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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0099

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Zeit so vielfach beobachten, bei der Darstellung seiner Athene Hephaistia unter
dem zwingenden Bann des von Alkamenes geschaffenen Idealtypus, in dem die
Genossin des Hephaistos körperliche Form gewonnen hatte.

Erscheint aber in dieser Hinsicht das epidaurische Relief mit dem athe-
nischen Hephaistosheiligthum enge verknüpft, so wird man gewiss auch in der
Gestalt des Hephaistos ein Echo der athenischen Tempelstatue erkennen dürfen.
Wie sehr der allgemeine Typus der Kunstart der phidias'schen Schule entspricht,
ist schon vorher durch den Hinweis auf die ,älteren Männer' des Parthenonfrieses
beleuchtet worden. Die Gewandung der Figur ist dieselbe, die wir für die Statue
des Alkamenes glaubten voraussetzen zu müssen; die Stellung der Beine, insbe-
sondere die Art, wie das linke im Knie vorgeschobene Bein völlig entlastet
erscheint, wäre wohl geeignet, die Vorstellung zu erwecken, dass der Gott infolge
Schwäche der Beine hinkenden Gang habe.

In einer Statue mochte derartiges kaum so stark betont sein, der Gott
musste aufrecht stehen, aber schwerlich konnte er ganz des Stabes entbehren, hat
doch selbst im Sitzen der Hephaistos des Parthenonfrieses der Stabes-Stütze nicht
völlig entrathen wollen. Setzen wir nun in ähnlicher Weise, wie wir dies vorher
bei der Figur der Athene beobachtet haben, auch die Gestalt des Gottes im
Geiste aus einer handelnden in eine ruhende um, so werden wir aus der einfachen
Composition des Reliefs ein in der Hauptsache zutreffendes Bild von den Tempel-
bildern des Hephaisteion gewinnen. Nur werden wir uns dort Athene zur Rechten
des Hephaistos stehend zu denken haben, so dass der gehobene Arm mit der Lanze
die Außencontur der Gruppe bildete, während der Schild, unter dem die Schlange
sich barg, und zu dem die Göttin ihr Haupt neigte, zwischen Athene und
Hephaistos zu stehen kam. Was aber die Statue des Hephaistos selbst betrifft,
so kann nach allem, was wir bisher ermitteln konnten, 'keinesfalls der kürzlich
von Furtwängler, Meisterwerke S. 120 auf den Hephaistos des Alkamenes zurück-
geführte Casseler Torso als Grundlage für einen Reconstructionsversuch dienen.
Allein schon die Tracht — die Exomis — würde eine solche Rückführung un-
möglich machen, ganz abgesehen davon, dass auch noch andere gegründete
Bedenken die Deutung des Torso auf Hephaistos überhaupt in Frage stellen,
vgl. Arndt-Amelung, Photogr. Einzelaufnahmen antiker Sculpturen, Text zu 331.
In gleicher Weise erscheint aber auch der von Amelung einer Hephaistos-Statue
zugewiesene Torso in Florenz (Dütschke II 267) durch seine Tracht ausgeschlossen. Wir
werden uns vielmehr den Hephaistos des Alkamenes ähnlich den Asklepiostypen des
V. Jahrh., etwa nach Art der bei Clarac T. 546, 1151 C, T. 551, 1160 C abgebildeten
 
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