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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 11.1908

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Münsterberg, Rudolf: Bronzereliefs vom Limes
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https://doi.org/10.11588/diglit.45356#0248
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R. Münsterberg

oben von links nach rechts abwärts rund ausgeschnittenen oblongen Bronze-
blech aus der Sammlung Hollitzer in Carnuntum (Taf. VIII), dessen Oberfläche
noch deutliche Spuren ehemaliger Versilberung aufweist: hoch links o*i85m, rechts
0Ί4111, unten breit o’i“; nur ist hier das über den linken Arm herabfallende
Mantelende vernachlässigt20). Im Zwickel darüber steht ein etwas mißratener
Adler, unten springt nach rechts ein Seepferd, das einigermaßen an den See-
panther von Brigetio21) erinnert. Daß dieses Relief aus Carnuntum stammt, ist
nicht hinlänglich bezeugt; sicher carnuntinischen Ursprunges ist eine ähnlich
geformte und gegliederte Bronzeplatte (nur im Gegensinn und nachträglich
beschnitten) mit der Hauptdarstellung einer Victoria, darüber gleichfalls der
Adler, unten Capricorn22). , Weißbronzeplatten' dieser Art, (auch im Gegensinn),
alle mit dem Adler im Zwickel, sind auch aus dem Kastell von Pfünz bekannt23);
eine davon (n. n) ist durch ihre Inschriften als militärisches Eigentum bezeichnet.
Über die Verwendung der so verschieden geformten Platten (abgesehen von
dem großen Weihrelief von Traismauer) wüßte ich keine auch nur halbwegs an-
sprechende Vermutung zu äußern. Nicht bedeutungslos ist vielleicht die auffällige
Zahl von phantastischen Seewesen (Triton, Scylla, Capricorn, Seepanther und
Seelöwe). Aus den Fundumständen ergibt sich als wahrscheinlich, daß die Reliefs
nicht bloß gegenständlich verwandt sind, sondern einem größeren Ganzen an ge-
hören : in Szamos-Ujvär wurden zwei Plattenpaare gefunden, in Brigetio neben
dem Ganymedesrelief das Fragment eines Seepanthers, das nach Analogie der
carnuntiner Bronzen zu ergänzen sein wird; mit der Hollitzerschen Bronzeplatte
ist das auf Tafel VIII (oben) abgebildete Bruchstück vereinigt, das dem Stil nach
auch dazu gehört und gleichfalls versilbert war.
Schließlich muß noch hervorgehoben werden, daß von den hier besprochenen
Zierblechen einige, wenn nicht etwa gar alle, oberflächlich, nicht durch Plattierung,
versilbert oder verzinnt waren, wovon sich allerdings nur geringe Spuren nach-
weisen lassen24). Diese Technik scheint auf griechisch-römischem Boden vordem

20) Ganz deutlich erscheint dieser Mantelwurf
auf einem Bronzeblech aus Trier (Illustr. Führer
S. 91 mit Abbildung), auch die hier den Gott be-
kränzende Viktoria hat den Mantel ebenso umgelegt;
ein Fragment anscheinend derselben Darstellung aus
Pfünz im Obergerm.-rät. Limes n. 73 Taf. V 5.
Im Gegensinn ist unser Mars dargestellt auf einer
silbernen Beinschiene des St. Ulrich-Museums in
Regensburg (Franziss, Bayern zur Römerzeit 264).
21) Jahreshefte VI 73 mit Abb. 35 unten.

22) Bericht des Vereins Carnuntum f. 1900 S. 107
Textfig. 20.
23) Obergerm.-rät. Limes n. 73, Taf. V II —15.
24) Jahreshefte VI 73; Obergerm.-rät. Limes n. 73
S. 21 f. und 37; dazu die Reliefs aus Traismauer
und aus der Sammlung Hollitzer. Vgl. Blinkenberg,
Archäol. Studien 91 mit Taf. II und Arch.-epigr.
Mitt. XI 15. Über die Versilberung oder Vergoldung
der Dolichenusreliefs s. Löschcke, Bonner Jahrbb.
CLXVII 66.
 
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