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Schäfer, Alfons [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]; Haselier, Günther [Honoree]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Contr.]
Festschrift für Günther Haselier aus Anlaß seines 60. Geburtstages am 19. April 1974 — Oberrheinische Studien, Band 3: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1975

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Schaab, Meinrad: Bergstraße und Odenwald, 500 Jahre Zankapfel zwischen Kurmainz und Kurpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.52721#0259

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Bergstraße und Odenwald

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Erzbischof bald nach der Gründung die Zisterze mitausstattete12 verwundert bei
seinem Interesse an diesem Orden und altem Besitz in dieser Landschaft nicht.
Fragt man aber nach den Gründern dieses Klosters, so weisen ihre Namen nicht
unmittelbar auf Mainz zurück. Die eigentlichen Stifter der Burg, in der das Kloster
zunächst eingerichtet wurde, waren die Edelfreien Billung von Lindenfels, Erle-
bold von Krensheim und zwei Brüder von Zimmern13. Krensheim und Zimmern
liegen in mäßiger Entfernung von Bronnbach südostwärts, Lindenfels aber im vor-
deren Odenwald. Wie kommt gerade Billung dazu, als erster Stifter genannt zu
werden? Dies wird vielleicht aus weiteren Bronnbacher Urkunden deutlich. 119414
erlaubt der Erzbischof Konrad die Schenkung von Mainzer Gütern im Bronnbach
benachbarten Dörlesberg, die der Pfalzgraf von der Mainzer Kirche zu Lehen
trug und an einen Sibodo, wohl in die Familie der von Zimmern gehörig, weiter -
verlehnt hatte, an die Zisterzienser. Hier erfahren wir erstmals davon, daß damals
der Pfalzgraf — gerade ist es der welfische Schwiegersohn Konrads von Staufen —
Lehen vom Mainzer Domstift in Taubergebiet hatte. Nun ist verständlich, wieso
gerade Billung von Lindenfels in dieser Gegend auftaucht. Lindenfels ist alter
Familienbesitz der Pfälzer aus der Lorscher Vogtei. Schon Graf Berthold II. von
Hohenberg nannte sich nach ihm, und in Lindenfels saßen frühe pfälzische Mini-
sterialen15. Der Edelfreie Billung von Lindenfels war pfälzischer Gefolgsmann,
ausgestattet mit einstigen Lorscher Gütern, und noch im Spätmittelalter
hatte Kloster Bronnbach auf ihn zurückgehenden Besitz an der Bergstraße in Hep-
penheim und Hambach und nördlich davon16. Dabei dürften diese zum Teil wie
auch die weiter nördlich gelegenen Schenkungsobjekte bei Griesheim auf Güter
zurückgehen, die die Billunge gemeinsam mit ihren Verwandten, den anderen Mit-
stiftern, und den Grafen von Wertheim innehatten17. Denkbar wäre auch hier,
wo ebenfalls Lorscher Vorbesitz greifbar wird, eine Herkunft von den Henneber-
gern.
Man könnte vielleicht einwenden, die einmalige Nennung des Pfalzgrafen als
Mainzer Lehensmann im Taubergebiet beweise nicht viel und Billung von Linden-
fels könne auf andere Weise, etwa Verwandtschaft, zu seinem Besitz in Main-
franken gekommen sein. Wenn auch solche verwandtschaftliche Bindung an die
Mitstifter des Klosters sicher ist, so scheint doch die Bindung an den Pfalzgrafen
keineswegs zufällig. Insgesamt sind pfalzgräfliche Urkunden für diesen Zeit-
raum so dünn gesät, daß es ein Glücksfall ist, noch eine weitere Urkunde
Pfalzgraf Heinrichs aus Bronnbacher Überlieferung zu kennen18. In ihr erklärt
!2 MUB II 1 S. 430.
13 J. Aschbach, Geschichte der Grafen von Wertheim Bd. 2 ( = Urkundenbuch;
Frankfurt 1843) S. 7 f.
14 MUB II 2 S. 1041 = ZGO 2 (1851) S. 296.
15 Schaab in: ZGO 106 (1958) S. 239. W. Becker, Lindenfels, ein Knotenpunkt der
Territorialgeschichte des Odenwaldes, in: Der Odenwald 20 (1972). W. Wackerfuß, Die
Billunge von Schlierbach-Lindenfels, in: Beitr. z. Erforschg. des Odenwaldes . . ., hg. v.
Breuberg-Bund (1972), S. 303—321.
16 Vgl. demnächst die Würzburger Dissertation von L. Scherg über die Besitzgeschichte
des Klosters Bronnbach.
17 Aschbach, Urkunden (wie Anm. 13) S. 6 f. und 8 £. Zur Verwandtschaft mit den
Grafen von Wertheim: H. B. Wenck, Hessische Landesgeschichte II, (Frankfurt/Leipzig
1789/97) Urkunden S. 113.
18 ZGO 2 (1851) S. 299; vgl. auch ZGO 9 (1858) S. 436.
 
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