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Reinhard
Hügel- und Vorberglandes zog eine in fast nord-südlicher Richtung verlaufende
Straße von Zabern über Wasselnheim und Dorlisheim. Weiter südlich folgte sie
dem Vogesenrand und dem Rand der Vogesenvorberge, so daß sie als links-
rheinische römische Bergstraße bezeichnet werden kann.
Aufgrund der bisher bekannten Funde läßt die römische Besiedlung im Ko-
chersberger Land gewisse Schwerpunkte erkennen, die im Zusammenhang mit
den genannten Römerstraßen zu stehen scheinen23.
Von Königshofen, einem westlichen Vorort von Straßburg, zog die das Ko-
chersberger Land querende Straße nach Zabern. Aufgrund der zahlreichen Bo-
denfunde bei Königshofen muß dort bereits eine vorrömische Siedlung bestanden
haben, an die eine bürgerliche Niederlassung in der Römerzeit anschloß, die noch
im 4. Jahrhundert bestand24. Bei Ittenheim, in der Nachbarschaft dieser Römer-
straße, weisen weitere Funde auf eine Besiedlung hin25. Unter ihnen ist ein gallo-
römischer Friedhof besonders hervorzuheben. Die Besiedlung bei Ittenheim läßt
sich mit einer gewissen Berechtigung im Zusammenhang mit der Römerstraße
sehen, zumal bei dieser Siedlungsstelle mehrere, aus südlicher Richtung kom-
mende römische Nebenwege auf die Fernstraße Straßburg—Zabern stießen26.
2,6 km nordöstlich von Ittenheim wurde auf der Bannscheide von Ittenheim und
Oberschäffolsheim nahe der Römerstraße eine andere antike Siedlung gefun-
den27. In unmittelbarer Nachbarschaft bei Hürtigheim konnten 1919 und 1934
Teile dieser Fernstraße festgestellt werden28. Nur wenig entfernt, im benachbar-
23 Diese sehr vorsichtige und in gewissem Sinn auch einschränkende Formulierung wurde
hier mit voller Absicht gewählt. Bei einer systematischen archäologischen Durchforschung
des Landes könnte oder würde wahrscheinlich sogar mit großer Sicherheit durch die Auf-
deckung zahlreicher, bisher unbekannter Bodenzeugnisse ein anderes und genaueres Bild
der römerzeitlichen Besiedlung entstehen. Eine Interpretation der Siedlungsverhältnisse
früherer Epochen muß aber in erster Linie von den bisher bekannten Tatsachen aus-
gehen, auch auf die Gefahr hin, daß durch derzeitige Forschungslücken gewisse Fehl-
beurteilungen erzielt werden, die zu einem späteren Zeitpunkt berichtigt werden müssen.
Für das Kochersberger Land scheint dies fast sicher zu sein, denn man kann sich des
Eindrucks nicht erwehren, daß die Bereiche der aufgezeigten Römerstraßen dort bevor-
zugte Arbeitsfelder der Bodenforscher waren und sind, wogegen den von den Römer-
straßen abseits gelegenen Landstrichen bisher keine so große Beachtung geschenkt wurde.
Die Feststellung, daß die römerzeitliche Besiedlung — zumindest zu einem beachtlichen
Teil — im Zusammenhang mit den Verkehrswegen zu stehen scheine, wird daher wohl
durch neue Forschungsergebnisse der römerzeitlichen Archäologie widerlegt werden kön-
nen. Diese Ansicht vertrat auch R. Nierhaus in der Fachsitzung des Alemannischen Insti-
tuts Freiburg am 6. 2. 1974. Die wirkliche Besiedlung des Kochersberger Lößhügellandes
in der Römerzeit dürfte wie in anderen fruchtbaren Altsiedelräumen Südwestdeutsch-
lands durch zahlreiche Einzelhöfe geprägt gewesen sein, die sich einigermaßen gleich-
förmig über die gesamte Siedlungsfläche erstreckten und die als rein landwirtschaftliche
Siedlungen in keinem Zusammenhang mit dem römischen Straßennetz standen (Schriftl.
Mitteilung von R. Nierhaus vom 16. 2. 1974 an den Verf.).
24 Vgl. hierzu: J. Clauss: Historisch-Topographisches Wörterbuch des Elsaß, 1895
(= Clauss), S. 569.
25 Barth, HB Sp. 645.
26 R. Forrer, in Cahiers 85—92 (1931—1932) S. 17 ff. u. Taf. 5—8.
27 J. J. Hatt, in: Cahiers 1958, S. 65 ff. Vgl. hierzu: Barth, HB Sp. 1001.
28 P. Bauer, in: Cahiers 99'—100 (1934) S. 209 f., Taf. 41. Durch den Bann von Hür-
tigheim verläuft ferner die römische Wasserleitung Küttolsheim—Straßburg, die im Be-
reich Küttolsheim—Quatzenheim—Hürtigheim der Straße Straßburg—Zabern folgte. Vgl.
Reinhard
Hügel- und Vorberglandes zog eine in fast nord-südlicher Richtung verlaufende
Straße von Zabern über Wasselnheim und Dorlisheim. Weiter südlich folgte sie
dem Vogesenrand und dem Rand der Vogesenvorberge, so daß sie als links-
rheinische römische Bergstraße bezeichnet werden kann.
Aufgrund der bisher bekannten Funde läßt die römische Besiedlung im Ko-
chersberger Land gewisse Schwerpunkte erkennen, die im Zusammenhang mit
den genannten Römerstraßen zu stehen scheinen23.
Von Königshofen, einem westlichen Vorort von Straßburg, zog die das Ko-
chersberger Land querende Straße nach Zabern. Aufgrund der zahlreichen Bo-
denfunde bei Königshofen muß dort bereits eine vorrömische Siedlung bestanden
haben, an die eine bürgerliche Niederlassung in der Römerzeit anschloß, die noch
im 4. Jahrhundert bestand24. Bei Ittenheim, in der Nachbarschaft dieser Römer-
straße, weisen weitere Funde auf eine Besiedlung hin25. Unter ihnen ist ein gallo-
römischer Friedhof besonders hervorzuheben. Die Besiedlung bei Ittenheim läßt
sich mit einer gewissen Berechtigung im Zusammenhang mit der Römerstraße
sehen, zumal bei dieser Siedlungsstelle mehrere, aus südlicher Richtung kom-
mende römische Nebenwege auf die Fernstraße Straßburg—Zabern stießen26.
2,6 km nordöstlich von Ittenheim wurde auf der Bannscheide von Ittenheim und
Oberschäffolsheim nahe der Römerstraße eine andere antike Siedlung gefun-
den27. In unmittelbarer Nachbarschaft bei Hürtigheim konnten 1919 und 1934
Teile dieser Fernstraße festgestellt werden28. Nur wenig entfernt, im benachbar-
23 Diese sehr vorsichtige und in gewissem Sinn auch einschränkende Formulierung wurde
hier mit voller Absicht gewählt. Bei einer systematischen archäologischen Durchforschung
des Landes könnte oder würde wahrscheinlich sogar mit großer Sicherheit durch die Auf-
deckung zahlreicher, bisher unbekannter Bodenzeugnisse ein anderes und genaueres Bild
der römerzeitlichen Besiedlung entstehen. Eine Interpretation der Siedlungsverhältnisse
früherer Epochen muß aber in erster Linie von den bisher bekannten Tatsachen aus-
gehen, auch auf die Gefahr hin, daß durch derzeitige Forschungslücken gewisse Fehl-
beurteilungen erzielt werden, die zu einem späteren Zeitpunkt berichtigt werden müssen.
Für das Kochersberger Land scheint dies fast sicher zu sein, denn man kann sich des
Eindrucks nicht erwehren, daß die Bereiche der aufgezeigten Römerstraßen dort bevor-
zugte Arbeitsfelder der Bodenforscher waren und sind, wogegen den von den Römer-
straßen abseits gelegenen Landstrichen bisher keine so große Beachtung geschenkt wurde.
Die Feststellung, daß die römerzeitliche Besiedlung — zumindest zu einem beachtlichen
Teil — im Zusammenhang mit den Verkehrswegen zu stehen scheine, wird daher wohl
durch neue Forschungsergebnisse der römerzeitlichen Archäologie widerlegt werden kön-
nen. Diese Ansicht vertrat auch R. Nierhaus in der Fachsitzung des Alemannischen Insti-
tuts Freiburg am 6. 2. 1974. Die wirkliche Besiedlung des Kochersberger Lößhügellandes
in der Römerzeit dürfte wie in anderen fruchtbaren Altsiedelräumen Südwestdeutsch-
lands durch zahlreiche Einzelhöfe geprägt gewesen sein, die sich einigermaßen gleich-
förmig über die gesamte Siedlungsfläche erstreckten und die als rein landwirtschaftliche
Siedlungen in keinem Zusammenhang mit dem römischen Straßennetz standen (Schriftl.
Mitteilung von R. Nierhaus vom 16. 2. 1974 an den Verf.).
24 Vgl. hierzu: J. Clauss: Historisch-Topographisches Wörterbuch des Elsaß, 1895
(= Clauss), S. 569.
25 Barth, HB Sp. 645.
26 R. Forrer, in Cahiers 85—92 (1931—1932) S. 17 ff. u. Taf. 5—8.
27 J. J. Hatt, in: Cahiers 1958, S. 65 ff. Vgl. hierzu: Barth, HB Sp. 1001.
28 P. Bauer, in: Cahiers 99'—100 (1934) S. 209 f., Taf. 41. Durch den Bann von Hür-
tigheim verläuft ferner die römische Wasserleitung Küttolsheim—Straßburg, die im Be-
reich Küttolsheim—Quatzenheim—Hürtigheim der Straße Straßburg—Zabern folgte. Vgl.