Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Artikel:
Reisch, Emil: Athene Hephaistia
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0101

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8g

werden wir ihm wohl entnehmen dürfen, dass der Hephaistos des Alkamenes
noch nicht die Handwerkermütze getragen hat, die ihm in der bekannten Herme
des Museo Chiarmonti gegeben ist. Mag also dieser von Brunn begeistert ge-
würdigte Kopf immerhin in seinen charakteristichen Zügen auf die von Alka-
menes geschaffene Norm zurückgehen, als eine Copie des athenischen Tempel-
bildes wird man ihn nicht betrachten dürfen. Vielmehr waren es wohl erst die
Künstler der Folgezeit, die das genrehafte Element in dem Wesen des Gottes
stärker betont und seine Handwerkernatur auch in der Tracht (Exomis und Kappe)
zur Darstellung gebracht haben. Alkamenes hat in seinem Tempelbild den Typus
des vollgereiften, werkthätigen Mannes, wie er im Kunstkreis des Phidias ge-
schaffen worden war, zu der göttlichen Hoheit emporgetragen, die dem fürsorg-
lichen Schutzherrn aller arbeitsfleißigen Athener eignete, und hat so den neuen
Idealtypus geschaffen, der den Schöpfungen der Späteren als Grundlage diente.

Ich kann diese mit dem Namen
der Athene Hephaistia überschriebene
Studie nicht abschließen, ohne des
einzigen Denkmals zu gedenken, das
uns jenen Namen in A^erbindung mit
einem Bilde der Göttin überliefert
hat. Es ist dies das Bruchstück einer
bemalten Thontafel athenischer Her-
kunft in Berlin, n. 275g, das zuerst
Bröndsted, Voyage dans la Grece II
T. XLIL dann Benndorf, Griech. und
sicil. Vasenbilder T. IV 2 (Wiener
Vorleg'ebl. Ser. III 2, 3) veröffentlicht
hat; Fig. 38 gibt eine photographische
Aufnahme des Pinax, die ich der
Freundlichkeit Winters verdanke. Wie
die Form des oben giebelförmig ab-
geschlossenen Stückes lehrt, haben

Fig. 38 Thon-Pinax in Berlin.

wir es hier mit dem Rest einer Votiv-

tafel zu thun, für deren genauere Beschreibung ich auf Furtwänglers Katalog
verweisen kann. Nach Zeichnung und Farbengebung, die in ihrer Wirkung der
Polychrom-Malerei nahe kommt, wird man den Pinax den letzten Jahrzehnten
des V. Jahrhunderts zuweisen müssen.

Jahresliefte des östcrr. archäol. Institutes Bd. I. *2
 
Annotationen