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Schäfer, Alfons [Editor]
Geschichte der Stadt Bretten: von den Anfängen bis zur Zerstörung im Jahre 1689 — Oberrheinische Studien, Band 4: Karlsruhe: Braun [in Komm.], 1977

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D. Kriege und Zerstörung Brettens im 17. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.52722#0377
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Von München wurde darauf am 17. Mai der Regierung in Heidelberg unter
Anschluß einer Kopie des Brettener Schreibens aufgetragen, die Verteilung der
Quartierlasten so vorzunehmen, daß kein Ort benachteiligt werde „und Bürger
und Underthanen nit von Hauß getriben werden“. Tatsächlich scheint danach
eine gerechte Umlage erfolgt zu sein. So erfahren wir, daß der Kommandant
der Garnison Bretten, Capitänlieutenant Johann Philipp Rieble, ab 1. 1. 1647
die Winterquartiergelder zum Unterhalt der Garnison nicht nur auf das ganze
Amt Bretten, sondern auch auf die reichsritterschaftlichen Orte des Kantons
Kraichgau in der Umgebung umlegte. Wie üblich verweigerte die Ritterschaft
zunächst die Zahlung. Der Kommandant beharrte aber darauf mit der Begrün-
dung, daß diejenigen, zu deren Schutz die Garnison diene, auch zu ihrem Un-
terhalt beizutragen hätten89. 1647/49 befand sich die Kompagnie des Obersten
von Herresheim in der Stadt.
Das Taufbuch verzeichnet für 1647 61 Geburten, für 1648 nur noch 45. Doch
weist es für 1648 eine Lücke vom 16. Mai bis zum 26. Juni auf. Möglicher-
weise befand sich die Bevölkerung in diesem Zeitraum auf der Flucht vor den
Franzosen. Wieder hielten sich in diesen Jahren Einwohner aus Nachbarorten
in Bretten auf, namentlich aus Sprantal, Gölshausen, Ruit, Knittlingen, Nußbaum
und Bauschlott. Platz war in der Stadt durch den Rückgang der Bevölkerung
reichlich vorhanden. Auch Kinder der bayerischen Soldaten und Offiziere kamen
in der Stadt zur Welt. Bei der Taufe eines Sohnes des bayerischen Amtsschult-
heißen und Kellers Dr. Johann Christoph Reichenberger, der seit 1642 in Bret-
ten amtierte, stand am 28. November 1646 gar der Abt von Maulbronn Pate.
Man gewinnt den Eindruck, daß in den letzten Kriegsjahren nach der Vertrei-
bung der Franzosen die Bevölkerung zwar weiter bis an die Grenze ihrer finan-
ziellen Leistungsfähigkeit die Last des Krieges zu tragen hatte, daß die baye-
rische Besatzung aber wenigstens so viel Schutz gewährte, daß die Felder großen-
teils bebaut werden konnten und eine einigermaßen geordnete städtische Ver-
waltung weiterbestand.
Durch den Westfälischen Frieden erhielt der Sohn des 1632 verstorbenen Win-
terkönigs, Kurfürst Karl Ludwig (1649-1680), seine rheinpfälzischen Lande und
die Kurwürde wieder zurück, nur die Oberpfalz mußte er an Bayern abtreten
und in die Auslösung der Bergstraße durch Kurmainz einwilligen. Als er Anfang
Oktober 1649 von dem großen Friedensfest in Nürnberg kam, war Mosbach die
erste pfälzische Stadt, die ihn festlich empfing. Nachdem die bayerischen Trup-
pen am 5. Oktober die Pfalz verlassen hatten, zog er am 7. Oktober in Hei-
delberg ein. Bereits am 6. Oktober trat der reformierte Pfarrer Johannes Traut
aus Dickenschied im Hunsrück seinen Dienst in Bretten an und führte die
„altreformierte Religion“ wieder ein. Johann Schmend, der Sohn des letzten
pfälzischen Amtsschultheißen, wurde am 1. 11. 1649 zum Schultheißen und
Keller ernannt90. Am 29. November 1649 bevollmächtigte der Pfalzgraf den Ge-
heimen Rat Dr. Johann Ludwig Mieg, wohl einen Verwandten des Brettener
Stadtschreibers Georg Daniel Mieg, die Huldigung in den Ämtern Mosbach, Bret-
ten und Boxberg vorzunehmen. Sie fand in Bretten am 20. Dezember 1649

89 GLA 125/1174. Das Schriftstück datiert vom 17. März 1647 und war von dem
bayerischen Kriegskommissar Biedermann in Bretten geschrieben und signiert. Die einzelnen
Orte sollten im allgemeinen monatlich 10 Gulden bezahlen.
99 GLA 67/941 fol. 30.

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