkennen, ob überhaupt
Beziehungen zu der naturräumlichen Gliederung vorhanden sind. Damit wird ein
Ansatzpunkt gewonnen, um dann der Frage nach den ursächlichen Zusammenhän-
gen speziell nachgehen zu können.
Darüber hinaus bietet aber die naturräumliche Gliederung für unsere Zwecke
noch andere Verwendungsmöglichkeiten. Sie zeigt ja nicht nur einzelne Gebiete
mit einer bestimmten Qualität der Landesnatur, sondern für das gesamte Arbeits-
gebiet auch die räumliche Ordnung der Gebiete unterschiedlicher Qualität. Im Hin-
blick auf bestimmte Fragestellungen dürfte es nicht schwierig sein, die räumlichen
Einheiten, die auf der Karte mit ihren Grenzen dargestellt sind, nach qualitativen
Typen zu klassifizieren, wie z. B. nach der landwirtschaftlichen Gunst der Böden,
nach der Verkehrsgunst des Reliefs oder ähnlichen Gesichtspunkten. Man kann
damit das räumliche Bild unter Gesichtspunkten, die für den Vergleich mit groß-
räumigen historischen Vorgängen interessant sind, z. B. durch farbige Abstufung
der räumlichen Einheiten nach den gewünschten Gliederungskriterien übersichtlich
interpretieren. Auch hierbei ist aber die Auswertung immer nur im Zusammenhang
mit einer bestimmten Fragestellung möglich. Für Vorgänge der Siedlungs- oder
Herrschaftsentwicklung z. B., die eine nord-südliche Ausbreitungsrichtung haben, hat
dieselbe Anordnung der Naturräume eine andere Bedeutung als für einen Vorgang
in der Richtung von Osten nach Westen. Das heißt wiederum, daß wir nicht vorweg
und generell die räumlichen Grundlagen der historischen Entwicklung in einer
allen Möglichkeiten gerecht werdenden Vollständigkeit aufzeigen können.
Unsere Karte der naturräumlichen Gliederung zeigt zunächst nur Unterschiede
in flächenhafter Ausdehnung. So treten z. B. die großen Schwemmfächer in Er-
scheinung, die bewaldet geblieben sind, weil sie für die landwirtschaftliche Nutzung
nur geringen Wert haben. Die Lößplatten dazwischen sind seit langer Zeit waldfrei.
Darin zeigt sich das unterschiedliche Nutzungs potential der Böden.
Ähnliches gilt für die Rheinniederung, die Hardtplatten, die Lößgebiete des Kraich-
gaus oder die Gebirgsgebiete des Odenwaldes oder des Schwarzwaldes. Für histo-
rische Vorgänge werden daneben aber oft auch Einzelzüge des Geländes wesentlich,
die in dieser Karte nicht enthalten sind. Man kann diese aber leicht hineinbringen,
wie z. B. bestimmte Eigenschaften des Reliefs, die für die Verkehrssituation des
Raumes von Bedeutung sind. Dazu gehört z. B. der Verlauf durchgehender Täler.
Es gehören dazu Pässe oder Punkte, wo sich offene Durchgangsräume verengen
 
Annotationen