Abgegangene Siedlungen
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gen“, wo 1580 ein Burgrain und ein Burgsteig zu belegen sind. Für Brötzingen
selbst ist bisher keine Burg nachgewiesen. Nun ist hier die Überlieferung, die ja
vor 1527 nicht zurückreicht, besonders ungünstig. Eine Ursache des Wüstwer-
werdens von Arlingen könnte darin zu finden sein, daß Birkenfeld — wohl
Tochtersiedlung Arlingens — 1322 in württembergischen Besitz überging und
dabei die ursprüngliche Arlinger Gemarkung zwischen Baden und Württemberg
geteilt wurde. Das Dorf Arlingen selbst geriet nun in Grenzlage und wurde
abgesiedelt. Daß Birkenfeld zuerst nach Brötzingen eingepfarrt war und dann auf
dem Weg über eine Kaplanei (1395) endlich 1490 pfarrlich von Brötzingen ge-
trennt wurde, deutet auf den alten Zusammenhang hin12. Die im Brötzinger
Berain von 1527 erkennbare Zeigeneinteilung gibt zu denken: Das Gewann
„Osterfeld oder Wissrain“ umfaßt außer den ostwärts Brötzingen gelegenen Ge-
markungsteilen auch den größten Teil des Gebiets von Arlingen, westlich von
Brötzingen. Die „Ettlingerstraße“ (heute Dietlingerstr.) bildet die Grenze ge-
genüber der westlichen Zeig Brötzingens, dem Langengrund13. Eine nachträgliche
Erweiterung der Zeig Osterfeld läßt sich demnach nicht bestreiten. Das Kern-
gebiet von Arlingen dürfte mit ihr vereinigt worden sein. Die nördlich der Diet-
lingerstr. zu vermutenden Randgebiete der alten Gemarkung Arlingen kamen
zum Gewann Langengrund. Gerade von den Zelgenverhältnissen her scheint mir
die Existenz einer abgegangenen Siedlung im Westen der Brötzinger Gemarkung
gut dokumentiert. Dieser Fall läßt Schlußfolgerungen im Sinne Jänichens zu13a.
4. Remchingen. Trotz der größten Entfernung zwischen Wüstung und übrig-
gebliebener Siedlung darf man die Entwicklung in Arlingen mit der in Bössingen
und Höffingen/Sluchelingen auf einen Nenner bringen. Was dagegen im „Rem-
chinger Tal“ vor sich ging, hat auf den ersten Blick ein anderes Gesicht. In der
Mitte dreier -ingen-Dörfer (Singen, Wilferdingen, Nöttingen) lagen, bis ins 17.
Jahrhundert hinein wohlbezeugt, Burg, Kirche und Hofgut Remchingen. Der Gast-
hof gegenüber dem Bahnhof Wilferdingen steht an der Stelle des alten Hofs. Im
Bahnhofsgelände Wilferdingen stand auch die Kirche, wogegen die Tiefburg weiter
westlich durch einen Hügel und Wallreste markiert ist. W. Schulz hat bereits fest-
gestellt, daß ein archivalischer Beleg für ein Dorf Remchingen sich nicht vorfin-
det14. 1160 wird mit Conrad von Remchingen der erste Vertreter des nach Rem-
chingen benannten Geschlechts, 1299 die ecclesia mit Präbende, 1404 das Amt Rem-
chingen der Markgrafen von Baden genannt. Im Berain von 1404 ist ausdrücklich
immer nur vom Amt Remchingen die Rede, nie vom Dorf. Aber derselbe Berain
spricht von Amt, Burg und Dorf Stein. Das Amt Remchingen umfaßte damals:
1) Singen, das Dorf zu einem Viertel, 2) Nöttingen, das Dorf, 3) Stupferich, das
Dorf zur Hälfte, 4) Dürrenwettersbach, das „Dörffelin“ (heute Hohenwettersbach),
12 „Arlingen“: 1527: GLA 66/1789, S. 67-86, GLA 66/6573, S. 310, HStA H 101/1258
S. 340, 342; 1551: GLA 38/16; 1580: GLA 66/1293, S. 20r, 26v, 29v, 44v, 45, 73r, 91r,
104/108, 116r, ferner in GLA 66/6573; 1590: GLA 66/6584, S. 19, 25v, 1610/12/13/97:
GLA 38/16. Über die Verbindungen zw. Brötzingen u. Birkenfeld siehe KRW 2, S. 264.
13 GLA 66/6573.
13a Schlußfolgerungen dieser Art bei Jänichen (1970) S. 162—199.
14 W. Schulz, Geschichte von Singen (Singen 1969) S. 15.
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gen“, wo 1580 ein Burgrain und ein Burgsteig zu belegen sind. Für Brötzingen
selbst ist bisher keine Burg nachgewiesen. Nun ist hier die Überlieferung, die ja
vor 1527 nicht zurückreicht, besonders ungünstig. Eine Ursache des Wüstwer-
werdens von Arlingen könnte darin zu finden sein, daß Birkenfeld — wohl
Tochtersiedlung Arlingens — 1322 in württembergischen Besitz überging und
dabei die ursprüngliche Arlinger Gemarkung zwischen Baden und Württemberg
geteilt wurde. Das Dorf Arlingen selbst geriet nun in Grenzlage und wurde
abgesiedelt. Daß Birkenfeld zuerst nach Brötzingen eingepfarrt war und dann auf
dem Weg über eine Kaplanei (1395) endlich 1490 pfarrlich von Brötzingen ge-
trennt wurde, deutet auf den alten Zusammenhang hin12. Die im Brötzinger
Berain von 1527 erkennbare Zeigeneinteilung gibt zu denken: Das Gewann
„Osterfeld oder Wissrain“ umfaßt außer den ostwärts Brötzingen gelegenen Ge-
markungsteilen auch den größten Teil des Gebiets von Arlingen, westlich von
Brötzingen. Die „Ettlingerstraße“ (heute Dietlingerstr.) bildet die Grenze ge-
genüber der westlichen Zeig Brötzingens, dem Langengrund13. Eine nachträgliche
Erweiterung der Zeig Osterfeld läßt sich demnach nicht bestreiten. Das Kern-
gebiet von Arlingen dürfte mit ihr vereinigt worden sein. Die nördlich der Diet-
lingerstr. zu vermutenden Randgebiete der alten Gemarkung Arlingen kamen
zum Gewann Langengrund. Gerade von den Zelgenverhältnissen her scheint mir
die Existenz einer abgegangenen Siedlung im Westen der Brötzinger Gemarkung
gut dokumentiert. Dieser Fall läßt Schlußfolgerungen im Sinne Jänichens zu13a.
4. Remchingen. Trotz der größten Entfernung zwischen Wüstung und übrig-
gebliebener Siedlung darf man die Entwicklung in Arlingen mit der in Bössingen
und Höffingen/Sluchelingen auf einen Nenner bringen. Was dagegen im „Rem-
chinger Tal“ vor sich ging, hat auf den ersten Blick ein anderes Gesicht. In der
Mitte dreier -ingen-Dörfer (Singen, Wilferdingen, Nöttingen) lagen, bis ins 17.
Jahrhundert hinein wohlbezeugt, Burg, Kirche und Hofgut Remchingen. Der Gast-
hof gegenüber dem Bahnhof Wilferdingen steht an der Stelle des alten Hofs. Im
Bahnhofsgelände Wilferdingen stand auch die Kirche, wogegen die Tiefburg weiter
westlich durch einen Hügel und Wallreste markiert ist. W. Schulz hat bereits fest-
gestellt, daß ein archivalischer Beleg für ein Dorf Remchingen sich nicht vorfin-
det14. 1160 wird mit Conrad von Remchingen der erste Vertreter des nach Rem-
chingen benannten Geschlechts, 1299 die ecclesia mit Präbende, 1404 das Amt Rem-
chingen der Markgrafen von Baden genannt. Im Berain von 1404 ist ausdrücklich
immer nur vom Amt Remchingen die Rede, nie vom Dorf. Aber derselbe Berain
spricht von Amt, Burg und Dorf Stein. Das Amt Remchingen umfaßte damals:
1) Singen, das Dorf zu einem Viertel, 2) Nöttingen, das Dorf, 3) Stupferich, das
Dorf zur Hälfte, 4) Dürrenwettersbach, das „Dörffelin“ (heute Hohenwettersbach),
12 „Arlingen“: 1527: GLA 66/1789, S. 67-86, GLA 66/6573, S. 310, HStA H 101/1258
S. 340, 342; 1551: GLA 38/16; 1580: GLA 66/1293, S. 20r, 26v, 29v, 44v, 45, 73r, 91r,
104/108, 116r, ferner in GLA 66/6573; 1590: GLA 66/6584, S. 19, 25v, 1610/12/13/97:
GLA 38/16. Über die Verbindungen zw. Brötzingen u. Birkenfeld siehe KRW 2, S. 264.
13 GLA 66/6573.
13a Schlußfolgerungen dieser Art bei Jänichen (1970) S. 162—199.
14 W. Schulz, Geschichte von Singen (Singen 1969) S. 15.