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Krimm, Konrad [Editor]; Brüning, Rainer [Editor]
Zwischen Habsburg und Burgund: der Oberrhein als europäische Landschaft im 15. Jahrhundert — Oberrheinische Studien, Band 21: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2003

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Saurma-Jeltsch, Lieselotte E.: Burgund als Quelle höfischen Prestiges und Hort avantgardistischer Kunstfertigkeit: zur Entfaltung der "ars nova" am Oberrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.52738#0065
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Burgund als Quelle höfischen Prestiges
und Hort avantgardistischer Kunstfertigkeit
Zur Entfaltung der »ars nova« am Oberrhein

VON LIESELOTTE E. SAURMA-JELTSCH

1. Einleitung
Wie man weiß, haben Künstler ebenso wie Auftraggeber im Laufe des 15. Jahrhunderts
die burgundische Kunst zunehmend schätzen gelernt, nicht zuletzt auch als Ausdruck
einer neuen Weitsicht. Im Rahmen eines Aufsatzes kann es bei der Abklärung der Bedeu-
tung Burgunds für die Entwicklung einer regional geprägten Kunst wie der oberrheini-
schen nur darum gehen, anhand einzelner Aspekte ein Bild der Komplexität des Austau-
sches regionaler und überregionaler Strömungen zu skizzieren1. Da der vorliegende
Beitrag sich auf die Malerei beschränkt, kann den Schwierigkeiten ausgewichen werden,
die sich aus einer nach Gattungen getrennten Darstellung ergeben. Eine solche hat Walter
Paatz 1967 in seiner Untersuchung der Einflüsse des Westens auf die Spätgotik in West-
deutschland vorgelegt2. Eine gattungsspezifische Betrachtung ist in diesem Falle notwen-
dig, da sich beispielsweise in der Architektur3 die Beziehungen ganz anders gestalten als in
der Malerei oder Skulptur.
Eine weitere Schwierigkeit stellt die kunstpolitische und geographische Eingrenzung
dar. Ist mit Burgund entweder nur der alte Kern des Herzogtums Burgund gemeint, wie
ihn vor allem Georg Troescher4 in seinem Werk zur burgundischen Malerei herausgear-
1 Anregenden Gesprächen mit Herrn Dr. Claudius Sieber und meiner Assistentin Frau Anja
Eisenbeiß M. A. verdanke ich manchen Hinweis. Frau Eisenbeiß sei besonders gedankt für ihre hilf-
reichen Präzisierungen von Literaturangaben. Die Resultate der im Sommer und Herbst 2001 in
Colmar und Karlsruhe stattfindenden Ausstellungen zur Kunst im Spätmittelalter am Oberrhein
konnten nicht mehr berücksichtigt werden.
2 W. Paatz, Verflechtungen in der Kunst der Spätgotik zwischen 1360 und 1530. Einwirkungen
aus den westlichen Nachbarländern auf Westdeutschland längs der Rheinlinie und deutsch-rheini-
sche Einwirkungen auf diese Länder (Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaf-
ten. Philosophisch-historische Klasse 1967/1), Heidelberg 1967, bes. S. 11.
3 M. Hörsch, Anmerkungen zur Architektur der südlichen Niederlande in der Zeit der Burgun-
derherzöge, in: B. Franke/B. Welzel (Hgg.), Die Kunst der burgundischen Niederlande. Eine Ein-
führung, Berlin 1997, S. 45-63, bes. 45.
4 G. Troescher, Burgundische Malerei. Maler und Malwerke um 1400 in Burgund, dem Berry
mit der Auvergne und in Savoyen mit ihren Quellen und Ausstrahlungen, 2 Bde., Berlin 1966, bes.
Bd. 1,S. 15ff.
 
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