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Schwarzmaier, Hansmartin [Editor]
Landesgeschichte und Zeitgeschichte: Kriegsende 1945 und demokratischer Neubeginn am Oberrhein — Oberrheinische Studien, Band 5: Karlsruhe: Kommissionsverlag G. Braun, 1980

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Hartmann, Peter Claus: Die politische und wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg: Grundlage und Voraussetzung für die frühe französische Besatzungspolitik in Südwestdeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.52723#0217

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Die politische und wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs

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Immerhin löste Ende März 1940 der kämpferische Reynaud den passiven Dala-
dier als Regierungschef ab. Er propagierte eine aktivere Kriegführung, aber trotz-
dem kam es zunächst zu keinen größeren Kämpfen mit der Reichswehr.
Nachdem sich die Gegner acht Monate lang in der „Dröle de Guerre“ tatenlos
gegenüber gelegen waren, griffen schließlich am 10. Mai die deutschen Truppen an
der Westfront an. Spätestens am 16. Juni war die französische Armee zusammen-
gebrochen3. In der Nacht vom 16. zum 17. wurde die Regierung, die schon seit
10. Juni Paris verlassen hatte, umgebildet, mit Petain als Chef. Dieser bat sofort
die Deutschen um Waffenstillstand und um die Nennung der Friedensbedingungen4.
Nach intensiven Verhandlungen wurde am 22. Juni schließlich der Waffenstill-
stand im Wald von Compiegne unterzeichnet, den Hitler mehr oder minder dik-
tierte. Dieser „Armistice“ wurde für die Jahre bis 1944 die Grundlage der poli-
tischen und wirtschaftlichen Entwicklung Frankreichs. Abgesehen von einigen
Gebieten mit besonderem Status, teilte man das Land in zwei Zonen auf; die
nördliche unterstand dem Militärbefehlshaber und die südlich von der Linie Genf -
Dole - Chalon sur Saöne - Moulin - Bourges - Langen - Mont de Marsan gelegene
sogenannte freie Zone wurde von der Regierung Petain mit Sitz in Vichy verwal-
tet. Darüber haben umfassend Robert Aron und Robert O. Paxton in ihren Wer-
ken gearbeitet, die 1954 bzw. 1972 erschienen sind5.
Die politische Entwicklung bis zur Befreiung Frankreichs
Das politische Leben Frankreichs divergierte zunächst stark in den beiden Zonen.
Im Süden wurde auf Forderung Petains und besonders des am 23. Juni ins Kabi-
nett eingetretenen Pierre Laval, eine „Assemblee nationale“, eine Versammlung
der beiden Kammern berufen, mit dem Ziel, die Verfassung zu ändern. Diese
„Assemblee“ nahm am 10. Juli die „Loi Constitutionnelle“, ein französisches Er-
mächtigungsgesetz, mit großer Mehrheit an6.

3 Vgl. u.a. Henri Michel, La drole de guerre (Paris 1971); Guy Rossi-Landi, La drole de
guerre (Paris 1971); Jacques Benoist-Mechin, Soixante Jours qui ebranlerent l’Occident.
10 mai—lOjuillet 1940, Bd. 1 (Paris 1956) S. 35 ff., 43 ff.; Hans-Adolf Jacobsen, Doku-
mente zum Westfeldzug 1940 (Göttingen 1960), S. 6-—57.
4 Vgl. dazu: Henri Michel, La seconde guerre mondiale, I. Les succes de l’Axe (1939—
1943), (= Peuples et Civilisations, XXI, Paris 1968), S. 144—151; Les evenements sur-
venus en France de 1933 ä 1945, Rapport de M. Charles Serre, Depute, au nom de la
Commission d’enquete parlementaire, Bd. 2, Paris [ohne Datum], S. 407—510; Hellmuth
G. Dahms, Geschichte des Zweiten Weltkriegs (Tübingen 1965), S. 144.
5 Robert O. Paxton, Vichy France. Old Guard and New Order, 1940—1944, (New
York 1972; franz Übersetzung, Paris 1973); Robert Aron, Histoire de Vichy (Paris 1954);
siehe auch Henri Michel, Vichy. Annee 40 (Paris 1966).
6 Vgl. u.a. Michel, Vichy, S. 21 — 70; Jacques Chapsal, La vie politique en France de-
puis 1940 (Paris 1966), S. 26-30; Geoffrey Warner, Pierre Laval and the Eclipse of France
(London 1968), S. 10—112; Jacques Launay, Le dossier de Vichy (Paris 1967), S. 26—31.
 
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