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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 7.1904

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Heft 2
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Stolz, Fr.: Römischer Votivstein und Porträtbüste in Neuschloß Matzen in Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.31584#0327
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147

Fr. Stolz

letzten Buchstaben S und zwischen Ll B und MER
der letzten Zeile in halber Höhe je ein Punkt gesetzt
ist. Nicht sicher läßt sich das Vorhandensein solcher
Punkte nacli dem ersten Buchstaben der dritten
Zeile P und nach MER der letzten Zeile feststellen.
Die obere Querhaste des zweiten T in THREPTE
(Z. 6) ist verkürzt aber sicher.

Über die Lesung der Inschrift kann ein Zweifel
nicht obwalten:

Fontan[i}s
Nymphis
P. Cornel{ius)

Diadume-
5 nus et Iuliia)

Threpte v[otum) siolverunt)
lib{entes) mer{ito).

Der Text dieser in schönen Buchstabenformen abge-
faßten Inschrift lehrt uns, soviel ich wenigstens aus
dem Artikel ,Nymphen‘ in Roschers Ausf. Lexikon
III I, 540 ff. ersehen kann, zum ersten Male ,fontanae
nymphae' kennen, die, rein äußerlich betrachtet, den
vöpcpai xpvjvatai (p 240) entsprechen, während bisher
nurWidmungen, wie,Fontibus etNymphis sanctissimis“
(CIL VI 166), ,Nymphis et fontibus“ (VII 171), ,Nym-
phis divinis' (XIV 46 a), ,Nymphis aeternis' (X5163)
u. ä. bekannt waren. Die ,fontanae Nymphae', mit

allerdings nicht gewöhnlicher Stellung des attributiven
Adjectivs, sind wohl kaum auffallender als die Gott-
heiten ,Fontanus‘ CIL II 150, X 6071 und ,P’ontana‘
CIL II 150, dienach Wissowa (Roscher, Lexikon I 2,
1498) aus der vielgebraucbten Bezeichnung der Quell-
gottheiten als ,fontana numina“ abstrahiert sind. Ist
doch im Grunde genommen einerseits der Quell, per-
sonificiert ,Fons, Fontus, Fontanus‘ (Wissowa, Reli-
gion und Cultus der Römer 182) oder ,genius nu-
minis fontis' ,numen nympharum aquae‘ (ib. Fußnote 6)
und anderseits die den Quell bewohnende Nymphe,
bez. die Nymphen (Gomperz, Griech. Denker I 22)
identisch. Nicht zu ersehen ist aus der Weihung,
ob es sich um einen heilkräfdgen Quell handelt,
dessen Nymphen sie dargebracht wurde, wie gerade
in den Donauprovinzen Weihungen an heilkräftige
Nymphen überaus häufig waren (Roscher, Lexikon
III I, 513). Ja aus der Fassung der Inschrift er-
hellt nicht einmal mit Sicherheit, daß es sich um
eine bestimmte Quelle handelt, obwohl hiefür meines
Erachtens die Wahrscheinlichkeit spricht (denn eine
nähere Bezeichnung derÖrtlichkeit derQuelle brauchte
es nicht, wenn man erwägt, daß der Votivstein seinen
ursprünglichen Standort jedesfalls an der Quelle selbst
hatte), immerhin aber könnte man, wie bei ,Fontibus‘
CIL II 466; VI 404 (Steuding in Roschers Lexikon
I 2, 1497) an die ,Quellnymphen‘ im allgemeinen

denken, denen dieser Stein geweiht werden solite.
Die Namen der Weihenden ,P. Cornelius Diadume-
nus‘ und ,Julia Threpte‘ haben nichts auffallendes.
Die Cognomina ,Diadumenus‘ und ,Threpte‘ treffen
wir gerade auf Inschriften des CIL III einige Male.
Vgl. 7408 ,L. Titonio, L. lib. Diadumeno' (Thrakien),
9777 ,Cn. (Seccio) Diadumeno‘ Dalmatien, 10183, 43
,T. R. Diad‘ (Salona), 12250 ,M. Quintio Diadumeno‘
(Magnesia in Asien). Vgl. ferner CIL V 736 ,C. Aqui-
leiensis Diadumenus“ (Aquileia). Das Cognomen
erscheint als Individualname *) CIL III 4797 und
4798 (Tanzenberg in Kärnten), IV 2356 (Pompeii,
ib. 2975 das Femininum (,Diadumene‘). ,Dirutiae
Threptae matri‘ liest man CIL III 9031 (Dalmatien),
,Threpte‘ 7912 (Thrakien). Außerdem sind im In-

Ö Der Kürze halber möge man diesen Ausdruck
entschuldigen. Gemeint ist er im Sinne der Äuße-
rung von W. Schulze, Zur Geschichte lateinischer
Eigennamen (Göttinger Abhandlungen V 5) S. 487:
„Aucli unter der Herrschaft des ausgebildeten römi-
schen Namensystems, das durch die bekannte Drei-

namigkeit charakterisiert wird, ist es zu allen Zeiten
zulässig gewesen, das Individuum mit nur einem
Namen zu bezeichnen. Nomen und Cognomen sind
für diesen Zweck im Princip gleichwertig; das Prä-
nomen bleibt der Regel nach auf den häuslichen oder
freundschaftlichen Verkehr beschränkt.“
 
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