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Krimm, Konrad [Hrsg.]; Brüning, Rainer [Hrsg.]
Zwischen Habsburg und Burgund: der Oberrhein als europäische Landschaft im 15. Jahrhundert — Oberrheinische Studien, Band 21: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2003

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Babel, Rainer: Frankreich und der Oberrhein zur Zeit König Karls VII.
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Speck, Dieter: "Teutsch" und "Welsch": vorderösterreichischer Adel, Regiment und Universität in ihren Beziehungen zu Frankreich und Burgund
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https://doi.org/10.11588/diglit.52738#0215
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Teutsch und Welsch
Vorderösterreichischer Adel, Regiment und Universität
in ihren Beziehungen zu Frankreich und Burgund

VON DIETER SPECK

Eine Passage aus einem Vertrag Herzog Friedrichs IV. aus dem Jahr 1411, daz die egenan-
te unser swester auf dhain ir vesten und stoss kainen vogt, pfleger, noch sust kamen ambt-
mann, setzen sol, denn ainen Deutschen, der mit lehenschaft in die graffschaft ze Pfirt oder
in Elsass gehört1, problematisiert die Thematik von Teutsch und Welsch. Ruft man sich in
Erinnerung, daß es sich bei Friedrichs Vertragspartnerin um die Witwe seines Vorgänger-
regenten, um Katharina von Burgund, Tochter Herzog Philipps, handelte, so kann man
aus dem Begriffspaar Teutsch und Welsch ermessen, was für die habsburgischen Territori-
en am Oberrhein in den Beziehungen nach Burgund, Lothringen und Frankreich von
vierfacher Bedeutung war.
Zum Einen wurde der Begriff Teutsch im Gegensatz zu Welsch gebraucht, ein Gegen-
satz, der im Sinne einer territorialen Abgrenzung gebraucht wurde. Zum Anderen sollte
der Einfluß einer anderen Dynastie auf die habsburgischen Oberrheinlande ausgeschlos-
sen werden. Drittens sollten daher die Amt- und Lehenleute in den vorderösterreichi-
schen Landen ausschließlich aus dem Territorium selbst stammen und daran gebunden
sein. Viertens: Teutsch und Welsch als sprachlich-differenzierender Aspekt für die roma-
nisch-germanische Sprachgrenze, die durch das habsburgische Territorium verlief, spielte
in diesem Zusammenhang keine politisch relevante Rolle. Daß die Burgunderin Katharina
gerade im romanisch dominierten Landesteil, in Thann und Beffort/Belfort ihren Wit-
wensitz einrichtete, wird nicht thematisiert, waren diese Städte doch ebenso Bestandteil
der vorderösterreichischen Lande wie Freiburg oder Breisach.
Einige Jahrzehnte später, als die vorderösterreichischen Lande teilweise an Burgund
verpfändet waren, schließlich zurück an Habsburg fielen und die Burgunderkriege folg-
ten, war die Problematik Teutsch-Welsch zumindest in der politischen Propaganda und in
den literarischen Diskursen weit verbreitet. Burgund wurde als Türke im Westen mit
kreuzzugartigen Kriegen bekämpft, den welschen Türken standen Gegner gegenüber, die
scheinbar die Sprache, das Teutsche miteinander verband. Ein Thema, das kürzlich von
1 L. Stouff, Catherine de Bourgogne et la Feodalite de 1‘Alsace autrichienne ou un essai des Ducs
de Bourgogne pour constituer une seigneurie bourguignonne en Alsace (1411-1426), in: Revue
Bourguignonne 23 (1913), 2 Teile, bes. Teil 2, S. 92f.; Tiroler Landesarchiv Innsbruck (TLAI) Urk. I,
Nr. 8047(1411 August 7).
 
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