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Schäfer, Alfons [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Contr.]; Haselier, Günther [Honoree]
Festschrift für Günther Haselier aus Anlaß seines 60. Geburtstages am 19. April 1974 — Oberrheinische Studien, Band 3: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1975

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Stenzel, Rüdiger: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.52721#0141

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Abgegangene Siedlungen

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im 16. und 17. Jahrhundert auf 1634:7/a Morgen Ackers unden an Dal finger
Mark stoßend. Die Leutrumsche Renovation 1685: 2 Morgen im großen Dal-
phingen je oben an die Landstraß und unten an den Ötisheimer Weg stoßend.
Von jetzt an sind (zuletzt 1727) das „Große“ und „Kleine Dalphingen“ in den
Berainen zu finden auf der Hochfläche links und rechts der Enzberger Straße.
„Klein-Tailfingen“, wie es im 18. Jahrhundert heißt, reicht im Westen bis zur
Weinstraße, also in den Quellen weiter nach Westen als im GÜP. Aber aufgrund
ihres Anteils an Dagelfinger Gemarkung, als Haupterben nächst den Enzbergern,
hatten die Dürrner auch Zufahrt zum Hitzberg, der in die Enzberger Gemar-
kung eingegliedert worden war. So haben wir vom Ötisheimer und Dürrner An-
teil an unserer Wüstung her die Abgrenzung gegen Westen, Norden und Osten
herausschälen können. Wie weit sie sich nach Süden erstreckte und welches Schick-
sal die Bewohner hatten, wissen wir noch nicht61.
Nun kommt uns das Enzberger Lagerbuch von 1696 zu Hilfe. Es ist klar, daß
eine Quelle, die so spät entstanden ist, sich nicht ohne Einschränkung interpre-
tieren läßt. Doch bietet dieses Lagerbuch anhand seiner zahlreichen FlN-Belege den
Beweis, daß der größte Anteil der Dagelfinger Gemarkung an Enzberg gefallen
ist, und es scheint auch daraus hervorzugehen, daß die Siedlung Dagelfingen mit
Enzberg vereinigt wurde. Die FIN, die Herkunft aus Dagelfinger Besitz an-
zeigen, finden sich vorwiegend im Hitzberg und im Krummenthal. Viele der dort
bezeugten Feldstücke grenzen an die heutige Dürrner und Ötisheimer Gemar-
kung. Auf S. 256 des Lagerbuchs ist dann die Rede von Jährlich ohnablässig
Hellerzins Rockhen, Dinckhell und Habern, genant der Talfinger gälten uf
Martini gefallendt. Man wird angesichts des langen Zeitraums, der seit der Ab-
siedlung von Dagelfingen verstrichen ist, über die derzeitigen Träger keine Rück-
schlüsse mehr auf ihre Dagelfinger Vorgänger ziehen können. Trotzdem sei in
der folgenden Übersicht auch von diesen die Rede. Als erster Träger erscheint
„der gemeine Flecken Enzberg“. Insgesamt wurden als Talfinger Gülten 3 fl
49 Schill, entrichtet, dazu 5 Malter 1 Simri 1 Viertel Roggen, 4 Malter 6 Simri
3 Viertel Hafer, 1 Malter 6 Simri 2 Viertel Dinkel, dazu noch zusätzlich 7 Simri
Roggen und 7 Simri Hafer. Zusammen betrifft der Talfinger Gülten 46 Morgen,
zumeist Ackerland. Es sind 18 Grundstückseinheiten mit 147 Trägern, von denen
12 aus Dürrn, 11 aus Ötisheim, die andern 124 aus Enzberg stammen. In diesem
Areal finden wir die FIN Talfingen, Hitzberg, Wanne, Klamm, Lerchenrain,
Krummenthal, ferner als anstoßende F1N den Mühlgraben, die Dürrner Grenze
und die Ötisheimer Mark. Nun sind auch vor Seite 256 des Lagerbuchs zahlreiche
Grundstücke verzeichnet, die zwar nicht den Talfinger Gülten zahlen, doch „in
Talfingen“ liegen. Zählen wir diese zusammen, dann errechnen wir nochmals
rund 40 Morgen. Darüber hinaus sind in diesem Abschnitt viele Feldstücke, die
den Talfinger FIN Hitzberg, Krummenthal, Wanne usw. zugeordnet sind. So
scheint also die Besitzgeschichte der Talfinger Mark, soweit sie an Enzberg fiel,
nicht ganz einheitlich verlaufen zu sein. Was aber am wichtigsten ist: Nur in
Enzberg hat sich ein Talfinger Gülten erhalten62.
61 1634: GLA 38/48; 1685: GLA 66/1893, S. 60v; 1727: GLA 38/48.
62 HStA H 101/432.
 
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