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Schäfer, Alfons [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]; Haselier, Günther [Honoree]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Contr.]
Festschrift für Günther Haselier aus Anlaß seines 60. Geburtstages am 19. April 1974 — Oberrheinische Studien, Band 3: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1975

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Stenzel, Rüdiger: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.52721#0178

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160

Stenzel

4. Rodungssiedlungen auf Grenzertragsböden
Rimmelsbacher Hof und Metzlinschwander Hof sind also Relikte größerer Wei-
lersiedlungen, als Rodungsinseln angelegt wie die anderen Gemeinden der Alb-
platte (Schöllbronn, Völkersbach, Bürbach usw.). Die Spekulation auf ein grö-
ßeres Dorf ist hier mißglückt. Rings um Kuppenheim hatte man zwar den Vor-
teil des milderen Klimas der Rheinebene. Aber es handelt sich doch bei Giers-
berg, Nothausen und Fechtental um Grenzertragsböden, zudem in den beiden
letzten Fällen in beengter Lage. Der im Vergleich zur Albplatte mannigfaltigere
Gesteinsuntergrund (Verwitterungsböden des Rotliegenden und auch des Diorits
spielen in den beiden Tälern eine gewisse Rolle) erlaubte ein Durchhalten der
Besiedlung bis ins 16. Jahrhundert. Doch Klima, Relief und Gesteinsuntergrund
weisen alle die genannten Siedlungen in den Bereich der Grenzertragsböden. Be-
sonders die des oberen Buntsandsteins (Rimmelsbach und Metzlinschwand, aber
auch Giersberg) waren vermutlich auch durch Übernutzung erschöpft. Auflassen
oder Nutzung als Weide war geboten. Der Entsiedlungsvorgang auf den Schwarz-
waldrandplatten kann bei einem noch vorhandenen kleinen Dorf gut verfolgt wer-
den. In Schluttenbach gab es nach den Lgb von 1471 und 1528 nur noch 9
Hofbesitzer. Da es aber 24 Hofraiten waren, darf man annehmen, daß die zu-
rückgebliebenen Bauern sich — übrigens keineswegs zu gleichen Teilen — in die
Hofraiten von Absiedlern geteilt hatten. Das Vorkommen des Familiennamens
Schluttenbach schon 1418 in Grünwettersbach wird auf diesen Abwanderungs-
vorgang hinweisen. Wirtschaftliche Gründe zwangen im späten Mittelalter Bauern
auf Grenzertragsböden sich anderwärts einen Erwerb zu suchen; damit wurde in
diesem Fall die Erwerbsgrundlage auch der Zurückbleibenden verbessert107.

107 Hofstätten in Schluttenbach s. HStA A 54a St 13, S. 28r (1471), HStA A 54a St 41,
XXXIII 26 (1525), HStA H 101/1259, S. 87 ff. (1528). Vgl. jetzt R. Stenzel, Geschichte von
Schluttenbach (Ettlingen 1975), Teil A und BI.
 
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