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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Heberday, Rudolph: Vorläufige Berichte über die Ausgrabungen in Ephesus
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0254

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ihm meine Arbeitsgenüssen mit mir beruflich tief ver- hohen Aufgaben geweihten Leben noch zu ver-
pflichtet bekennen. geben hatte.

Die gewünschte Voruntersuchung kam im Früh- In der weiten Thalebene des Kaystros (Fig. 16),

jähre 1895 durch die Hilfe zweier Männer zustande, welche südlich von Smyrna sich im beständigen Vor-
denen ich heute Dank nur auf das Grab legen kann. rücken gegen den Golf von Scalanuova öffnet, erhebt
Ein hochdenkender Wiener Kunstfreund, dessen Ge- sich, zwei Stunden von der Küstenlinie entfernt, .in
dächtnis zahlreiche öffentliche Stiftungen verewigen, isolierter Lage die anmuthige Berglandschaft beherr-
und dem nun auch in der Geschichte unserer Studien sehend, ein 87"1 hoher Hügelrücken, der eine mittel-
ein Ehrenplatz gesichert ist, Herr Carl Ferdinand alterliche Veste und das ärmliche Türkendorf Aja-
Mautner von Markhof, ermöglichte sie mir durch soluk trägt. Nahe an seinem Westfuß stand einst
eine namhafte freie Widmung, die er unter wach- der von König Kroisos geschmückte Wunderbau der
sender Antheilnahme im folgenden Jahre verdoppelt Artemis von Ephesus, bis zu dem einst die See

heranreichte. Überlieferter-
maßen in der Umgebung
dieses Heiligthumes und
zweifellos auf dem Hügel
' von Ajasoluk lag die alt-
griechische Stadt Ephesus,
von der sich sonst kein Bau-
rest mehr erhielt. Wie ich
in einer Abhandlung der
Denkschriften demnächst zu
zeigen hoffe, sind die Schick-
sale der Stadt hauptsächlich
aus der Naturgeschichte des
Thaies zu begreifen als ein
in Etappen geführter Kampf
mit dem Meere, von dem sie
das fortschreitende Alluvium
des Flusses und seiner Neben-
bäche immer weiter abdräng-
' 113 4 i 7 9 10 U te. Wie rasch sich der Boden

erhöhte, zeigt der alte Stylo-

P-ft f- • j / cfi. "ti 1 cv cr j. tl v x bat des Artemision, der nach

r <u» lJ,UJ,Uf« it iWUw», llJf«««. Fig. 16 Kaystroscbene.

_ . Humanns Nivellement rund

...... y««.. ..lM(.J,,'J,,n , .... .. . ... ,

' ' dritthalb Meter über dem

wiederholte, und für die Ausführung lieh mir Geheim- Spiegel der See erhoben ist, heute aber durchschnittlich

rath Dr Carl Humann in Smyrna seine treue Hand. sieben Meter tief unter der offenen Feldebene liegt.

Nach den berühmten Grabungserfolgen in Pergamon Um acht bis neun Meter also hat sich der Thalgrund

für jedes archäologische Vorhaben im Orient wie hier durch wechselnde Sand- und lehmartig fette

ein wissenschaftlicher Generalconsul thätig und öster- Erdschichten im Laufe von dritthalbtausend Jahren

reichischen Forschungen insbesondere von jeher erhöht. Dieses Wachsthum der Alluvion erklärt, dass

in freundschaftlicher Verbindung zugethan, lieferte im 4. Jahrhundert v. Chr. der Stylobat des Tempels

Humann ein durch Planaufnahmen unterstütztes tech- beim Neubau nach dem herostratischen Brande um

irisches Gutachten, welches die Grundlage für unser beinahe 3m höher herausrückte, und dass zu Beginn

seitheriges Beginnen in Ephesus bot, und widmete des dritten Jahrhunderts vor Chr. König Lysimachos

ihm, von der vorgesetzten Behörde in Berlin auf die ganze Stadt eine halbe Stunde im Thale weiter

unsere Bitte in entgegenkommender Weise beurlaubt, westlich an die zurückgewichene Küste verlegte.

zwei Monate eigener Arbeit, die letzten in voller Diese Neubegründung, welche das Artemision außer-

Thatkraft, die er aus seinem in Selbstvergessenheit halb im Lande zurückließ, wurde in bedeutendem
 
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