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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0104

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im Kerameikos, an den Panathenaien zur Burg emporgetragen worden, während
an den Promethien, wo der Fackellauf ein Nachbild des ersten Feuerraubes
war, eine RückÜbertragung des Feuers von dem Hephaistos-Heiligthum (vgl.
Plat. Protag. 321 C) oder von dem Gemeindeherd der Hestia (vgl. Istros bei
Harpokr. s. v. Xa^Tcag) aus stattfinden mochte. Weder an den Promethien noch
an den Hephästien war ein Anlass gegeben, ein Weihgeschenk für einen Sieg
im Fackellauf gerade der Athene Hephaistia darzubringen; dass aber auf dem
Berliner Pinax neben Athene nicht etwa noch Hephaistos dargestellt war, geht
aus der Stellung der Nike ebenso hervor, wie aus der umständlichen Bezeich-
nung der Göttin als Hephaistia. Umso besser passt die vorausgesetzte Bestimmung
dieser Votivtafel zu dem Fackellauf der Panathenaien. Der Preis, den der
Sieger bekam, war nach Ausweis der Inschrift CIA II 965 eine Hydria, die
vielleicht im Namen der Phyle vom Gymnasiarchen geweiht wurde, während es
dem Einzelnen überlassen blieb, einen Pinax zu weihen. Dass wirklich derartige
Votivbilder in der Pinakothek vorhanden waren, geht daraus hervor, dass Pole-
mon in seinem Buche r.zpl xwv ev xocg TtpOTuAafoig rovaxwv Anlass fand, über Fackel-
lauf zu handeln (Harpokrat. s. v. Xajjntdg; vgl. Griech. Weihgeschenke S. 40 u. 59);
möglich also, dass dort auch der Berliner Pinax einst seine Stelle hatte.

Zu welchem Altar der Akropolis das prometheisch-hephästische Feuer ge-
tragen wurde,-wissen wir nicht. Wie an den großen Altar im östlichen Theil
des Burgplateaus, so könnte man auch an den Altar der Athene Nike oder an
einen besonderen Altar in der Nähe des Burgeinganges denken; denn es kann
dabei ebenso ein Einleitungs- oder Voropfer, wie das Hauptopfer des Panathe-
naienfestes in Betracht kommen.

Die Athene-Figur des Pinax kann über diesen Punkt so wenig Aufschluss
geben, wie die vorher erwähnten Vasenbilder. Eine Statue, die den Namen der
Hephaistia geführt und dem Maler als Vorbild hätte dienen können, ist auf der
Akropolis nicht nachweisbar. Höchstens die Athene Lemnia des Phidias könnte
als Bild der dem Hephaistos verbundenen Göttin aufgefasst und entsprechend
benannt worden sein. Dass diese Statue die Darstellung des Pinax beeinfiusst
habe, wäre wohl möglich, aber nachweisen lässt es sich nicht. Denn ebenso
denkbar ist, dass der Maler bloß aus seiner eigenen künstlerischen Auffassung
heraus das Bild der Göttin geschaffen und dass er eben deshalb es für nöthig
gehalten hat, dem Bilde den Namen beizuschreiben. Dass aber die Athene, der der
Fackellauf der Panathenäen gilt, als Hephaistia bezeichnet wird, wird uns nicht
auffällig erscheinen, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass gerade die Athene
 
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